Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Sicherheit ist Trumpf - Geld zum Nulltarif

25.05.12 11:37 Uhr

Sicherheit ist Trumpf - Geld zum Nulltarif | finanzen.net

Die Staatsschuldenkrise hat mittlerweile ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht.

In einer Zeit in der viele Industrienationen nicht wissen, ob sie sich die notwendige Refinanzierung noch leisten können, ist eine Nullzinskupon-Anleihe eines anderen Landes wohl einmalig. Wohlgemerkt, es geht nicht um einen Zerobond, also um eine Nullkuponanleihe, sondern um eine Anleihe die einen Kupon von 0,00% für zwei Jahre bietet und leicht unter pari emittiert wurde. Die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland hat gestern planmäßig eine zweijährige Bundesschatzanweisung mit einer solchen Ausstattung aufgelegt. Eine Nullzinskupon-Anleihe gab es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie! Man fragt sich nun, welche Anleger und aus welchen Gründen Deutschland Kapital zum Nulltarif leihen? Viele Investoren sind durch Anlagerichtlinien gezwungen in Staatsanleihen engagiert zu sein und durch die Bindung an entsprechende Indizes bleibt ihnen keine andere Wahl als in die Benchmark zu investieren. Die Gelder kurzfristig als Festgelder anzulegen wäre zwar unter den Gesichtspunkten Rendite und Kosten interessanter, allerdings ist die Risikobewertung der Bundestitel nicht mit den Tages- oder Festgeldanlagen vergleichbar und gilt als das Nonplusultra inpunkto Sicherheit.

Negative Kupons wird es zwar nicht geben, aber es ist nicht auszuschließen, dass dieser Irrsinn noch weiter geht und schon bald eine Nullkuponanleihe über Pari ausgegeben werden kann. Sicherheit hat ihren Preis und ist momentan das höchste Gut. Auf dieser Welle des Vertrauens surft unser Finanzminister bereits seit einiger Zeit und die Welle scheint ihn immer weiter zu tragen. Mit diesen Auswüchsen wird allerdings den Befürwortern der Eurobonds wieder in die Karten gespielt, denn es werden Begehrlichkeiten geweckt und der Ruf nach Solidarität wird laut. Sich an den Futternäpfen anderer zu bedienen, ist en vogue.

Eurobonds wir kommen!
Die Hintertür zum Hühnerstall wird geöffnet

Es steht 13:4. Falsch, es handelt sich nicht um ein Fußballspiel von Borussia Dortmund gegen den 1. FC Köln, sondern um den wachsenden Anteil der Euroländer, die von der guten Bonität Deutschlands profitieren wollen und Eurobonds fordern. Es geht also um den Schritt zur Vollendung der Transferunion. Doch Angela Merkel fährt - noch - die harte Tour. Viele Verträge sind über Monate verhandelt worden und diese werden auch nicht geändert, wenn ein neuer französischer Staatspräsident mit alten Ideen daher kommt. Die Pessimisten glauben aber nicht, dass sich unsere Bundeskanzlerin noch lange gegen das Ansinnen der Schuldensünder stemmen kann. Obwohl die gemeinsamen Anleihen den Problemländern jeden Reformdruck nehmen, wird erwartet, dass schon bald Eurobonds mit kurzen Laufzeiten emittiert werden, damit sich die klammen Staaten refinanzieren können. Um unserer Regierungschefin die Möglichkeit zu geben, ihr Gesicht zu wahren, könnten Eurobonds aber auch in einer anderen Verpackung, beispielsweise als Projektbonds, aufgelegt werden. Seitens der Bundesregierung sind solche Bonds zur besonderen Verwendung - begeben durch die Europäische Investitionsbank - nicht ausgeschlossen worden. Die Hintertür zum Hühnerstall wird also geöffnet und es kann nicht mehr lange dauern, bis die ersten Marder gesichtet werden.

Basel III
556 Mrd. US-Dollar als neues Eigenkapital gesucht

Die 29 als global bedeutend eingestuften Großbanken brauchen zur Erfüllung der Basel III-Anforderungen neues, zusätzliches Eigenkapital in Höhe von 556 Mrd. US-Dollar. Diese Zahl hat die Ratingagentur Fitch errechnet. Das bedeutet einen ca. 23%-igen Anstieg gegenüber dem aktuellen aggregierten Eigenkapital dieser Banken i.H.v. 2,5 Bill. US-Dollar. Obwohl die Basel III-Anforderungen bezüglich der Eigenkapitalausstattung erst Ende 2018 komplett zu erfüllen sind, möchten die meisten Finanzinstitute bereits deutlich früher ihre Hausaufgaben erledigt wissen. Die potenzielle Erhöhung des Eigenkapitals wird einen deutlichen Einfluss auf die mögliche Eigenkapitalverzinsung haben. Statt einer durchschnittlichen Eigenkapitalrendite (ROE) von knapp 11% in den vergangen Jahren, bedeutet dies in der Basel III-Welt einen ROE von nur noch 8 bis 9%. Interessant wird sein, welche ROE-Ziele die großen Häuser künftig verfolgen werden, was Aktien- und Bondinvestoren, deren Interessenlagen oftmals konträr sind, davon halten und ob mit mehr Risiko die Eigenkapitalrendite aufgebessert werden wird.

