Vorsichtig wagen sich Bond-Anleger wieder aus der Deckung
Die Anleger an den Bond-Märkten wagen sich vorsichtig aus der Deckung.
Nachdem die Stimmung leicht ins Positive gedreht ist, sind wieder einzelne Käufer an den Markt zurückgekehrt. Dies lässt sich auch an den I-Traxx-Indizes ablesen, die – allerdings von einem hohen Niveau kommend – spürbar zurück gegangen sind. Die I-Traxx-Indizes sind so etwas wie die Angst-Barometer am Markt für Corporate Bonds.
Dennoch bleibt für die Anleger das Motto bestehen: "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste". Der Markt ist nach wie vor gereizt, so dass beim kleinsten Warnzeichen die zaghaften Käufer wieder vertrieben werden dürften. Die Suche nach Qualitätstiteln steht daher bei den kaufwilligen Investoren auch im Vordergrund. So besteht derzeit an den Börsen Berlin, Düsseldorf und München, an denen die Baader Bank Rentenskontren betreut, z.B. bei einem Bond von ThyssenKrupp (WKN A0Z12Y) mit Laufzeit 6/2014 und einem Kupon von 8,00% bei rund 4,3% Rendite Kaufinteresse. Ebenso findet eine Anleihe von BMW (WKN A0T5WS), die bis 8/2012 läuft und mit 3,3750% verzinst wird, ihre Käufer. Weiter im Fokus stehen auf norwegische Kronen lautende Emissionen von soliden deutschen Schuldnern wie die bis 8/2013 laufende Anleihe von Daimler (WKN A1GUUR), die mit einem Kupon von 3,3750% ausgestattet ist.
Der vorhandenen Neigung vieler Anleger, die Anleihen von Unternehmen denen überschuldeter Länder vorzuziehen, kommt entgegen, dass Moody’s den Ausblick für das Rating von Daimler mit einem positiven Ausblick versehen hat. Dieses war bisher mit stabil bewertet worden. Dasselbe gilt für Volkswagen. Bei beiden Autobauern schätzt Moody’s, werde sich die operative Entwicklung schneller und stärker vollziehen als ursprünglich geplant. Substanz wird eben doch noch belohnt. Dies dürfte sich für die beiden Unternehmen auch auf dem Bondmarkt niederschlagen.
Insgesamt aber ist es derzeit infolge der getrübten Konjunkturaussichten und der Staatsschuldenkrise selbst für Unternehmen mit guter Bonität schwierig, sich kostengünstig über den Kapitalmarkt zu refinanzieren. Durch die Verwerfungen am Kapitalmarkt und der stark gestiegenen Volatilität ist es demzufolge knifflig und komplex geworden, Neuemissionen angemessen zu preisen und am Kapitalmarkt zu platzieren.
Deutschlands Bestnote wackelt
Bis vor Kurzem waren es noch 17. Nach der Herabstufung der USA durch Standard & Poor’s waren es nur noch 16 Länder mit AAA-Rating. Doch wie lange wird dies noch so sein? Ende September werden der Deutsche Bundestag und der Deutsche Bundesrat über die geplanten Gesetzesvorhaben zum EFSF und zum „Euro-Rettungsschirm“ beschließen.
Die Begriffe Euro-Rettungsschirm und Europäische Finanzstabilisierungsfazilität sind sicherlich von den Politikern bewusst gewählt worden, aber hinter ihnen verbirgt sich ein Kredit- und Bürgschaftsprogramm. Dies versucht man durch die netten Umschreibungen zu kaschieren.
Deutschland wird mit der anstehenden Diskussion den Ratingagenturen in die Karten spielen und selbst die Argumente liefern, die das AAA-Rating infrage stellen wird. Spätestens bis zum Jahresende dürfte es daher eine Diskussion um die hohen Bonitätsstufen von Deutschland und Frankreich geben. Dies wäre nur mit einer Verkleinerung der Euro-Zone zu umgehen. Die Ratingagenturen können die Bürgschaften nicht einfach vernachlässigen. Die Zahlungen, die im schlimmsten Fall auf Deutschland zukommen, sind auch von der Wirtschaftslokomotive Europas nicht zu leisten. Diesbezüglich versuchen unsere Politiker immer noch, die Probleme zu verniedlichen. Die Gefahren für Deutschland sind aber immens gestiegen! Auch gilt die Verabschiedung des Kredit- und Bürgschaftsprogramms durch alle Euro-Parlamente weiterhin nicht als gesichert. Und sollten sich verschiedene Staaten nicht an das gegebene Wort halten, so wären Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten vorprogrammiert - mit verheerender Wirkung. Bis zum Jahresende wird es sich also zeigen, wie belastbar das System gemeinsame Währung ist, oder ob von Europa nur noch ein Scherbenhaufen übrig bleibt.
