Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Fed-Zinsanhebung war keine Überraschung

14.06.18 11:06 Uhr

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Fed-Zinsanhebung war keine Überraschung | finanzen.net

Nach dem stärksten Anstieg der Kerninflationsrate in den USA seit sechs Jahren (2,2% ggü. VJ) war die gestrige geldpolitische Straffung alternativlos und stellte für keinen Marktteilnehmer eine Überraschung dar.

Bereits seit vielen Wochen galt die jetzt beschlossene Anhebung des Zielbands der Fed-Fund-Rate um 25 Basispunkte (BP) auf 1,75%-2,00% als beschlossene Sache und es wurde nur noch darüber diskutiert, ob in den verbleibenden Monaten bis zum Jahresultimo noch eine oder sogar zwei weitere Zinserhöhungen beschlossen werden.

Die Spekulation hierüber ist allerdings obsolet, denn im Ausblick signalisierten die Fed-Vertreter noch zwei weitere Zinserhöhungen in 2018. Damit reagierte Jerome Powell auf die anhaltend guten Wirtschaftsdaten in den USA, welche u.a. auf die Steuerreform der US-Regierung zurückzuführen ist. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass die "forward guidance" angepasst wurde. Denn die Aussage, dass der Zins noch einige Zeit unter neutralem Niveau bleiben wird, ist in diesem wirtschaftlichen Umfeld nicht mehr vertretbar.

Interessant wird in diesem Zusammenhang allerdings sein, wie die chinesische Notenbank (PBOC) auf das höchste Niveau bei den US-Leitzinsen seit 10 Jahren reagieren wird. In der Vergangenheit wurde oftmals auf einen solchen Zinsschritt mit einer marginalen Erhöhung bei den Offenmarktgeschäften reagiert. Jedoch ist dies kein immerwährender Automatismus, da die Zinsen in China mit ca. 3,65% für 10-jährige Bonds schon ein etwas höheres Level erreicht haben. Und so ist es auch zu begründen, dass die Anpassung aus China heute Morgen ausfiel. Des Weiteren ist man bei der Bank of Japan (BoJ), wo morgen über die weitere geldpolitische Entwicklung diskutiert wird, davon überzeugt, die Grundausrichtung nicht verändern zu müssen. Somit wird vermutlich in der Woche der Notenbanken lediglich eine von vier Zentralbanken an der Zinsschraube gedreht haben.

Draghi in der Zwickmühle

Behält Christian Lips Recht? Der Chefökonom der NordLB meint, der 14. Juni könnte ein historisches Datum markieren. Dann nämlich, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Tag die entscheidende Weiche in Richtung Zinswende stellt. Sicher kann man davon ausgehen, dass der EZB-Rat bei seiner Sitzung in Riga die Debatte über das Ende der zunächst bis September terminierten Anleihekäufe beginnen wird. Ob aber bereits ein Konsens gefunden wird, darf wegen der aktuellen Entwicklungen insbesondere in Italien zumindest mal in Frage gestellt werden.

Die EZB ist jedenfalls erneut in eine Zwickmühle geraten. Da ist zum einen eine florierende Konjunktur in Euroland, was für eine Zinserhöhung und eine Straffung der Geldpolitik spricht. Da ist zum anderen aber die instabile Situation in Italien, von dessen Regierung man nicht weiß, welchen Kurs sie mit Blick auf den Euro und die Verschuldung fahren wird. Schließlich wurde dort eine Links-Rechts-Regierung aus Fünf Sterne-Bewegung und Lega gewählt, die höhere Staatsausgaben und Steuersenkungen verspricht. Letzteres könnte EZB-Präsident Mario Draghi dazu bewegen, nochmals auf Zeit zu spielen und eine Entscheidung über ein Ende der Ankäufe von Staatsanleihen weiter hinauszuzögern.

Aber nicht von Ungefähr haben zahlreiche Notenbanker in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder darauf gedrängt, den Einstieg in den Ausstieg zu wagen. Schließlich läuft die EZB Gefahr zum dominanten Gläubiger der Euroländer zu werden, hat sie doch bereits Staatsanleihen für 2 Bill. € in ihren Büchern.

Wir erinnern uns an jene historischen Wörter von Mario Draghi, als er 2012 in seiner Rede versprochen hatte, den Euro zu retten - koste es, was es wolle ("Whatever it takes"). Diese Aussage galt damals als unbeschränkte Beistandsgarantie für Länder, gegen die spekuliert wurde. In der Folge brachte die EZB den Ankauf von Staatsanleihen (QE = Quantitative Easing) auf den Weg, der bis heute anhält. Doch inwieweit kann die Beistandsgarantie auch für Italien gelten? Natürlich weiß auch Draghi, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone nicht mit Griechenland vergleichbar ist. Umso schwerer würde ein "Whatever it takes" für sein Heimatland wiegen.

