Sind Corporates die besseren Staatsanleihen?
Die Gunst der Stunde nutzen.
Kaum war in punkto Griechenland die Katze aus dem Sack und der Nebel hatte sich gelichtet, da kam es zu einer wahren Flut an Neuemissionen. Die Refinanzierungskosten befinden sich weiterhin auf Rekord-Tief. Somit ist es kein Wunder, dass Unternehmen versuchen sich auf lange Sicht Geld zu leihen und somit die Niedrig-Zinsen über mehrere Jahre zu sichern. Noch vor Wochenfrist wagten sich die Unternehmen nicht aus der Deckung, aber jetzt waren viele Vorstände der Meinung die Karte „Corporates sind die besseren Staatsanleihen“ spielen zu können. Durch nachträgliche Veränderung der Anleihebedingungen hat man den solide wirtschaftenden Unternehmen einen großen Gefallen getan. Staatsanleihen werden zwar weiterhin nach Einschätzung der Politiker als krisensicher gelten und sind wegen der bevorzugten Handhabung bezüglich der Eigenkapitalunterlegung auch nicht wegzudenken. Aber bei ca. 1,5 Billionen in 2012 endfälligen Staatsanleihen sollte man vorsichtig mit den Marktteilnehmern umgehen und diesen nicht zuviel zumuten. Eine von Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret geforderte einheitliche CAC-Regelung bei Staatsanleihen hat sicherlich keine beruhigende Wirkung.
Hier nun eine kleine Auswahl der Neuemissionen:
Aus deutscher Sicht ist die bereits dritte Bondemission aus dem Hause Daimler in 2012 erwähnenswert. Der Autobauer konnte sich bis zum Jahre 2019 einen Betrag von 750 Mio. € in einer für Privatanleger freundlichen Mindeststückelung von 1.000 € zu 2,625% aufnehmen.
Aber auch der Essener Baukonzern Hochtief gab sein Debüt am Anleihemarkt. Die 500 Mio. € große Emission war bei den Anlegern sehr stark nachgefragt und konnte sich am ersten Handelstag bereits um 1,5% verteuern. Die jährliche Verzinsung beträgt 5,5% und auch hier wurde im Hinblick auf viele Privatanleger die kleinste Mindeststückelung von 1.000 € gewählt. Das Unternehmen Hochtief verfügt über kein Rating.
Das Versandhandelunternehmen OTTO GmbH emittierte eine kleine Anleihe über 150 Mio. € bei einer Laufzeit von 5 Jahren.
Aber auch andere Gesellschaften nutzten die Gunst der Stunde. So war u.a. die neue Anleihe des Pharmakonzerns Roche (A+) sehr gefragt. Der Konzern gilt als sehr sicheres Bondinvestment und muss daher jährlich lediglich 2,00% Zinsen für ca. 6 Jahre zahlen. Für 7 Jahre und 1,25 Mrd. € zahlt der Elektrotechnikkonzern ABB seinen Anlegern einen Kupon von 2,625%. Bei einer Mindeststückelung von 100.000 € ist die Schuldverschreibung allerdings eher für institutionelle Kunden geeignet. Der französische Baukonzern Vinci SA (Baa1) bot seinen Investoren jährlich 3,375% Zinsen, um sich für 8 Jahre verschulden zu dürfen. Und für 10-jährige Anleihen lobte das australische Telekommunikationsunternehmen Telstra (A2/A ) einen Kupon i.H.v. 3,5% und der französische Industriekonzern Saint-Gobain (Baa2) i.H.v. 3,625% aus. Für 15 Jahre musste Veolia Environnement für 750 Mio. € 4,625% p.a. zahlen.
Die Zeit macht erfinderisch und es gilt die Gunst der Stunde zu nutzen!
EZB plant den Ausstieg lieber heute als morgen
Genug ist genug. Das sagen sich einige Notenbanker, die sich an ihre eigentlichen Aufgaben erinnern. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wird offensichtlich laut über einen Ausstieg aus den Hilfsprogrammen zur Stabilisierung der Eurozone nachgedacht. Ziel muss es sein, den Ausstieg sukzessive und schonend für die Wirtschaft zu initiieren. In den vergangenen vier Monaten hatte die EZB den Banken mehr als 1 Bill. Euro zum "Schnäppchenzins" zur Verfügung gestellt, Staatsanleihen der EU-Krisenländer gekauft und den Leitzins auf den historischen Tiefstand von 1% geschleust. Die EZB möchte es künftig dem europäischen Rettungsschirm überlassen, Anleihen maroder europäischer Staaten zu kaufen und somit die Risiken verlagern. Die EZB wartet daher auf die notwendigen Entscheidungen europäischer Politiker. Die Pessimisten warnen allerdings davor, dass man auf eine Entscheidung der Politik lange warten kann. Denn eines ist gewiss: Die Bondkäufe der Zentralbanken stellen Risiken für die Bilanzen und die Reputation dar. Voraussetzung für einen solchen Beschluss seitens der Politik ist aber, dass man gemeinsam an einem Strang zieht. Während die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland, Niederlande, Österreich und einigen anderen Ländern eine positive Entwicklung aufzeigt, sieht es in Südeuropa weiterhin finster aus. Es ist daher eine gemeinsame Wirtschafts- und Fiskalpolitik notwendig, um diese Ungleichgewichte zu beseitigen. Und das ist Aufgabe der Politik und nicht der EZB.
