Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Querdenken ist erlaubt!

16.08.12 14:42 Uhr

Querdenken ist erlaubt! | finanzen.net

Leider sind auch gute Ideen derzeit in Europa nicht konsensfähig. Finnlands Finanzministerin Jutta Urpilainen hat für die Krisenländer...

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... Pfandbriefe nach internationalem Recht vorgeschlagen, um die Kreditwürdigkeit und Attraktivität derer Anleihen erheblich zu steigern. Diese neuen Staatsanleihen der Problemländer sollen mit Vermögenswerten wie Immobilien oder Anteilen an staatlichen Unternehmen sowie künftigen Steuereinnahmen besichert werden. Die Finnen haben in den neunziger Jahren gute Erfahrungen mit dieser Art von Anleihen gemacht. Querdenken ist erlaubt, denn mit den alten Mustern kommt man nicht mehr weiter.

Die Resonanz auf diesen Vorschlag aus Skandinavien war aber dennoch gleich Null. Verwundert sollte man deshalb aber nicht sein, denn wieso sollte eines der südeuropäischen Länder Staatseigentum verpfänden, wenn es risikoärmere Wege gibt, an Hilfsgelder zu kommen. Griechenland ist ein Beispiel dafür, wie man auch ohne Erfüllung der Bedingungen der Geldgeber immer wieder an Geld kommt und zusätzlich sogar weiterhin die Goldreserven sein Eigen nennen darf.

Querdenken II.
Fehlt unseren Politikern der Mut oder der Weitblick?
Die Schulden sind für alle da!

Die Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB), die angedachte Ausstattung des Rettungsfonds ESM mit einer Banklizenz und die Rettungspakete für die notleidenden Länder sind mit einer Symptombehandlung in der Medizin vergleichbar. Die Therapie ist die eigentliche Ursache für die Beschwerden des erkrankten Euro. Die Unterschiede in den Kosten und der Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Euroländer haben die Regierenden überhaupt noch nicht in Angriff genommen. Halbherzige Reformen können diese Unterschiede nicht nivellieren. Nach den ursprünglichen Vorschlägen zur Einführung eines Nord- und eines Süd-Euros wird inzwischen die Einführung einer Guldenmark in wettbewerbsfähigen Ländern wie den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland parallel zum Euro vorgeschlagen. Die jetzige Europäische Gemeinschaftswährung soll dann zu dieser stabilen Währung abgewertet werden können. Das würde helfen, zwischen Nord und Süd die Wettbewerbsunterschiede auszugleichen. Obwohl das Konzept ein sinnvoller Ansatz wäre, werden Frankreich, Italien und Spanien keine Separation Deutschlands zulassen, die zu einer weiteren Erstarkung des Landes führt. Stattdessen ist die Sozialisierung der Schulden die Devise der Stunde. Gemäß dem Motto: „Die Schulden sind für alle da“.

Heißer September: Warten auf Karlsruhe
Volatile Märkte vorprogrammiert

Das Bundesverfassungsgericht (BverfG) in Karlsruhe wird immer mehr zum Zünglein an der Waage. Die Augen der Öffentlichkeit sind auf den 12. September gerichtet, an dem Andreas Voßkuhle, der Präsident des BVerfG über das Eilverfahren und damit über die Zulassung der Klagen gegen den Rettungsschirm ESM und den Fiskalpakt entscheidet. Beide sind wichtige Eckpfeiler der Euro-Rettungsversuche und gegen beide Vertragstexte laufen bereits mehrere Klagen. Eine neue Verfassungsbeschwerde einer Gruppe von Klägern um den Berliner Finanzwissenschaftler Markus Kerber will nun erreichen, dass das BVerfG vor seinem Urteil eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) abwartet. Denn unter anderem liegt dem EuGH bereits eine Klage des irischen Parlamentsabgeordneten Thomas vor, dass der ESM nicht mit dem EU-Recht vereinbar sei. Das BVerfG will aber dennoch am ursprünglichen Termin, dem 12. September, festhalten. Somit könnte es noch zu einem heißen September kommen! Denn am 11. September will die EU-Kommission ihre Vorschläge zur Bankenunion unterbreiten, am 13. September wird die Fed über ihre Zinspolitik entscheiden und dazwischen, am 12. September, wird sich Karlsruhe zu Wort melden. Für Spannung und volatile Märkte ist also gesorgt!

