Anleihe auf Walmart: Höhere Kosten tangieren kaum

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Für 90 Prozent der US-Bevölkerung ist der nächste Walmart nicht mehr als zehn Meilen (16 Kilometer) entfernt. Der weltweit größte Einzelhändler unterhält in den Staaten 4.600 Filialen. Trotzdem: Nicht wenigen US-Bürgern ist der Weg zu weit beziehungsweise die Suche nach Lebensmitteln oder Haarshampoos in den Regalen zu anstrengend. Sie nutzen neben dem stationären vermehrt das elektronische Einkaufsnetz.

Walmart-Chef Doug McMillon hat auf das veränderte Kaufverhalten längst reagiert. Nach erheblichen Anlaufschwierigkeiten ist seine Onlinestrategie inzwischen erfolgreich. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres stiegen die Internet­umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal um 40 Prozent.

Konkurrenzproblem

Eine von McMillons kreativen Ideen: In 700 US-Filialen können Kunden in sogenannten "pick­-up towers" die zuvor via Internet bestellten Waren abholen. Auch den Lebensmittellieferdienst baut McMillon aus. In Arizona testet Walmart den Einsatz von selbstfahrenden Autos, die Waren zum Kunden bringen.

Allerdings steht Walmart im Onlinegeschäft im Wettbewerb mit Amazon. Der mächtige Konkurrent kündigte jüngst die ­Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Dollar ab November an. Walmart zahlt bislang nur elf Dollar pro Stunde. Das ist ein Problem, denn Mitarbeiter sind gesucht, und Walmart hat unter Arbeitnehmern nicht den besten Ruf. Gerade hat sich der Großkonzern im Rahmen einer Sammelklage dazu bereit erklärt, rund 65 Millionen Dollar an Kassenmitarbeiter zu zahlen, denen Walmart eine Sitzgelegenheit verwehrt hatte. Der Personal­bedarf ist riesig. Im Sommer gab es im Einzelhandel 757.000 Job­angebote, rund 100.000 mehr als im Vorjahr. Walmart wird also wohl ebenfalls die Löhne anheben müssen.

Auch die US-Zölle gegen China bereiten dem Supermarktriesen Kopfzerbrechen. Der Einzelhändler bezieht aus dem Reich der Mitte Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar. Die künftig höheren Preise wird der Konzern jedoch nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergeben können. Am vergangenen Dienstag senkte Walmart die Gewinnziele.

Bondinvestoren müssen die Nachrichten jedoch nicht beunruhigen. Am Investment-Grade-Rating wird sich nichts ändern, auch wenn die Ratingagentur Standard & Poor’s den Ausblick im Mai wegen der aggressiven Übernahmepolitik des Konzerns von "stabil" auf "negativ" herabgestuft hatte. Mit einem Renditevorsprung gegenüber der entsprechenden Bundes­anleihe von drei Prozentpunkten ist die bis 2021 laufende Unternehmensanleihe attraktiv ver­zinst.

Verlockende Rendite:

Der Ratingausblick ist negativ aufgrund zahlreicher Über­nahmen. Anleger gehen zudem ein Währungsrisiko ein. Aber die hohe Verzinsung motiviert zum Kauf der Anleihe.
ISIN: US931142EJ83





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