Mittelstands-Anleihe Homann Holzwerkstoffe: Mit Polster in die Corona-Krise
Regelmäßig untersucht die Redaktion von €uro am Sonntag in Kooperation mit URA Research Mittelstands-Anleihen. Diesmal gilt der Anleihe von Homann Holzwerkstoffe unsere Aufmerksamkeit.
von Redaktion Euro am Sonntag
Geschäft: Das Familienunternehmen Homann Holzwerkstoffe ist ein in Europa führender Hersteller von Holzfaserplatten vor allem für die Möbel- und Türenindustrie und stark in der weniger wettbewerbsintensiven Nische dünner hochdichter Platten. 2019 verbesserten sich Umsatz und bereinigter operativer Gewinn (Ebitda) stärker als vorhergesagt. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote (inklusive nachrangiger stiller Beteiligung) erreichte die untere Grenze des 2014 genannten Ziels von 20 bis 25 Prozent; 2014 waren es nur acht Prozent. Für 2020 erwartet Homann einen leichten Umsatzrückgang gegenüber den 274 Millionen Euro aus 2019 und ein bereinigtes Ebitda von 40 Millionen, 2019 waren es 47 Millionen. Dies beruht auf der "sehr unsicheren" Annahme, dass Corona-bedingte Einschränkungen bei Kunden nur "wenige Wochen" dauern. Investitionen sollen "mit Augenmaß" fortgesetzt werden, etwa in Litauen, wo ein Produktionsstandort entsteht.
Zinszahlung: Die Zinsdeckung gemessen am bereinigten Ebit hat sich stetig verbessert und ist gut bis sehr gut. Der Cashflow vor Ertragsteuer und Zins betrug im Schnitt der vergangenen fünf Geschäftsjahre das Vierfache der gesamten Zinszahlungen. Angesichts der zuletzt hohen Liquidität von 30 Millionen scheinen die ausstehenden Zinszahlungen für die Anleihe gesichert.
Tilgung: Ein Großteil der Bankkredite wurde von polnischen Töchtern aufgenommen und ist umfangreich besichert. Die Anleiheemittentin ist eine Holding. Daraus folgt hohe strukturelle Nachrangigkeit der Bondgläubiger. Die Kennzahl "Nettofinanzschulden zu bereinigtem Ebitda" ist befriedigend. Der Free Cashflow war in den vergangenen vier Jahren deutlich positiv. Das Anlegervertrauen ist gut, nachdem die 2017 getilgte erste Anleihe wegen Unsicherheiten um ein neues Werk in Polen zeitweise als Wackelkandidat galt. Der zweite Bond stand meist über 100 Prozent und erholte sich auch vom Rückschlag in der Corona-Krise rasch. Die Refinanzierung sollte 2022 mit neuer Anleihe und Bankdarlehen gelingen. Es sei denn, es gibt wieder Verunsicherung, nun wegen des Werks in Litauen.
FAZIT: Die Situation hat sich seit Bondemission 2017 deutlich verbessert. Die Zinszahlungen sollten problemlos möglich sein. Die Refinanzierung 2022 könnte aber schwerer werden, wenn zuvor ein dritter Bond, etwa für die Expansion in Litauen, emittiert würde. Die Corona-Krise sollte mit dem Polster, unter anderem aus Liquidität und ungenutzten Kontokorrentlinien, bewältigt werden.
ISIN: DE000A2E4NW7
URA Research verwendet bei der Anleiheanalyse eine standardisierte Methode, die sich ausschließlich an den Interessen der Investoren orientiert. Zu den Kunden zählen Vermögensverwalter und Family Offices.
Weitere News
Bildquellen: travellight / Shutterstock.com, StockThings / Shutterstock.com