Notenbanken ersäufen die Krisengefahr
Was passiert, wenn wir feststellen, dass sich die Krise nicht ersäufen lässt?
Wir überfluten die Krise so lange mit Geld, bis sie sich nicht mehr regt. So oder zumindest so ähnlich scheint das Motto der Notenbanken zu sein, um der schwelenden Finanzmarktkrise wieder Herr zu werden. Nachdem die US- Notenbank angedeutet hat, erneut mehr billiges Geld zur Verfügung zu stellen, ist der Bund Future wieder auf ein Niveau von 130,99% gesprungen. Noch am 17. September hatte er auf dem Monatstief von 129,08% notiert. Mit dem neuen Geldsegen werden Banken animiert, länger laufende Staatsanleihen und damit die Probleme vom Markt zu kaufen. Die Regierungen können so besser ihre drückende Zinslast reduzieren und die Europäische Zentralbank selbst hat schließlich auch kein Interesse daran, ihre Rentenpapiere im eigenen Portfolio abschreiben zu müssen. In diesem Fall sitzen die Notenbanken eindeutig am längeren Hebel.
In der Konsequenz werden die bestehenden Markttendenzen durch die neuen Ankaufprogramme der Notenbanken verstärkt. Von einer Trendwende sind wir weiter denn je entfernt. Aktien bleiben billig, Renten bleiben überteuert. Das Gespenst einer Rentenblase spukt damit weiter durch die Märkte.
Den Emittenten von Corporate Bonds ist trotz dieser Entwicklung freilich nicht bange. Sie emittieren auf dem niedrigen Zinsniveau munter weiter und sichern sich die günstigen Refinanzierungskosten auf Jahre hinaus. Es ist ja ob der geöffneten Geldschleusen der Notenbanken auch kein Wunder, dass sich der Markt nach wie vor für neue Bonds als aufnahmefähig erweist.
Es bleibt aber die Frage, was passiert, wenn man feststellt, dass sich die Krise doch nicht ersäufen lässt.
Fed hat Angst vor Deflation
14,3% der US-Amerikaner leben unter der Armutsgrenze.
An den internationalen Kapitalmärkten stand das Geschehen in dieser Woche ganz im Zeichen der Ergebnisse des FOMC-Meetings. Die US-Notenbank sah sich gezwungen, ihre grundsätzliche Bereitschaft zu zusätzlichen konjunkturstützenden Maßnahmen zu bekunden. Hierbei wurde auch auf die aktuell niedrige Inflation hingewiesen, die allerdings unter dem Niveau liegt, das der Ausschuss zur Förderung maximaler Beschäftigung und Preisstabilität ansieht. Diese Worte können als Zeichen einer aufkommenden Angst vor Deflation gewertet werden. Bedenken gegen neuerliche Staatsanleihenkäufe zur Stützung der Konjunktur sind somit zu vernachlässigen. Es wird also weiterhin Geld auf den unterschiedlichsten Wegen zur Verfügung gestellt. Im Verhältnis zu den bisher eingesetzten Geldern sind die Erfolge allerdings als sehr gering zu bezeichnen, denn in den USA wird das Jahrzehnt inzwischen als die verlorene Dekade bezeichnet. Dies ist aus Sicht der US-Bürger nachvollziehbar, da die Armut in den USA inzwischen auf den höchsten Stand seit 1994 gestiegen ist. In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass 14,3% der US-Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Vor dem Hintergrund eines nicht so ausgeprägten sozialen Sicherungsnetzes, wie wir es kennen, ist darin der gesellschaftspolitische Zündstoff zu sehen. Der US-Regierung bleibt keine andere Wahl, als die Wirtschaft mittels finanzieller Unterstützung zum Laufen zu bringen. Das Risiko hierbei ist aber, dass sich die Fed selbst der Flexibilität beraubt und sie berechenbar wird. In der Vergangenheit wurde solch ein Verhalten von den Märkten stets scharmlos ausgenutzt. Ob die neuen Regeln so etwas verhindern können, bleibt abzuwarten.
Damokles-Schwert der chinesischen Immobilienblase
China-Crash wäre schlimmer als US-Crash.
Die Entwicklung in China verzeichnet eine erstaunliche Ähnlichkeiten mit der US-amerikanischen der vergangenen Jahrzehnte. So wie einst in USA gibt es in China Anzeichen für eine Immobilienblase, die sich durch die zunehmende Neigung der Chinesen, ihren Wohlstand mit Kreditkarten zu finanzieren, noch verstärkt. Und so reift die chinesische Immobilienblase allmählich zum Damokles-Schwert, das über der Weltwirtschaft hängt. Ein China-Crash wäre schlimmer als einer in den USA, ist DWS-Chef Klaus Kaldemorgen überzeugt. Nicht zuletzt weil Häuser in China keinen stabilen Sachwert darstellen, bestehe die Gefahr einer panikartigen Verkaufswelle.
PIIGS-Staaten senden unterschiedliche Signale Griechenland beabsichtigt 2011 an den Kapitalmarkt zurückzukehren.
Bereits am vergangenen Freitag wirbelten Gerüchte um irische Banken den Rentenmarkt durcheinander. Vor dem Hintergrund der klammen Staatsfinanzen hielten sich Spekulationen über bevorstehende externe Finanzhilfen. Diese Ängste entpuppten sich allerdings als nicht haltbar und so konnte Irland im Laufe der Woche sogar am internationalen Kapitalmarkt als Schuldner auftreten. Die Nachfrage nach den Anleihen war wider Erwarten groß, aber dennoch musste die Regierung in Dublin deutlich höhere Zinsen zahlen als noch vor wenigen Monaten. Irland steht eine unruhige Zeit bevor, denn angesichts der hohen Verschuldung besteht nach Einschätzung der Irischen Zentralbank die Gefahr, dass die Sparziele verfehlt werden. Es kann also doch noch zu externen Hilfen kommen!
In diesem Zusammenhang ist es sicherlich nicht als schlecht zu bezeichnen, dass die AAA Bewertung für UK von Moody’s und für Deutschland von Fitch bestätigt wurde. Zusätzlich wurde auch die European Financial Stabiliy Facility mit AAA bewertet. Somit könnte man sich nach aktuellem Stand der Dinge als Emittent die niedrigen Zinsen zueigen machen.
Positive Schlagzeilen machte hingegen ein anderes Sorgenkind der letzten Monate. Griechenland sieht sich nach den Fortschritten bei der Umsetzung des griechischen Reformprogramms in der Lage, 2011 an den Kapitalmarkt zurückzukehren. Dies wurde vom griechischen Finanzminister Papakonstantinou in Aussicht gestellt, der allerdings großen Wert darauf legt, dass man dem Markt aber auch bis ins Jahr 2012 fern bleiben könne.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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