China ist Amerikas Liebling
Miles & More auf amerikanisch

Premiumkunden bekommen nicht nur beim Zahnarzt oder beim Autokauf eine Sonderbehandlung. Gleiches gilt auch für den größten Käufer amerikanischer Anleihen: China. Während Deutschland, Frankreich oder Kanada beim Kauf von US-Staatsanleihen über einen sogenannten Primärhändler gehen müssen, genießen die Chinesen eine Sonderbehandlung. Die Volksrepublik kann US-Bonds direkt beim Finanzministerium in Washington kaufen. Und das nicht erst seit gestern. Bereits seit Juni 2011 hat China diesen direkten Marktzugang. Alle anderen ausländischen Zentralbanken geben US-Banken, die als Primärhändler fungieren, ihre Orders. Die Banken bieten dann im Auftrag der Notenbanken bei den US-Bond-Auktionen. Damit spart sich der asiatische Staat die Provisionen für die Primärhändler und erhält bessere Konditionen als andere Länder. Kein Wunder, denn China hält nominal rund 1,17 Billionen US-Dollar an amerikanischen Staatsanleihen und ist damit der größte Gläubiger der USA.

Suez nutzt die Gunst der Stunde
Diskussion um Eurobonds bringt Leben in die Bude

Nachdem in den vergangenen Wochen nur wenige Unternehmen den Schritt an den Kapitalmarkt wagten, hat sich nun mit dem französischen Energieversorgungskonzern Suez GDF SA ein namhafter Emittent entschieden, die Gunst der Stunde zu nutzen. Mit insgesamt 3 Mrd. €, verteilt auf 3 Tranchen im Volumen von je 1 Mrd. € und Laufzeiten von vier, sechs und zehn Jahren, entsprach das Refinanzierungsvolumen den Bedürfnissen des Marktes. Die Nachfrage von über 7 Mrd. € übertraf das angestrebte Emissionsvolumen erheblich. Das Unternehmen ist mit A1/A bewertet und muss für die unterschiedlichen Laufzeiten lediglich jährlich 1,5%, 2,25% bzw. 3% zahlen. Die kleinste handelbare Einheit der in 2016 und 2018 fälligen Tranchen ist mit nominal 1.000,--€ als privatanlegerfreundlich zu bezeichnen. Die zehnjährige Laufzeit ist lediglich in 100.000,-- € Stückelung handelbar und somit mehr für institutionelle Anleger interessant.

Auch der Tabakhändler Philip Morris wurde am Kapitalmarkt aktiv und emittierte neue Bonds mit unterschiedlichen Fälligkeiten. Die 7-jährige Anleihe (im Volumen von 750 Mio. €) beschert den Anlegern einen jährlichen Kupon von 2,125% und die 12-jährige Anleihe (im Volumen von 600 Mio. €) von 2,875%. Die kleinste handelbare Einheit in Höhe von 100.000,--€ deutet allerdings nicht auf Privatkunden als Zielgruppe hin. Das Rating des Unternehmens wird mit A2/A angegeben.

In den nächsten Wochen könnte es zu einer deutlichen Belebung der Emissionstätigkeit kommen, da die aktuell niedrigen Zinsen den Refinanzierungsplänen der Unternehmen entgegenkommen. Und durch die vermehrte Forderung nach Eurobonds kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Zinsniveau durch Zugeständnisse unserer Regierung sich zu Ungunsten aller Emittenten entwickeln wird.

Euro-Bund-Future: Jede Woche ein Déjà vu, aber wie lange noch?

