Anleihe-Boom der Schwellenländer: So profitieren Sie!
Das Emissionsvolumen steigt: Auch die Grenzmärkte legen immer mehr Anleihen auf. Mit welchen Investments sich die Chancen nutzen und Risiken vermeiden lassen.
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von Jörg Billina, €uro am Sonntag
Finanzminister Luis Caputo drückt aufs Tempo. Gleich in der ersten Woche des neuen Jahres legte Argentinien drei neue Anleihen auf und sammelte neun Milliarden Dollar ein. Damit hat die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas fast schon ein Drittel des gesamten Finanzierungsbedarfs für das Jahr 2018 gedeckt. Die Papiere stießen auf große Nachfrage. Der bis 2048 laufende Bond (ISIN: US 040 114 HR4 3) weist gegenüber der entsprechenden Bundesanleihe einen Renditevorsprung von immerhin 5,7 Prozentpunkten auf.
Die Eile Argentiniens erklärt sich mit dem Konkurrenzkampf um Anlagegelder. Auch Mexiko hat bereits in diesem Jahr den Kapitalmarkt angezapft. In den kommenden Wochen werden zudem Saudi-Arabien, Oman, Katar und Kuwait Staatsanleihen in Höhe von zusammen 44 Milliarden Dollar auflegen. Ebenso haben Indien, Indonesien und Frontier Markets wie das afrikanische Ghana angekündigt, sich Mittel am Kapitalmarkt beschaffen zu wollen. Gut möglich, dass die Schwellenländer 2018 das Rekordvolumen des vergangenen Jahres von 670 Milliarden Dollar an ausgegebenen Hartwährungsanleihen übertreffen.
Die erwartete Emissionsflut ist auch den angekündigten Zinserhöhungen der US-Notenbank geschuldet. Die Schwellenländer fürchten, dass Anleger sich weniger für ihre Papiere interessieren beziehungsweise Gelder abziehen, wenn ausfallsichere US-Treasuries im Zuge der Normalisierung der Geldpolitik wieder höhere Renditen bieten.
Im Werben um Kapital konnte Argentinien bislang mit der liberalen Wirtschaftspolitik von Staatspräsident Mauricio Macri punkten. Er beendete auch den Schuldenstreit mit US-Hedgefonds. Was Gläubiger besonders schätzen: Die Regierung will das Haushaltsdefizit von vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts abbauen. Aus dem Krisenmodus ist das Land aber noch nicht heraus. Auch gibt es wachsende Differenzen zwischen Regierung und Zentralbank wegen Zinspolitik und Inflationsziel. Sollte Macri die Unabhängigkeit der Notenbank einschränken, könnte dies auf die Anleihekurse drücken. Argentinien-Bonds sind daher weiterhin riskant.
Neben Hartwährungsanleihen geben die Schwellenländer vermehrt Papiere in lokaler Währung aus. Auch die "local currency bonds" wetteifern mittlerweile um die Gunst ausländischer Anleger. Die Papiere sind im Vergleich zu Anleihen der Industriestaaten weit höher verzinst. Auf Real lautende brasilianische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit werfen derzeit neun Prozent ab. Lokale Währungsanleihen bieten zudem die Chance auf Währungsgewinne. Doch nicht jeder Emittent beziehungsweise jede Devise wird den Erwartungen gerecht. In den vergangenen drei Monaten gab beispielsweise der südafrikanische Rand gegenüber dem Euro acht Prozent ab.
Mit erheblichen Kurschwankungen und Währungsverlusten müssen auch Investoren rechnen, die in türkische Lira-Staatsanleihen investierten. Das Land importiert weit mehr als es exportiert. Das Leistungsbilanzdefizit beträgt fast fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die Inflation ist auf rund zwölf Prozent gestiegen. Mit Zinserhöhungen ließe sich vermutlich die Teuerung in den Griff bekommen. Doch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan stellt Zinserhöhungen auf die gleiche Stufe wie Landesverrat. "Die Türkei ist das Land, das uns am meisten Sorgen bereitet", sagt Paul McNamara, Fondsmanager des GAM Local Emerging Bond.
