HSH Nordbank: Warum die Anleihe durch die Decke geht
Für die Privatisierung des Krisenhauses HSH Nordbank gibt es Interessenten. Die Nachrangpapiere legen massiv zu. Anleger sollten auf's Kleingedruckte achten.
von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Für die HSH Nordbank liegen den Mehrheitseignern Schleswig-Holstein und Hamburg mehrere verbindliche Kaufofferten vor. Diese beziehen sich aufs ganze Institut, funktionierende Kernbank und defizitäre Abbaubank. Das hat die Kurse der Nachrangpapiere in die Höhe getrieben.
Staatliche Hilfen in der Krise hatte die EU-Kommission nur mit der Auflage genehmigt, dass das Geldhaus bis Februar 2018 privatisiert wird. Deshalb müssen die Verhandlungen bis dahin zu einem Vertrag führen. Interessenten werden nicht offiziell genannt. Es sollen Finanzinvestoren wie die US-Firmen Apollo, Cerberus und J. C. Flowers sein. Letzterer hält bereits einen Minderheitsanteil an der HSH.
Nennwert gesunken
Die Kurse der tief nachrangigen Tier-1-Anleihen sind mit den Nachrichten zum Gesamtverkauf massiv gestiegen. Es gibt mehrere solche Papiere in Euro und Dollar. Zinsen werden für sie seit einigen Jahren nicht gezahlt. Zudem ist im Zuge von Verlustbeteiligungen ihr Nennwert von 100 auf 52,4 Prozent heruntergeschrieben worden.
Das ist wichtig für Anleger, die überlegen, jetzt noch einzusteigen, weil sie auf die Rückzahlung durch den künftigen Eigner zu 100 Prozent hoffen. Denn die Tier-1-Papiere können mit einer Frist von zwei Jahren zum Buchwert von 52,4 Prozent gekündigt werden. Und von der Marke sind die aktuellen Börsenkurse nicht mehr allzu weit entfernt.
Es gibt dabei indes eine Ausnahme: Ein in Dollar emittiertes Nachrangpapier (ISIN: XS 022 114 140 0) kann nur zum Nennwert von 100 Prozent gekündigt werden. Dessen Kurs ist deshalb auch etwas höher als die Kurse der anderen Papiere. Allerdings wäre auch hier mit Verweis auf regulatorische Änderungen eine Kündigung zum niedrigeren Buchwert vorstellbar.
Rückkaufangebot möglich
Das wäre sicher mit Rechtsstreitigkeiten verbunden. Generell dürfte es bei der Kündigung zum Buchwert zu juristischen Auseinandersetzungen darüber kommen, ob die Verlustbeteiligungen rechtens waren. Vor diesem Hintergrund könnte ein Rückkaufangebot des neuen Eigners mit einem Aufschlag auf die 52,4 Prozent ein durchaus wahrscheinliches Szenario sein.
Allerdings könnte der Verkauf auch noch scheitern. So fordern Abgeordnete der Länderparlamente, genau nachzurechnen, ob die Länder ein Verkauf oder doch eine Abwicklung der Bank günstiger kommen würde. Vorsichtige Anleger könnten deshalb zumindest einen Teil ihrer Kursgewinne mitnehmen - gegenüber dem Stand von Juli dieses Jahres haben sich die Kurse ja letztlich verdreifacht.
ISIN: XS0142391894
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Bildquellen: HSH Nordbank, Stuart Franklin/Getty Images