Nutznießer Deutschland?
Neid muss man sich hart erarbeiten, Mitleid wird einem geschenkt

Euro-Krise hin oder her. Deutschland kann sich wider Erwarten der Talfahrt der Eurozone entziehen. Das zeigt die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal dieses Jahres. Das deutsche BIP legte um 0,3% zu, statt 0,1%, wie von den Ökonomen erwartet. Während die Geschäfte mit den Krisenstaaten wie Griechenland und Spanien einbrachen, sorgte die Nachfrage -als Folge der Euroschwäche- in Asien und den USA für positive Impulse. Da asiatische Länder wie China deutliche Rückgänge im Export mit der Eurozone verzeichnen, lockern Notenbanken wie die im Reich der Mitte die geldpolitischen Zügel oder werten ihre Währung ab. Von dieser Stimulierung der Wirtschaft profitiert am Ende dann wieder Deutschland. Nun aber davon auszugehen, dass Deutschland immer nur der Nutznießer der Krise in Euroland sei, ist falsch. Der finanzielle Vorteil wäre mit einem Schlag vernichtet, wenn Deutschland seinen Garantieverpflichtungen nachkommen müsste. Dies wird bei der Berichterstattung über die nörgelnden Deutschen immer wieder vernachlässigt und es bestätigt sich somit die alt bewährte These: „Neid muss man sich hart erarbeiten, Mitleid wird einem geschenkt“.

Anlegertrends: Abwägung zwischen Risiko und Rendite notwendig
Keine Angst vor Dexia-Pleite?

Obwohl Belgien schon seit vielen Monaten mit hohen Schulden kämpfen muss, kann es jetzt noch dicker kommen. Neuerliche Garantien für die Dexia-Bank könnten Belgiens Regierung überfordern und den Staatshaushalt sprengen.

Dennoch scheinen sich viele Privatanleger in dieser Phase zu antizyklischem Verhalten durchzuringen. Das Vertrauen in die Leidensfähigkeit Belgiens ist anscheinend ungebrochen. Nur so ist es erklärlich, dass Anleger beherzt bei ausgewählten, gedeckten Dexia-Anleihen zugreifen. Eine erhöhte Nachfrage ist u.a. in der am 18.05.2016 fälligen Anleihe mit einem Kupon von 3,75% (A1GRF1) zu registrieren. Diese Anleihe rentiert aktuell bei ca. 2,08%. Eine weitere Anleihe (A1A1JG) ist am 25.01.2016 fällig und rentiert als 2,75%-iges Papier bei ca. 1,94%. Diese Rendite ist aber auch bei einer auf Euro lautenden Anleihe der Türkei (A0AU93) zu erzielen, die am 20.02.2014 endfällig ist.

Es ist also weiterhin klar erkenntlich, dass Investoren eine bewusste Abwägung zwischen Risiken und den damit verbundenen Renditen vornehmen.

Corporates: Procter & Gamble nutzt Unterversorgung aus
Suche nach guten Adressen hält an

Dem Primärmarkt für Euro-Corporates war in der gerade abgelaufenen Handelswoche zum zweiten Mal in Folge die sommerliche Ruhe anzumerken. Bei der Doppel-A-Adresse Procter & Gamble zeigt sich jedoch, dass der Kapitalanlagebedarf nach wie vor sehr hoch ist und Opportunitäten seitens der Investoren gern genutzt werden. Insgesamt wurden für das im August 2022 endfällige Wertpapier Zeichnungsorders im Volumen von mehr als 6 Mrd.€ abgegeben. Emittiert wurde lediglich 1 Mrd. € mit einem Kupon von 2%. Die Leadmanager waren Deutsche Bank, HSBC und Morgan Stanley. Gepreist wurde die Anleihe bei 25 BP über Midswaps, nachdem die erste Spread-Indikation noch im Bereich von 35 BP über Midswaps gelegen hatte. In den ersten Handelsstunden verteuerte sich die Anleihe zudem um weitere 10 BP, was den derzeitigen Kapitalanlagebedarf im A-Bereich für Unternehmensanleihen widerspiegelt.