Kredit vom IWF
Vor einem Einstieg in Hart- oder lokale Währungsanleihen müssen Anleger die möglichen Gefahren eines Zahlungsausfalls prüfen und während der Haltedauer die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in dem betreffenden Land kontinuierlich verfolgen. Sie können sich aber auch der Expertise eines Fondsmanagers anvertrauen. Wie McNamara hat auch Marco Rujer bislang die Investoren nicht enttäuscht. Der von ihm verantwortete NN Frontier Markets Debt Hard Currency (siehe auch Investor-Info) erzielte im vergangenen Jahr 13,3 Prozent, auf Sicht von fünf Jahren legte er um 23 Prozent zu. Ruijer investiert in Staaten, deren Volkswirtschaften noch nicht weit entwickelt sind. Alle Positionen im Fonds werden von den Ratingagenturen mit Non-Investment-Grade beurteilt.
Mit fast zehn Prozent gewichtet hat Ruijer beispielsweise Ägypten. Nach Jahren des politischen Aufruhrs und steigender Verschuldung haben sich die Perspektiven des Staats zuletzt deutlich verbessert. Der Internationale Währungsfonds IWF, der dem Land Kredite in Höhe von zwölf Milliarden Dollar zusagte, lobt den Reformwillen in Kairo. Auch das vor der Küste Ägyptens entdeckte Gasfeld Zohr reduziert die Gefahr einer Insolvenz. Das Land kann den eigenen Bedarf zunehmend decken und spart die Kosten für Energieimporte.
Favorit Indonesien
Weniger riskant aufgestellt ist der Berenberg Emerging Markets Bonds Selection. 60 Prozent der Mittel stecken in spekulativen Papieren, auf Investment-Grade-Anleihen entfallen 40 Prozent. Zu den Favoriten von Fondsmanager Robert Reichle zählt beispielsweise Indonesien. Im von der Weltbank aufgestellten Doing-Business-Index hat sich das Land binnen eines Jahres um 19 Plätze auf Rang 72 vorgearbeitet. "Zudem hat sich das Leistungsbilanzdefizit zuletzt deutlich verringert, Indonesien verfügt auch über hohe Devisenreserven", sagt Reichle. Das ist ein guter Puffer gegen schwankende Kapitalflüsse.
Der Fondsmanager will nicht ausschließen, dass das Land um eine weitere Stufe im Rating steigt. Moody’s beurteilt den Ausblick schon mal mit "positiv". Und die Kurse ziehen in der Regel bereits im Vorfeld eines Upgrades an.
Investor-Info
GAM Local Emerging Bond
Lokale Matadoren
Manager Paul McNamara investiert in Anleihen, die von Schwellenländern in lokaler Währung ausgegeben werden. Deutlich höher als im Vergleichsindex sind derzeit brasilianische Real-Anleihen gewichtet. Untergewichtet sind dagegen türkische Lira-Bonds. Zuletzt hat McNamara den Anteil kolumbianischer und peruanischer Titel aufgestockt. Voriges Jahr legte die auf Euro lautende Variante des Fonds um elf Prozent zu. Für Anleger mit hoher Risikobereitschaft.
NN Frontier MArkets Debt HC
Chancenreiche Reformer
Länder, die zur Gruppe der Frontier Markets zugerechnet werden, sind auf dem Sprung zum Schwellenland. Die Gefahr von Rückschlägen ist jedoch groß. Fondsmanager Marco Ruijer investiert daher nur dann in die meist auf Dollar lautenden Papiere, wenn die Länder bereits wachstumsfördernde Reformen eingeleitet haben. Chancen sieht er derzeit unter anderem in Ecuador, Sri Lanka und im Irak. Der währungsgesicherte Fonds ist eine starke Beimischung für das Depot.
Berenberg EM Bond Selection
Kooperative Schuldner
Fondsmanager Robert Reichle unterzieht die für ein Investment infrage kommenden Länder einer intensiven Analyse. Eine hohe Verschuldung, wie sie Ghana oder Ägypten aufweisen, ist nicht zwangsweise ein Ausschlusskriterium, solange die Wachstumstreiber in Takt sind beziehungsweise die Länder mit Institutionen wie dem IWF kooperieren. Die aktuell 87 Anleihen im Portfolio weisen eine durchschnittliche Rendite von rund fünf Prozent auf. Der Fonds sichert das Dollarrisiko durch Devisentermingeschäfte ab.
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