Wink mit dem Zaunpfahl für Rom

In Italien weiß man genau, was gemeint ist, wenn von Spreads oder Risikoaufschlägen für Staatsanleihen die Rede ist. Selbst in populären Zeitungen werden diese aufmerksam verfolgt. Dieser Wert, der in Basispunkten (BP) angegeben wird, beschreibt den Aufschlag, den das Land als Schuldner seinen Gläubigern mehr bezahlen muss, als es die Bundesrepublik Deutschland als bester Schuldner der EU tun muss. Damit ist der Spread eine Indikation für die Kreditwürdigkeit, die man einem Schuldner beimisst.

Nachdem sich die Euro-kritische Regierungsallianz in Rom gefunden hatte, war die Rendite für zehnjährige italienische Staatsanleihen auf bis zu 3,40% nach oben gesprungen - auf den höchsten Stand seit über drei Jahren. Wenn man so will, war das für Rom der "Wink mit dem Zaunpfahl" durch die Kapitalmärkte. Als Reaktion versicherte Wirtschaftsminister Giovanni Tria, die Koalition werde das Wachstum durch Investitionen und Strukturreformen ankurbeln, und nicht durch eine Erhöhung der Schulden. Auch von einem Euro-Ausstieg nahm man plötzlich wieder Abstand. Dies konnte die Märkte beruhigen, prompt gingen die Spreads wieder zurück. Bei einer Rendite von aktuell rund 2,83% weisen italienische Staatsanleihen einen Spread gegenüber Bundesanleihen von 235 BP auf. Die disziplinierende Funktion der Märkte hat zunächst also gewirkt. Zwischendurch waren die Spreads sogar noch etwas enger zusammengegangen, nachdem Italiens umstrittener Europa-Minister Paolo Savona eine Kehrtwende mit Blick auf den Euro hingelegt hatte. Er, der eigentlich mal aus dem Euro aussteigen wollte und sich deutschfeindlich geäußert hatte, pries nun plötzlich am Mittwoch die Gemeinschaftswährung als unverzichtbar und war voll des Lobes für Deutschland.

Die Erleichterung am Anleihenmarkt steht allerdings auf dünnem Eis. Denn eine Verschuldung von 132% des BIPs kombiniert mit einer populistischen Regierung bietet genügend Grund zur Skepsis. Dies wird auch durch den Umstand deutlich, dass zu Zeiten der Regierungsbildung sowohl Bürger als auch Unternehmen rund 1 Mrd. € pro Tag ins sichere Ausland brachten, wie die "Süddeutsche" berichtete.

Diese Kapitalflucht nach Deutschland trägt zu einem Anstieg der sogenannten Target-2-Salden bei, welche die Geldströme im europäischen Zahlungsverkehrssystem widerspiegeln. So stellt die Deutsche Bundesbank fest, dass ihre Guthaben im Target-2-System im Mai um 50 auf 956 Mrd. € gestiegen sind. Damit erreichen die Forderungen der deutschen Notenbank an die Europartner ihren bisher höchsten Stand. Umgekehrt steht die italienische Notenbank mit dem Rekordwert von 456 Mrd. € in der Kreide - Tendenz steigend. Target-2 stellt ein Verrechnungssystem dar, über das sich die Europartner untereinander unverzinslich mit Kapital aushelfen. Innerhalb des Systems bildet sich dann ein Negativsaldo, wenn ein Mitgliedsland dauerhaft mehr in einem anderen kauft oder investiert. Umgekehrt entstehen Positivsalden.

Solange Italien Mitglied der Euro-Zone bleibt, sind auch die Target-2-Guthaben der Bundesbank prinzipiell kein Problem. Kritisch wird es aber, sollte Rom der Euro-Zone den Rücken kehren wollen. Dann bliebe die Bundesbank auf ihren Forderungen sitzen - und der Steuerzahler wäre der Gelackmeierte. Daher werden die Märkte auch weiterhin die Risikoaufschläge für Staatsanleihen genau im Auge behalten.

Parlament in London hat Angst vor eigener Courage

Noch am Vortag hatte man für Theresa May ein Desaster erwartet. Nun hat die Angst vor einer schwachen Regierung dafür gesorgt, dass die britische Premierministerin noch einmal davongekommen ist. So hat das Parlament in London mit knapper Mehrheit darauf verzichtet, die Kontrolle über die künftigen Brexit-Verhandlungen an sich zu reißen. Um ausreichend proeuropäische Abgeordnete aus der eigenen Fraktion auf ihre Linie zu bringen, musste May offenbar zugestehen, wesentliche Forderungen der Tory-Rebellen in einer späteren Phase des Gesetzgebungsverfahrens zu berücksichtigen.

Wäre dem Änderungsantrag zur Withdrawal Bill stattgegeben worden, hätte es den Abgeordneten mehr Einfluss auf den Verlauf des EU-Austritts gegeben. May hätte sich dann das EU-Austrittsgesetz vom Parlament bis 30. November absegnen lassen müssen. Bei einer Ablehnung hätten dann die Abgeordneten die Regierung sogar auffordern können, erneut mit Brüssel zu verhandeln.