Klammheimlich verwässert Athen den Wert des Euro
Auch in Griechenland versucht man nun aus zwei „Lahmen“ einen „Gehenden“ zu machen. Aus den beiden Banken Alpha Bank und EFG Eurobank wird ein neues Kreditinstitut geformt, das unter Europas Finanzinstituten Platz 22 einnehmen wird. Mit dieser Fusion und einer darin enthaltenen Kapitalbeteiligung des Emirats Katar hofft man, den schrumpfenden Kundeneinlagen und Kreditausfällen Einhalt gebieten zu können. Außerdem soll der Zugang zum Kapitalmarkt wieder erleichtert werden.
Dass es schlecht um die Liquidität der griechischen Banken steht, kann auch daran abgelesen werden, dass Griechenland klammheimlich einen Liquiditätsfonds für die heimischen Banken aufgelegt hat. Dabei handelt es sich um von der Zentralbank Griechenlands geschaffenes Geld, das im Krisenfall in Anspruch genommen werden kann. Zwei Banken haben bereits 5 Mrd. Euro beantragt, weitere werden folgen. Diese Art der Geldschöpfung (ELA – Emergency Liquidity Assistance) birgt Gefahren in sich, denn dadurch wird die Geldmenge unkontrolliert aufgebläht und führt so zu einer Verwässerung des Wertes der gemeinsamen Währung Euro. Die Kosten tragen somit alle im Euro zusammengefassten Staaten - und damit die Bürger in Euro-Land.
Diese Meldungen aus Griechenland lassen bereits aufhorchen, aber auch andere Töne bezüglich des geplanten Tauschs von griechischen Staatsanleihen lassen die Sorgenfalten der Investoren nicht weniger werden. So stellt Griechenland nun die Forderung auf, dass sich mindestens 90% der privaten Gläubiger an der anstehenden, freiwilligen Umtauschaktion beteiligen. Ansonsten werde Griechenland in dieser Angelegenheit die Aktivitäten einstellen. Tolle Aussichten für die gebeutelten Rentenmärkte!
Berlusconi übt die Rolle rückwärts
D’accordo, der erste Test ist bestanden. Italien ist es in dieser Woche gelungen, über 7,7 Mrd. Euro Kapital mit unterschiedlichen Laufzeiten aufzunehmen. Die Emissionen waren zwar weniger überzeichnet als zuletzt im Juli, aber die Rendite der zehnjährigen Emission lag mit 5,22% auch unter den 5,77% vom Vormonat. Dies kann aber nicht als Vertrauensvorschuss für Rom interpretiert werden. Zu unsicher gebiert sich einmal mehr die Regierung Silvio Berlusconi, die nach Rücknahme der Reichensteuer nun auch die Anhebung des Renteneintrittsalters für Akademiker verschoben hat. So grassiert an den Märkten bereits wieder die Befürchtung, dass das Kabinett des Medienzaren das bereits geschnürte Sparpaket Schritt für Schritt verwässern wird, so dass am Ende kaum mehr was übrig bleibt. Berlusconi übt die Rolle rückwärts.
Anders stellt sich die Situation in Spanien dar. Die Regierung in Madrid hat zumindest bisher glaubhaft gemacht, dass sie es mit der Schuldenbekämpfung ernst meint. So wurde die Obergrenze für die Neuverschuldung auf 0,4% des Bruttoinlandsprodukts festgeschrieben. Daher dürfte auch die für heute angekündigte Emission einer fünfjährigen Staatsanleihe mit einem Volumen zwischen 3 und 4 Mrd. Euro von den Märkten ohne weiteres verdaut werden.
Nach Durststrecke kündigt sich am Primärmarkt wieder eine Emission an
Auch in dieser Woche gab es keine einzige Neuemission einer europäischen Unternehmensanleihe. Doch es scheint ein Licht am Ende des Tunnels zu geben. Für nächste Woche kündigte das Energieunternehmen EnBW eine Roadshow für Investoren an. Der Versorger plant eine potentielle Neuemission mit Hybridkapital (Schuldverschreibung mit Eigenkapitalcharakter). Inwieweit der Markt aufnahmefähig ist, bleibt abzuwarten. Mit Sicherheit wird das Unternehmen einen hohen Kupon zahlen müssen, um Investoren für den geplanten Hybridbond zu gewinnen.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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