Selbst Investoren reiben sich nur noch verwundert die Augen, jede Woche ein neuer Höchststand beim Sorgenbarometer. Allerdings geht jeder Krug nur so lange zum Brunnen bis er bricht. Das will heißen, dies ist keine „never ending story“, aber niemand vermag zu sagen, wie lange das noch gut geht. Die Unsicherheiten in der Eurozone lassen die Märkte nicht zur Ruhe kommen. Viele Investoren sehnen sich nur noch nach Sicherheit und sind daher auch bereit, Minirenditen für ihr Kapital zu akzeptieren. Noch ist Deutschland der Fels in der Brandung, aber der Druck der Schuldensünder wird immer größer und so stellt man sich die Frage: „Wann wird unsere Regierung einknicken und die Stabilitätspolitik über den Haufen werfen?“

Die Antwort kennt allein der Wind und so steht auch die Frage im Raum: „Wird die Höchstmarke vom 23. Mai 2012 bei 144,28% nochmals durchstoßen oder ist nun alles vorbei? Eines ist aber sicher. Die Luft wird immer dünner und es ist zu befürchten, dass sich auch Deutschland dem Negativtrend der anderen Euroländer nicht dauerhaft entziehen kann. Somit ist nach dem Blick nach oben, auch vorsichtig nach unten zu schauen. Aus charttechnischer Sicht verlaufen die Unterstützungen aktuell bei 141,83% respektive 141,37%.

Staatsanleihen und sonstige Neuemissionen
USA mit 186 Mrd. US-Dollar Refi-Bedarf
Erster Nullkupon-Bonds des Bundes

In dieser Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen eines siebentägigen Refinanzierungsgeschäfts dem Geldmarkt die vorgesehenen 212,0 Mrd. € entzogen. Dieser Betrag entspricht der Summe der -im Rahmen des Ankaufprogramms- abgewickelten Transaktionen. Die EZB war erneut nicht am Kapitalmarkt aktiv. Somit erhielt die EZB von 70 Instituten (Vw.: 74) Gebote über 459,846 Mrd. € (Vw.: 441,270 Mrd. €). Der gewogene Durchschnittssatz betrug unverändert 0,26%.

In den USA wurden in dieser Handelswoche den Investoren verschiedene Papiere im Volumen von 186 Mrd. US-Dollar zum Kauf angeboten. Dabei handelte es sich um 30 Mrd. US-Dollar als 4-Wochen-, 30 Mrd. US-Dollar als 3-Monat-, 27 Mrd. US-Dollar als 6-Monat-, 35 Mrd. US-Dollar als 2-Jahre-, 35 Mrd. US-Dollar als 5-Jahre und 29 Mrd. US-Dollar als 7-Jahre-T-Bonds.

In Euroland wurden in dieser Handelswoche diverse Altemissionen Belgiens (A1GN5N / 2017; A1GZNB / 2022; A1GSKN / 2026; A1AJ3B / 2025) und der Niederlande (A1GY3T / 2015) aufgestockt. In Deutschland wurde das Emissionsvolumen der 2023 endfälligen inflationsindexierten Anleihe (103054) um weitere 1,5 Mrd. € auf insgesamt 3,5 Mrd. € erhöht. Bei einer 1,3-fachen Überzeichnung erfolgte die Zuteilung bei einer negativen realen Durchschnittsrendite von -0,24%.

Das besondere Ereignis aus deutscher Sicht war allerdings die planmäßige Emission einer neuen zweijährigen Bundesschatzanweisung (113738). Erstmals konnte bei einer Laufzeit von zwei Jahren ein Kupon von 0,00% festgeschrieben werden, ein Novum. Dennoch übertraf die Nachfrage das Angebot um das 1,7-fache und die Zuteilung der Gebote erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von 0,07%. Das Emissionsvolumen inklusive der Marktpflege beträgt 5 Mrd. €.

Währungsanleihen: Euro als Januskopf

Ein altes Sprichwort sagt: „Eines ist gewiss, nichts bleibt wie es ist.“ Leider trifft das aktuell nicht auf den Euro zu. Gegenüber dem US-Dollar reichte es lediglich zum zwischenzeitlichen Durchatmen bei 1,2824, denn mittlerweile setzt er seinen Abwärtstrend weiter fort und ist inzwischen unter die Marke von 1,26 abgetaucht. Dollar ist aber nicht gleich Dollar und so präsentiert sich die Gemeinschaftswährung gegenüber dem australischen Dollar bereits seit Jahresbeginn (1,2689) fester und erreichte mit 1,3028 ein neues 5-Monats-Hoch.

Die aktuelle Diskussion um die Zukunft des Euros veranlasst immer mehr Privatanleger, ihr Depot auf den Fall der Fälle vorzubereiten. Entsprechend werden immer wieder Fremdwährungsanleihen zur Risikoabsicherung geordert. Insbesondere Anleihen in brasilianischem Real, australischem Dollar und norwegischer Krone stehen unter Beobachtung der Euro-skeptischen Investoren.


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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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