Personalkarussell der EZB beginnt sich zu drehen
Als Irlands Finanzminister Paschal Donohoe noch vor Sitzungsbeginn der Euro-Gruppe in dieser Woche die Bewerbung "seines" Notenbankchefs Philip Lane zurückgezogen hatte, war der Weg für Luis de Guindos geebnet.
Der spanische Wirtschaftsminister wird den Posten des Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) von dem Portugiesen Vitor Constancio übernehmen, was für die 2019 anstehende Wahl des Chefpostens als richtungsweisend gelten kann. Denn nun sind die Aussichten für den zumindest in den "Nordländern" der EU sehr geschätzten Bundesbank-Chef Jens Weidmann, Mario Draghi an der EZB-Spitze zu beerben, vorsichtig ausgedrückt, nicht schlechter geworden.
Draghis Amtszeit endet im Oktober 2019. Und den bisherigen Usancen folgend werden die EZB-Chefposten stets von einem Nord- und einem Südeuropäer besetzt. Diese verfolgen traditionsgemäß unterschiedliche Philosophien. Während de Guindos als Verfechter einer eher expansiven Geldpolitik mit niedrigen Zinsen als "Taube" gilt, gehört Weidmann als ein ausgesprochener Protagonist einer straffen Geldpolitik den "Falken" an. Immer wieder hatte der Bundesbank-Chef in den vergangenen Monaten und Jahren die Flutung der Märkte durch EZB-Gelder kritisiert und eine weniger expansive Geldpolitik gefordert. So gesehen, wissen die europäischen Finanzpolitiker, was sie von Weidmann zu erwarten hätten. Nachdem die bisherigen EZB-Präsidenten aus den Niederlanden, Frankreich und Italien kamen, also aus zwei Südländern und einem der Nordhälfte, wäre nun ein Deutscher schlichtweg "endlich mal dran". Doch mit Axel Weber stand schon einmal ein Bundesbanker davor, die EZB-Spitze zu bekleiden. Im Streit um die grundsätzliche geldpolitische Ausrichtung der EZB aber hatte Weber zurückgezogen - und den Weg für Draghi freigemacht.
Jedenfalls muss die Nachfolgeregelung für Draghi im Kontext des gesamten Personalkarussells gesehen werden, das sich in der EZB zu drehen beginnt. So gilt es, 2019 im EZB-Direktorium den Posten des Belgiers und EZB-Chefvolkswirts Peter Praet neu zu besetzen, bevor Ende 2019 der Franzose Benoit Coeure ausscheidet. Bereits Ende dieses Jahres endet die Amtszeit der Chefin der EZB-Bankenaufsicht, der Französin Daniele Nouy. Und ganz nebenbei finden im Jahr 2019 die Europawahlen statt, in deren Folge weitere politische Führungspositionen zu besetzen sein werden.
Neben Weidmann gilt auch der Chef der niederländischen Zentralbank, Klaas Knot, als Kandidat für die Draghi-Nachfolge. Knot und Weidmann vertreten zwar ähnliche Positionen, allerdings tritt der Niederländer diplomatischer auf und wäre daher für die Südländer gegebenenfalls eher zu akzeptieren. Und ganz abgeschrieben scheint auch der Ire Lane noch nicht zu sein, nachdem er das Rennen um die Vize-Position verloren hat. Das Personalkarussell in der EZB muss also fein austariert werden, um zukünftig eine Unwucht zu vermeiden.
Sollte Weidmann tatsächlich das Rennen an der EZB-Spitze machen, würde dies nicht auf einen Schlag die Situation an den Märkten ändern. Aber auf mittlere Sicht dürfte die Aussicht bestehen, dass die EZB ihre marktverzerrende Geldpolitik zügig zurückfahren wird. Weidmann wäre der Schleusenwärter, der die aktuelle geldpolitische Schwemme der EZB wieder eindämmen könnte.
Die Finanzmärkte im Schatten der Notenbanken
Normalerweise sagt man immer: "Wenn Du nicht mehr weiterweißt, dann bilde einen Arbeitskreis". Dies trifft im übertragenen Sinne auch auf die Notenbanker zu, und deshalb trifft man sich in gewissen Zeitabständen zu geldpolitischen Beratungen. Um den Marktbeobachtern eine Möglichkeit zu geben, in die Gedankenwelt der Währungshüter einzutauchen, hat man sich bei der US-amerikanischen Notenbank (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) vor längerer Zeit entschlossen, die Protokolle der Sitzungen mit einem zeitlichen Delay zu veröffentlichen.
