Nordic High Yield bleibt stabiler Hafen in einem unsicheren Marktumfeld
Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen und hoher Volatilität an den globalen Kapitalmärkten präsentiert sich der nordische High Yield-Markt erneut als verlässlicher Stabilitätsanker. Daniel Herdt, Portfoliomanager bei Lazard Asset Management, sieht mehrere strukturelle Merkmale, die dem Segment seine Widerstandsfähigkeit verleihen – und gleichzeitig für attraktive risikoadjustierte Renditen sorgen.
„Trotz hoher Unsicherheit am Markt hat sich Nordic High Yield auch im ersten Quartal 2025 deutlich robuster gezeigt als viele andere risikobehaftete Anlagesegmente“, erklärt Herdt. Das Renditeprofil sei dabei überdurchschnittlich attraktiv geblieben: „Aktuell beobachten wir ein Renditeniveau von rund 10 Prozent – bei sehr niedriger Zinssensitivität und deutlich geringerer Volatilität als in den traditionellen High Yield-Märkten“, so Herdt.
Strukturelle Vorteile fördern Stabilität und Performance
Die auch aktuell geringere Schwankungsbreite sei laut Herdt vor allem auf drei Faktoren zurückzuführen: „Zum einen handelt es sich um einen stark lokal geprägten Markt. Viele Unternehmen sind inländisch aktiv, was sie weniger anfällig für externe Schocks wie geopolitische Eskalationen oder Zollmaßnahmen macht.“ So liege der Exportanteil nordischer Unternehmen in die USA bei nur rund 9 Prozent – im Vergleich zu über 20 Prozent im EU-Durchschnitt.
Diese im internationalen Vergleich geringere Exportabhängigkeit mache den nordischen High Yield-Markt weniger anfällig für protektionistische Maßnahmen oder kurzfristige handelspolitische Volatilität. „Ein Großteil der nordischen Emittenten – häufig Micro Cap- oder Small Cap-Unternehmen – ist des Weiteren stark im heimischen Markt verankert und bietet überwiegend lokal ausgerichtete Dienstleistungen oder Produkte an“, so Herdt. Das reduziere die direkte Betroffenheit durch globale Handelskonflikte nochmals signifikant. Ausgenommen sind hier Sektoren wie Transport, Öl und Gas.
Zweitens dominieren im Segment nordischer Hochzinsanleihen Unternehmen ohne externes Rating. Diese meist kleineren, jungen Emittenten würden sich in einem strukturell ineffizienteren Marktumfeld finanzieren – und böten Investoren dafür eine Renditeprämie von im langfristigen Durchschnitt mehr als 200 Basispunkten gegenüber traditionellen Märkten.
Drittens sei ein Großteil der Papiere variabel verzinst. Dadurch entfalle nahezu vollständig die Zinssensitivität – ein erheblicher Vorteil in einem volatilen Zinsumfeld. Auch die Spreadsensitivität, welche durch die Kennzahl Spread Duration ausgedrückt wird, sei mit durchschnittlich rund 2,4 Jahren vergleichsweise kurz, was die Anfälligkeit gegenüber Spread-Ausweitungen zusätzlich reduziere.
Fundamentaldaten bleiben intakt – Ausfallrisiken niedrig
„Trotz schwächelnder Konjunkturdaten in Europa und anhaltender Volatilität bleiben die Ausfallraten im nordischen High Yield-Segment überschaubar – und zeigen erste Zeichen der Entspannung“, betont Herdt. Auch Frühindikatoren wie die sogenannte Distressed Ratio würden Entwarnung signalisieren: Lediglich zwei Prozent der Anleihen würden derzeit mit deutlichen Kursabschlägen unterhalb von 90 Prozent des Nennwerts notieren. „Das ist historisch niedrig – und spricht für die solide Kreditqualität vieler Emittenten“, erklärt der Experte.
Hinzu komme: Viele Unternehmen im Segment hätten sich bereits an ein Umfeld höherer Finanzierungskosten angepasst – durch variable Kupons und regelmäßige Refinanzierungen auf höherem Zinsniveau. „Das erhöht die Transparenz für Investoren und erleichtert die Einschätzung der Kreditqualität“, so Herdt.
Ausblick: Mehrrendite bleibt bestehen – Primärmarkt gewinnt an Tiefe
Für den weiteren Jahresverlauf sieht Herdt keinen Grund zur Skepsis: „Sollte sich die US-Handelspolitik etwas entspannen, erwarten wir eine stabile Entwicklung, sowohl auf der Renditeseite als auch beim Emissionsverhalten.“ Der Primärmarkt habe sich zuletzt lebhaft gezeigt, das Universum an investierbaren Titeln wachse kontinuierlich. Die Kombination aus steigender Marktbreite, solider Emittentenqualität und attraktivem Carry mache das Segment weiterhin besonders interessant.
Die Mehrrendite im nordischen High Yield-Segment gegenüber traditionellen Unternehmensanleihenmärkten sei weiter intakt: „Die strukturelle Prämie gegenüber traditionellen High Yield-Märkten bleibt bestehen – und in einem Umfeld, das von Unsicherheit und politischen Risiken geprägt ist, bietet Nordic High Yield eine überzeugende Balance aus Ertragspotenzial und Stabilität“, so Herdt abschließend.
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