Katjes International-Anleihe: Marge noch nicht auf Ziel-Niveau
Mittelstandsanleihe des Monats: Regelmäßig untersucht die Redaktion von €uro am Sonntag in Kooperation mit URA Research Mittelstands-Anleihen. Diesmal gilt der Anleihe von Katjes International GmbH & Co. KG unsere Aufmerksamkeit.
von Redaktion Euro am Sonntag
Geschäft: Die familiengeführte Katjes International GmbH & Co. KG ist eine reine Holding mit den Geschäftsfeldern Süßwaren und neuerdings auch Kinderpflegeprodukte in Westeuropa. Dabei ist für die bekannten Katjes-Süßwaren in Deutschland allerdings die Schwestergesellschaft Katjes Fassin GmbH & Co. KG zuständig. Katjes International ist abhängig von Erträgen und Ausschüttungen der Tochtergesellschaften. Die Anleihegläubiger sind daher gegenüber den Gläubigern der Tochtergesellschaften strukturell nachrangig. Katjes hat in den vergangenen Jahren zahlreiche führende Markenfirmen zu günstigen Preisen übernommen, in Deutschland etwa Piasten (Nr. 1 bei Schokolinsen), Dallmann’s (Nr. 1 bei Salbeibonbons in deutschen Apotheken) und Bübchen (Nr. 1 bei Hautpflegeprodukten für Kinder). Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Umsatz akquisitionsbedingt (Bübchen) um 25 Prozent auf 101 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge betrug saisonal bedingt 3,1 Prozent. Für das Geschäftsjahr 2021 werden ein Umsatz von 230 bis 250 Millionen Euro und eine Ebitda-Marge von acht bis neun Prozent angestrebt.
Zinszahlung: Die um Sondereffekte bereinigte Ebit-Zinsdeckung per 30.6.2021 (annualisiert) ist kaum ausreichend. Dagegen betrug der Cashflow vor Ertragsteuern und Zinsen in den letzten fünf Geschäftsjahren im Schnitt das 2,2-Fache der Zinszahlungen. Damit sollten die künftigen drei Zinszahlungen (jeweils 4,7 Millionen Euro) aus dem Cashflow und der Liquidität (zuletzt 23 Millionen Euro) möglich sein.
Tilgung: Das Investorenvertrauen in Katjes ist hoch: Alle drei bisherigen Anleihen waren bei der Emission deutlich überzeichnet und notierten meistens über 102 Prozent. Dabei ist die Kennzahl "Nettofinanzschulden zu Ebitda" per 30.6.2021 (annualisiert und bereinigt um Sonderfaktoren) kaum ausreichend. Der Free Cashflow war nur in drei der letzten zehn Jahre positiv. Die Refinanzierung der 2024 fälligen Anleihe dürfte daher wieder über eine Folgeanleihe erfolgen.
Fazit: Katjes ist noch weit vom Ebitda-Ziel von zehn Prozent entfernt, wenn man die Sondererträge durch preisgünstige Akquisitionen herausrechnet (zum Beispiel 7,3 von 11,3 Prozentpunkten Ebitda-Marge 2020). Die Synergienutzung nach den Akquisitionen scheint noch Potenzial zu haben. Cashflow und vorhandene Liquidität dürften für die drei ausstehenden Zinszahlungen reichen. Bei der Refinanzierung der Anleihe in drei Jahren (110 Millionen), wegen des meist negativen Free Cashflows zum Beispiel mit einer vierten Anleihe, muss Katjes auf ein anhaltendes Investorenvertrauen in den Markennamen "Katjes" setzen; Letzterer gehört allerdings der Schwestergesellschaft.
ISIN: DE000A2TST99
URA Research verwendet bei seiner Anleiheanalyse eine standardisierte Methode, die sich ausschließlich an den Interessen der Investoren orientiert. Zu den Kunden zählen Vermögensverwalter und Family Offices.
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