Auf der Ratssitzung am 30. und 31. Januar wurde bei der Fed nicht nur der Wechsel an der Spitze vollzogen, sondern auch das Zinsniveau bestätigt. Die anschließenden Kommentare ließen allerdings nicht darauf schließen, dass man Zweifel an der bisherigen Markterwartung - mehrere Zinsanhebungen im Laufe des Jahres - hegen muss. Diese Einschätzung hat sich nach der Analyse der gestern publizierten Minutes nicht geändert, denn die Notenbanker äußerten die Zuversicht, dass die Inflation in diesem Jahr anziehen und man mittelfristig die angepeilte Teuerungsrate von 2% erreichen wird. Somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf eine Zinserhöhung bereits im nächsten Monat deutlich.
Aber auch das heute Nachmittag zu veröffentlichende EZB-Sitzungsprotokoll vom 25. Januar wird infolge der Äußerungen Draghis zum Euro-Wechselkurs insbesondere im Hinblick auf Kommentare zu den Risiken für das Erreichen des Inflationsziels in Augenschein genommen. Denn mit der bisherigen Aufwertung des Euros ist die anvisierte Inflationsrate von annähernd 2% wieder in weite Ferne gerückt. Zumal die Wechselkursrhetorik des US-Finanzministers Steven Mnuchin sowie die Schuldenpolitik der US-Regierung nicht dazu geeignet sind, mit einem festeren US-Dollar zu rechnen. Der Handlungsspielraum für die Währungshüter in der Eurozone ist somit deutlich eingeengt worden, und die Marktbeobachter erhoffen sich Hinweise auf die weitere Vorgehensweise.
Jedoch geht es bei Notenbanksitzungen nicht nur um die weitere Geldpolitik, sondern in diesen Tagen auch um anstehende Personalentscheidungen. So wird sicherlich auf der am gestrigen Mittwoch abgehaltenen "Nicht-geldpolitischen EZB-Sitzung" viel über anstehende Personalien (Vize-Chef und die Folgen der Korruptionsvorwürfe gegen den lettischen Zentralbankchef) gesprochen worden sein. Doch auch in den USA sind noch einige Positionen bei der Fed zu besetzen. Und nicht zuletzt steht nach der erneuten Nominierung des bisherigen japanischen Notenbankchefs, Haruhiko Kuroda, für weitere fünf Jahre noch die Bestellung zweier Stellvertreter aus. Die Wahl ist hierbei auf den Bank of Japan-Direktor Amamiya und den Universitätsprofessor Wakatabe gefallen, der als Vertreter einer aggressiven geldpolitischen Lockerung gilt.
Finanzplatz London ist auch nach dem Brexit keine Insel der Glückseligen
Manche Aussagen, die nicht mehr ganz neu sind, werden durch Wiederholungen nicht falsch. Dies trifft etwa auf das zu, was nun Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret gegenüber der "Welt" geäußert hat. Er warnte vor einem Deregulierungswettlauf mit Großbritannien nach dem EU-Austritt des Königreichs. Während sich manche britischen Politiker für den Brexit ja tatsächlich Vorteile im Wettbewerb der Finanzplätze ausrechnen, drängt Dombret auf gemeinsame Regeln, um Risiken im globalen Finanzsystem entgegenzuwirken. "Es gibt keine rein nationalen Finanzsysteme mehr", macht der Bundesbanker klar. Will heißen, Großbritanniens Finanzsystem kann auch nach dem Brexit keine Insel der Glückseligen sein. Dombret plädiert deshalb dafür, offen für ein von der britischen Bankenlobby vorgeschlagenes Freihandelsabkommen für Bankdienstleistungen zu sein. Ein solches Abkommen, das man zeitaufwändig verhandeln müsste, könnte den Banken - auch nach dem Brexit - grenzüberschreitende Geschäfte erleichtern.
Die Londoner Bankenvereinigung UK Finance hatte ein solches Freihandelsabkommen für Bankdienstleistungen 2017 vorgeschlagen und angeregt, die Lizenzen der Banken und Finanzdienstleister gegenseitig anzuerkennen. Ferner soll bei der Aufsicht auch nach dem Austritt des Landes am 29. März 2019 weiterhin eng zusammengearbeitet werden. Kurzum: Man würde mit dem Brexit alle bisherigen Abkommen aufkündigen, um anschließend die Regularien auf beiden Seiten so schnell wie möglich wieder anzuerkennen, nur eben nicht unter dem Label EU.