Die Zeit drängt, denn alleine in 2012 müssen die Länder der Eurozone Anleihen im Volumen von ca. 1,5 Billionen zurückzahlen, deren Refinanzierung gesichert sein muss. Sollten also die Kapitalmärkte nicht mehr ohne "Stützräder" auskommen, so kann aus der Staatsschuldenkrise schnell eine Bankenkrise werden.
Der Tag der Entscheidung naht
Erpressen lassen oder verweigern?
Altbonds als trojanisches Pferd
Streichen Sie sich den morgigen 23. März rot in Ihrem Kalender an! Denn da läuft die Frist ab, bis zu der sich die Anleger von griechischen Anleihen, die nach internationalem Recht begeben worden sind, äußern müssen, ob sie sich freiwillig an dem Schuldschnitt beteiligen wollen oder nicht. Bis zum 11. April soll dann der Anleihetausch vollzogen sein. Sollten aber verschiedene Hedgefonds und andere Investorengruppen in einigen internationalen Anleihen so positioniert sein, dass sie über einen Anteil von mehr als 70% verfügen, so werden diese nicht freiwillig an dem Schuldenschnitt teilnehmen. Und schon wird es wieder spannend! Die Regierung in Athen steht dann wenige Tage vor den Neuwahlen vor der Entscheidung, sich entweder erpressen zu lassen oder sich zu weigern, die Anleihen zu 100% zurückzuzahlen. Diese zweite Variante oder aber die Nichtbedienung der Zinszahlungen würden definitionsgemäß einen Default bewirken. Dabei wird sich der Default allerdings nicht nur auf diese Gattungen beziehen, sondern auf alle ausstehenden griechischen Bonds. Athen wird sich also überlegen müssen, ob es diese Anleihen bedient oder nicht.
Wird die noch amtierende Regierung Griechenlands wegen der noch ausstehenden Altanleihen im Volumen von 18 Mrd. € einen Staatsbankrott riskieren oder allen anderen Altgläubigern gegenüber die Zweiklassen-Gesellschaft eingestehen? Es bleibt spannend!
Wann kommt Portugal zwischen die Mahlsteine?
Die Schlinge zieht sich zu.
Für den Markt ist es bereits jetzt klar, das nächste Griechenland wird Portugal sein. Obwohl es an den Geldmärkten in Europa nach den beiden Liquiditätsspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu einer Entspannung gekommen ist, verweilen die Prämien für Kreditausfallversicherungen Portugals in der Nähe ihrer Rekordhochs. Nach Ansicht des US-Vermögensverwalters PIMCO wird sich das Krisenland Portugal bereits im laufenden Jahr zu einem zweiten Griechenland entwickeln. Die Fondsmanager sind davon überzeugt, dass sich das erste Rettungspaket als unzureichend herausstellen wird. Eine Äußerung, die von sogenannten Experten als Unsinn bezeichnet wird – wie seinerzeit auch die pessimistischen Prognosen über Griechenland. Allein mir fehlt der Glaube. Dementsprechend dementierte der portugiesische Finanzminister Fernando Teixeira umgehend. Doch dürfte es tatsächlich nur noch eine Frage der Zeit sein, wann Portugal seine EU-Nachbarn um weiteres Geld bitten wird. Nach Schätzungen von Ökonomen wird die Wirtschaftsleistung allein im laufenden Jahr um 3,3% zurückgehen. Das ist der stärkste Einbruch seit den 70er Jahren. Dieses Schrumpfen der Wirtschaft ist die Folge des aufgezwungenen Sparprogramms, das Teil des mit EU und IWF vereinbarten Hilfspakets über 78 Mrd. € ist. Zwar sind viele Strukturen anders als in Griechenland, doch wie soll in einer Rezession mit einer Arbeitslosenquote von 14% die Haushaltsverschuldung von über 100% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) abgebaut werden?
Griechenland: Der Countdown läuft
Gefahr für die Demokratie
Die harten Sparmaßnahmen und der Einbruch der Investitionen haben die griechische Wirtschaft auf Talfahrt geschickt. Das haben inzwischen auch führende europäische Politiker erkannt und eingestanden. Sicher war es richtig die Auswüchse zu kappen, aber mit dem Spardruck hat man Griechenland für viele Jahre aller Perspektiven einer nachhaltigen Konjunkturerholung beraubt. Für das laufende Jahr rechnet die griechische Notenbank mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,5%. Das wäre das fünfte Rezessionsjahr in Folge! Innerhalb dieses Zeitraums hat die griechische Wirtschaft ein Fünftel ihrer Wirtschaftsleistung verloren. Auch die Arbeitslosigkeit erreicht mit 22% einen Rekordwert. Unter den 15 bis 29-jährigen sind fast 40% ohne Arbeit. Ein Pulverfass ohne Gleichen. Am Kapitalmarkt stellt man sich die Frage, ob die Rekordarbeitslosigkeit und die Rezession nicht der Nährboden für das Entstehen extremer Parteien im Vorfeld der im April anstehenden Neuwahlen sein könnte. Schon jetzt erwarten die Pessimisten (je nach Standpunkt auch die Optimisten), dass Griechenland freiwillig und mit dem Einverständnis der Mitgliedsländer aus dem Euroclub austreten wird. Denn ohne massive Abwertung der Währung, kann das Land in Europa nicht konkurrenzfähig werden. Und ohne Wirtschaftswachstum ist keine Besserung in Sicht. Also wird Athen nichts anderes übrig bleiben, als mit einem deutlich reduzierten Schuldenstand den Weg Argentiniens und Uruguays zu beschreiten. Das Ergebnis der Wahl wird diesen Prozess eventuell sogar noch beschleunigen.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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