Euro-Bund-Future: Hält die 140% oder ist die Trendwende vollbracht?
Hält die 140% oder ist die Trendwende vollbracht?

Lange mussten die „Bären“ darauf warten, aber nun endlich hat sich der Euro-Bund-Future angeschickt, eine Korrekturphase zu starten. Dies ist nicht besonders positiver Meldungen aus den krisengeschüttelten Eurostaaten zu verdanken. Nein, viele Investoren sind nicht mehr bereit, sich für ihre Risiken mit solch geringen Renditen abspeisen zu lassen und suchen nach Alternativen. Versicherungen machen es vor, nehmen Gewinne mit und engagieren sich verstärkt im Energiesektor. Dadurch kommt das Rentenbarometer automatisch unter Druck. So ist es auch in den vergangenen Handelstagen geschehen. Die Blicke der Handelsteilnehmer richten sich somit immer mehr auf die aktuell bei ca. 140.10% verlaufende 200-Tage-Linie. Zusammen mit der psychologisch wichtigen Marke von 140% und dem Tief vom Juni bei 139,72% ist dieser Bereich für die weitere Entwicklung des Euro-Bund-Future von immenser Bedeutung. Eine zwischenzeitliche Stabilisierung kann den Kontrakt allerdings auch wieder bis auf 142,64% ansteigen lassen.

Neuemissionen: Athen kann sich für 3 Monate Luft verschaffen
EZB bereits seit 22 Wochen abstinent. Aber wie lange noch?

Auch in dieser Woche übte sich die Europäische Zentralbank in punkto Ankauf von Staatsanleihen krisengeschüttelter Euroländer in Zurückhaltung. Somit wurden bereits seit 22 Wochen keine Aktivitäten mehr vermeldet. Wann also im Rahmen dieser umstrittenen Maßnahme wieder Stützungskäufe vorgenommen werden, bleibt abzuwarten. Bisher versucht Mario Draghi mittels nebulöser Ankündigungen immer wieder die Phantasie der Marktteilnehmer zu beflügeln und zugleich sich und seinen Vasallen Zeit zu erkaufen.

In den vergangenen Handelstagen wurde gespannt auf die Refinanzierung Griechenlands mittels Geldmarktpapieren gewartet. Am Dienstag war es dann endlich soweit und Athen konnte insgesamt 4 Mrd. € für die Dauer von 3 Monaten refinanzieren. Die Konditionen waren gegenüber der vorherigen Auktion etwas gestiegen ( 4,43% gegenüber 4,28%).

Währungsanleihen: Euro gegenüber US-Dollar stabil
Anleger nutzen NOK-Korrektur zum Einstieg

In den letzten Tagen trat der Euro gegenüber dem US-Dollar auf der Stelle und konnte seinen Aufwärtstrend nicht weiter fortsetzen. Die europäische Gemeinschaftswährung pendelt somit um die Marke von 1,23 und die Marktteilnehmer warten auf neue Erkenntnisse bezüglich irgendwelcher Maßnahmen zur Krisenbewältigung. Eine positive Entwicklung (von 2,1833 auf 2,2273) konnte der Euro aber gegenüber der türkischen Lira vermelden. Dies ist allerdings den eigenen Problemen des Landes geschuldet, das mit einer Inflationsrate von ca. 9% kämpft und das Platzen einer Immobilienblase verhindern muss. Allein der Anstieg der Wohnungspreise hat im Juli ca. 11,5% betragen. Allerdings hat die Türkei weiterhin den Vorteil nicht im starren EU-Korsett zu stecken. Dadurch kann man noch selbst gegensteuern.

Durch die unterschiedlichsten Meldungen gibt es für Investoren immer wieder Gelegenheiten sich bei Fremdwährungsanleihen zu engagieren. In dieser Handelswoche wurde davon z. B. rege Gebrauch gemacht bei Anleihen in norwegischen Kronen, nach einer Korrektur von 7,2435 bis auf 7,3375. Aber auch bei Anleihen lautend auf Renminbi sowie auf australische und neuseeländische Dollar konnte ein gesteigertes Anlegerinteresse festgestellt werden.


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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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