Bisher will die EU-Kommission von einem solchen Ansinnen nichts wissen, weil man den Binnenmarkt nicht aufweichen will. Dombret, der um die Bedeutung des Finanzplatzes London weiß, versucht hier schon mal über die Zeit nach dem eigentlichen Austritt hinauszudenken. Das macht die EZB ohnehin, verlangt sie doch von umzugswilligen Auslandsbanken, ihre konkreten Brexit-Pläne offenzulegen - und zwar bis zum Ende des ersten Halbjahrs 2018. Schließlich brauchen die in London angesiedelten Institute Tochtergesellschaften mit Sitz in einem EU-Staat. Lizenzanträge für ihr Einlagen- und Kreditgeschäft gibt’s eben nur bei der EZB, die seit November 2014 die größten Bankengruppen im Euroraum direkt beaufsichtigt.
Letztendlich weiß auch Brexit-Minister David Davis, dass es London nach dem EU-Austritt nicht einfacher haben wird. Man wolle nicht in eine Welt wie in den düsteren Endzeit-Filmen "Mad Max" abrutschen, in der es keine Regeln gäbe, sagte er diese Woche. Davis und andere Minister aus London waren auf Werbetour in Europa, um zu versichern, ihr Land sei auch nach dem Brexit ein verlässlicher Partner. Ob man sich konkret näherkommt, wird sich erst in der zweiten Brexit-Verhandlungsrunde zeigen, die im März beginnt. Zumindest bis dahin ist die Angst vor Mad Max noch nicht vom Tisch.
EU reagiert mit Gegenzöllen auf Harleys und Bourbon
Man will es eigentlich nicht aussprechen, das üble Wort vom Handelskrieg. Also reden wir von Reaktionen seitens der EU auf die Strafzölle, welche die US-Regierung plant, womit der Handelskonflikt Realität ist. D. T., der Unberechenbare, hat in der Tat mit seiner "America first"-Politik einen Konflikt vom Zaun gebrochen, der gewachsene Wirtschaftsbeziehungen ruiniert und die transatlantische Freundschaft mit Füßen tritt.
Sollte Washington Importbeschränkungen auf europäische Rohstoffe wie Stahl und Aluminium erlassen, wird die EU wohl binnen weniger Tage mit Strafzöllen auf Waren aus den USA reagieren. Neben vielen agrarwirtschaftlichen Produkten wie Kartoffeln, Tomaten und Orangensaft stehen Motorräder und Bourbon-Whisky auf der Liste, welche die EU-Kommission mit Strafzöllen belegen will.
Interessant ist auch, dass die Europäer laut "FAZ" Gegenzölle auf Produkte erheben wollen, die Trump-freundliche Wahlkreise wirtschaftlich besonders treffen mögen. Dazu zählen Motorräder von Harley-Davidson aus Wisconsin, wo der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses Paul Ryan herkommt, und Whisky aus Tennessee und Kentucky, der Heimat von Mitch McConnell, dem republikanischen Mehrheitsführer im Senat.
In der Tat hat die Bundesregierung inzwischen bestätigt, dass die EU eine "angemessene Reaktion" auf die US-Zölle vorbereitet - ohne allerdings Details zu nennen. Sollte die EU auf Einschränkungen im Stahlhandel mit Gegenzöllen auf völlig andere Produkte reagieren, wäre dies mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbar. Die EU will ohnehin vor der WTO gegen die US-Importbeschränkungen vorgehen - ebenso andere Länder wie etwa Südkorea.
Kurzfristig mögen Schutzzölle für die US-Stahlindustrie dazu beitragen, lästige Konkurrenten fernzuhalten. Auf Dauer aber dürften die Maßnahmen der US-Branche schaden, weil sie damit an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen dürfte. Bleibt noch die Feststellung, dass in der Geschichte viele Handelskriege zu echten Kriegen geführt haben. Dies sollte allen Beteiligten Mahnung und Warnung zugleich sein.
Indessen wirkt sich die Steuerreform von Trump, die niedrigere Einnahmen und eine höhere Verschuldung zur Folge haben wird, an den Kapitalmärkten aus. So hat die US-Regierung in dieser Woche mit insgesamt 258 Mrd. US-Dollar so viele Anleihen emittiert wie noch nie in einer Woche. Die daraus entstehenden Schulden helfen, das Haushaltsdefizit zu stopfen, das durch Steuerreform und beschlossene Mehrausgaben ab 2019 die Billionen-Dollar-Grenze überschreiten könnte. Damit steigt auch der Aufwärtsdruck für die Renditen und die Aussicht auf weitere Leitzinserhöhungen.
Altmaier gibt den Schäuble
Natürlich sind die Fußstapfen groß, die Wolfgang Schäuble seinem Nachfolger als Bundesfinanzminister, Peter Altmaier, hinterlassen hat. Aber der Neue gibt sein Bestes. Wie Schäuble, der sich als harter Verhandlungsführer gegenüber Griechenland profiliert hatte, pocht nun auch Altmaier vor der Auszahlung weiterer Hilfsgelder an Griechenland auf die Einhaltung von Reformauflagen seitens Athens.
Die Finanzminister der Währungsunion waren diese Woche in Brüssel zusammengekommen, um über die Auszahlung der nächsten Hilfstranche i.H.v. 6,7 Mrd. € an Athen zu beraten, für die eigentlich schon am 22. Januar grünes Licht gegeben wurde. Laut Diplomaten sind lediglich zwei von insgesamt 110 Reformen von Athen noch nicht umgesetzt worden. Dabei geht es zum einen um die Einführung eines Systems zur Zwangsversteigerung von Immobilien überschuldeter Eigentümer via Internet. Und zum anderen steht die Privatisierung des ehemaligen Athener Flughafens Hellenikon aus, der in ein Touristenareal umgewandelt werden soll.
Unterdessen sieht Fitch Griechenland weiter auf dem Wege der Besserung. So hat die Ratingagentur die Bonität des Landes von "B-" auf nun "B" heraufgesetzt, und das bei einem positiven Ausblick. Fitch begründet das Upgrade mit der zügigen Umsetzung der Reformvorgaben und der Erwartung, dass Griechenland das aktuelle Programm pünktlich bis August dieses Jahres abschließen kann. Außerdem wird erwartet, dass die Eurogruppe dem Land im Laufe des Jahres noch weitere Schuldenerleichterungen einräumen wird. Allerdings sollte man bei aller Freude über die Anhebung der Bonitätsbewertung nicht vergessen, dass die neue Bonitätsnote "B" immer noch Ramschniveau bedeutet und der Investmentgrade-Bereich fünf Stufen entfernt ist. Gestern hat sich auch die Ratingagentur Moody's zu diesem Schritt entschlossen. Der Eurostaat wird nun dort mit "B3" nach zuvor "Caa2" (extremly speculative) bewertet.
Sixt bringt 6-jährigen Bond
In dieser Handelswoche ließen es die Unternehmen am Primärmarkt für Corporate Bonds eher ruhig angehen. So besorgten sich lediglich Sixt, Grand City Properties und Icade frisches Geld am Kapitalmarkt.
Die Autovermietung Sixt begab einen 6-jährigen Bond (A2G9HU) mit einer Laufzeit bis zum 21.02.2024 und refinanzierte somit erfolgreich 250 Mio. €. Sixt zahlt seinen Investoren jährlich 1,50% Zinsen und stattete das Papier mit der bei Privatanlegern beliebten Mindeststückelung von 1.000 € aus. Ebenfalls wurde ein optionaler Kündigungstermin 2 Monate vor Endfälligkeit in den Emissionsbedingungen festgeschrieben. So ist der Bond ab dem 21.12.2023 jederzeit zu 100% kündbar. Emittiert wurde zu 98,75%, was einem Spread von +105 bps über Mid Swap gleichkam.
Grand City Properties begab in dieser Woche eine 500 Mio. € schwere Anleihe (A19WVU) mit einer Laufzeit bis zum 22.02.2027. Dieser 9-jährige Bond ist mit einem jährlichen Kupon in Höhe von 1,50% ausgestattet und wurde zu 97,115% begeben. Dies kam einem Emissionsspread von +80 bps über Mid Swap gleich. Das luxemburgische Immobilienunternehmen, welches sich auf den Erwerb und die Sanierung von Wohnimmobilien in Deutschland spezialisiert hat, nahm eine Make Whole Option in die Anleihebedingungen auf. Zusätzlich gibt es am 22.11.2026 ein Kündigungsrecht seitens des Emittenten zu 100%.
Als letzter im Bunde konnte das französische Immobilienunternehmen Icade erfolgreich 600 Mio. € am Kapitalmarkt einsammeln. Die Gesellschaft mit Sitz in Paris stattete den Bond (A19WVX) mit einem Kupon von 1,625% aus. Fällig wird das Papier am 28.02.2028. Der Emissionsspread belief sich auf +65 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 98,438% entsprach. Icade ließ sich neben einer Make Whole Option einen optionalen Kündigungstermin in die Anleihebedingungen aufnehmen. Folglich kann der Emittent die Anleihe am 28.11.2027 zu 100% kündigen. Sowohl Grand City Properties als auch Icade wählten für Ihre Bonds die Mindeststückelung von 100.000 €.
Kurz bevor die Sonne aufgeht, ist die Nacht am dunkelsten
Hatte man zu Beginn der Woche noch davon gesprochen, dass derzeit drei Faktoren das Geschehen an den Bondmärkten im Zweifel negativ bestimmen, so ist genau das Gegenteil eingetreten. Die Preisentwicklung in den USA, das immense Angebot an neuen Bonds und die jüngsten Konjunkturdämpfer wurden als Brandbeschleuniger bei den Renditen angesehen. Doch wie sagte schon Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf, die schwedische Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Nobelpreisträgerin für Literatur (1909): "Kurz bevor die Sonne aufgeht, ist die Nacht am dunkelsten." Und das gilt auch für die Stimmung an den Börsen. Zumindest bis gestern!
Der seit Jahresanfang intakte Abwärtstrend wurde erstmals am Dienstag getestet und durch die Steilheit des Kanals ist zur Wochenmitte das nur von wenigen Handelsteilnehmern Erwartete eingetreten. Die obere Widerstandslinie bei ca. 158,30% konnte überwunden werden und die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen fiel in der Spitze von 0,77% auf ca. 0,70% zurück. Eine solche Zwischenerholung ist nichts Ungewöhnliches, denn auf jede Bewegung folgt eine Gegenbewegung und das war hier der Fall. Doch ab heute herrschen an den Finanzmärkten - nach den Fed-Minutes - wieder andere Gesetze, denn die Fed-Zinserhöhungen werfen ihre Schatten voraus.
Charttechnisch schneiden sich die obere Leitplanke des langfristigen Abwärtstrends und eine neue Unterstützungslinie, resultierend aus dem kurzfristigen Aufwärtstrend, bei ca. 158,21%. An dieser Marke wird sich somit heute entscheiden, ob die Erholung nur ein Strohfeuer war oder ob infolge der Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten eine Stabilisierung bei Renten eintritt. Aktuell notiert das Rentenbarometer bei 158,35%.
Aktuelle Marktentwicklung
Deutschland:
Der März-Kontrakt des richtungsweisenden Euro-Bund-Future schloss gestern mit einem gehandelten Volumen von 0,675 Mio. Kontrakten bei 158,51% (Vw.: 157,98%).
Die Trading-Range lag im Berichtszeitraum zwischen 157,42% und 158,78% (Vw.: 157,26% und 158,65%).
Der Euro-Buxl-Future (Range: 157,48% und 160,20%) schloss bei 159,44% (Vw.: 158,80%),
der Euro-Bobl-Future (Range: 130,34% und 130,85%) bei 130,69% (Vw.: 130,53%)
und der Euro-Schatz-Future (Range: 111,845% und 111,93%) bei 111,905% (Vw.: 111,89%).
Die Rendite der aktuellen 10-jährigen Staatsanleihe der Bundesrepublik Deutschland (110244 / 2028) lag im gestrigen Bundesbankfixing bei +0,698% (Vw.: +0,73%).
USA:
Zweijährige US-Treasuries rentieren bei 2,258% (Vw.: 2,172%), fünfjährige Anleihen bei 2,674% (Vw.: 2,642%), die richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen bei 2,939% (Vw.: 2,913%) und Longbonds mit 30 Jahren Laufzeit bei 3,212% (Vw.: 3,172%).
Die Entwicklung der wichtigsten Credit Indizes spiegelt im Vergleich zur Vorwoche eine Verengung der Spreads wider, was auf eine verminderte Risikoeinschätzung seitens der Anleger hinweist. Steigende Anleihekurse führten zu einer Reduzierung der Rendite und somit verringerte sich der I-Traxx-Main für Unternehmensanleihen guter Qualität um 2,5 auf 51,5 Punkte. Der I-Traxx-Crossover für High Yield Anleihen fiel um 6 auf 264 Punkte.
Die I-Traxx-Indizes bilden derivative Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) ab, mit denen Investoren den möglichen Default von Unternehmensanleihen absichern. Spanien im Mittelpunkt
In der Eurozone wurden planmäßig zum Wochenbeginn zwei Anleihen der Slowakei (A18W5D / 2031 ; A19QRP / 2047) aufgestockt und morgen wird das Gleiche mit zwei Emissionen Italiens passieren. Bereits zur Wochenmitte wurden gemäß dem Emissionsplan des Bundes neue zweijährige Bundesschatzanweisungen (110471) im Tenderverfahren angeboten. Für die geplanten 5 Mrd. € wurden nur Gebote von 4,975 Mrd. € abgegeben, so dass die Auktion als technisch unterzeichnet gilt. Die Zuteilung erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von minus (-) 0,51% und zur Marktpflege wurden 1,009 Mrd. € zurückbehalten.
Besondere Beachtung fand in diesen Tagen allerdings die neu emittierte Staatsanleihe Spaniens (A19W01), die mit einem jährlichen Kupon i.H.v. 2,70% bis zur Endfälligkeit am 31.10.2048 ausgestattet wurde. Wie groß das Interesse der Investoren - bei einem Emissionsspread von +105 bps über Mid Swap - an einer solchen Laufzeit war, macht das nachgefragte Volumen mehr als deutlich. Für ein Emissionsvolumen von 6 Mrd. € wurden Kaufaufträge über 25,8 Mrd. € erteilt.
In den USA sind solche Volumen zwar an der Tagesordnung, aber in dieser Handelswoche wird sogar in der Summe das Zehnfache dieses Betrages refinanziert. Hierzu werden den Investoren T-Bills mit Laufzeiten von 4 Wochen bzw. 3 und 6 Monaten im Gesamtvolumen von 151 Mrd. USD sowie T-Notes mit Laufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren für insgesamt 107 Mrd. USD zum Kauf angeboten. Sollte es sich hierbei um eine einmalige Maßnahme in dieser Größenordnung handeln, so ist das noch vertretbar. Sollte es allerdings in immer kleineren Abständen zur Regel werden, so würde dies den schon bestehenden Schuldenberg weiter anwachsen lassen und früher oder später die Bonität des Schuldners USA in Frage stellen.
ZAR profitiert von der politischen Wende
Das hochverschuldete Venezuela hat aus der Not eine Tugend gemacht und eine eigene Digitalwährung eingeführt. Dadurch erhofft sich das Land mehr finanziellen Spielraum und der Plan scheint aufzugehen. Denn die staatliche Kryptowährung "Petro" erfreute sich bereits am ersten Tag reger Nachfrage. Bis zum 19. März sollen 100 Millionen digitaler Münzen zu etwa 60 USD ausgegeben werden, wovon jede mit einem Barrel der Rohöl-Reserven des Landes besichert ist.
Den Klassiker unter den Währungen bildet natürlich das Devisenpaar EUR/USD, welches in den vergangenen Handelstagen eine gewisse Berg- und Talfahrt durchlaufen hat. So stieg die europäische Gemeinschaftswährung zum Wochenausklang auf ein neues Dreijahreshoch bei 1,2555 USD, nachdem sie noch am 9. Februar zeitweise bei Kursen um die Marke von 1,22 USD gehandelt wurde. Allerdings konnte der Euro seine Gewinne nicht lange verteidigen und fiel zur Wochenmitte zwischenzeitlich bis auf 1,2308 USD zurück. Unterstützung erhielt die US-Valuta unter anderem aufgrund der Emissionsflut in den USA. Nach dem gestern Abend veröffentlichten FOMC-Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung handelt die Einheitswährung allerdings heute Morgen bei ca. 1,2280 USD.
Von dem Rücktritt des langjährigen südafrikanischen Staatsoberhaupts, Jacob Zuma, und durch die Machtübernahme des neuen Präsidenten Cyril Ramaphosa profitierte die eigene Landeswährung. Im Vergleich zum Euro verteuerte sich der Rand bis auf 14,3006 ZAR und notierte damit so hoch wie zuletzt Mitte Juni des vergangenen Jahres. Zum US-Dollar konnte die Währung Südafrikas sogar mit 11,5602 ZAR ein Dreijahreshoch markieren.
Somit waren vermehrt Aktivitäten bei Bonds lautend auf südafrikanische Rand zu beobachten. Darüber hinaus zählten Fremdwährungsanleihen auf US-Dollar, türkische Lira, russische Rubel sowie auch mexikanische Peso zu den Favoriten.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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