Der Gesetzentwurf über das EU-Austrittsgesetz wird derzeit im Ping-Pong-Spiel so lange zwischen Oberhaus und Unterhaus hin und her geschoben, bis sich beide Häuser auf einen gemeinsamen Wortlaut einigen können. Schon am kommenden Montag, wenn der Gesetzentwurf wieder im Oberhaus liegt, wird man sehen, ob May mit ihren Zugeständnissen Wort hält. Damit ist rund zehn Tage vor dem EU-Ratsgipfel noch nicht erkennbar, wie man das Grenzproblem zu Nordirland lösen kann.

Doch nicht nur hier rächt sich die verspielte Zeit. Insbesondere Unternehmen können nicht nachvollziehen, dass sie zwei Jahre nach dem Brexit-Votum immer noch keine Klarheit darüber haben, wie das künftige Verhältnis zur EU aussehen soll. Die Frustration in seiner Branche nehme täglich zu, klagt ein Vertreter der Transportindustrie. Da viele Unternehmen es ohnehin nicht mehr schaffen, sich bis zum Austrittstermin am 29. März 2019 entsprechend vorzubereiten, holen sie ihre Notfallpläne aus der Schublade. Für den Hafen in Dover mag aber selbst das nicht viel nützen. Denn dort befürchtet man Rückstaus bei der Abfertigung und Zollkontrolle von LKWs von 30 Kilometern Länge.

Nicht von Ungefähr hat inzwischen Paris London als Europas führendes Ziel für Direktinvestitionen abgelöst. Wie eine Studie der Wirtschaftsberatung von Ernst & Young (EY) ergab, sei dies eine Folge des geplanten EU-Austritts und der Wirtschaftsreformen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zur Liberalisierung des französischen Arbeitsmarktes. Paris liegt demnach erstmals in den Befragungen vor London. Berlin kam in dem Ranking auf Platz drei, Frankfurt folgt an vierter Stelle.

Zweifel an Trumps Handelsbilanzdefizit

Manchmal ist es für die Beurteilung von Situationen gut, die Sichtweise zu wechseln. Dies hat Zhang Zhiwei, seines Zeichens China-Chefanalyst bei der Deutschen Bank, getan. Er und seine Kollegen zweifeln die Existenz des Handelsdefizits an, mit dem D. T., der Unberechenbare, seinen Wirtschaftskrieg rechtfertigt. Bekanntlich begründet der US-Präsident seine Strafzölle ja mit einem "unfairen System", in dessen Rahmen die Amerikaner jährlich 550 Mrd. USD Verlust machen würden. Dass ein solches Handelsdefizit nach gängiger Rechnung besteht, stellen laut "Bloomberg" die Analysten der Deutschen Bank gar nicht in Abrede. Sie bezweifeln aber den Sinn der angewandten Rechnung.

Denn wenn man auch die Werte der Waren mit berechnet, die US-Unternehmen im Ausland verkaufen, ergibt sich nach der Studie kein Defizit, sondern ein Überschuss von satten 1,4 Bill. USD. Dies ergibt sich laut Deutscher Bank aus einem "aggregierten Umsatzüberschuss", der sowohl direkten Handel als auch die Umsätze multinationaler Unternehmen einbezieht. Handels- und Unternehmensdaten werden normalerweise nicht kombiniert. Aber wenn man alle Handelsdaten, Umsätze von US-Unternehmen in anderen Ländern und ausländischen Gesellschaften in den USA zusammenzählt, haben US-Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren laut Zhiwei mehr in den Rest der Welt verkauft als andere Länder in die USA verkauft haben.

Am Beispiel von iPhones machte er klar, um was es geht. Da diese nicht als Ausfuhren in die Statistik einfließen, weil sie von chinesischen Tochterfirmen durchgeführt würden, ergibt sich ein schräges Bild. Denn in der Tat haben die USA in China mehr iPhones verkauft als im eigenen Land. Dies trug laut Zhiwei zu einem Überschuss der USA von 20 Mrd. € gegenüber China bei.

Diese Rechnung, bei der Deutschland gegenüber den USA weiterhin einen Überschuss hält, lässt zumindest uns neu nachdenken. Ob es der Mann im Oval Office tut, bezweifeln wir. Brad Setser, ein ehemaliger Mitarbeiter im US-Finanzministerium, sagte schon mal zu "Bloomberg", er halte nichts von diesem Ansatz. Eine solche Rechnung sei nicht vergleichbar und schaffe mehr Probleme, als sie löse…

4 neue Bonds in der Auftaktwoche zur WM in Russland

Ab heute Abend schauen viele Investoren für die nächsten 4 Wochen nicht nur auf die Neuemissionen von Unternehmensanleihen, sondern verfolgen gespannt die Geschicke der einzelnen Nationen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Zunächst darf der Blick aber noch auf 4 neue Bonds, die von Valeo, ManpowerGroup, Interxion und OMV AG in dieser Woche erfolgreich am Kapitalmarkt platziert wurden, gerichtet werden. Dabei entschieden sich alle Unternehmen für die bei Privatanlegern als "Kindersicherung" bezeichnete Mindeststückelung von 100.000 € und sprechen damit vornehmlich institutionelle Investoren an.

So begab Valeo, ein börsennotierter französischer Automobilzulieferer mit Sitz in Paris, eine 600 Mio. € schwere Emission. Das 7-jährige Papier (A1919B) wird am 18.06.2025 fällig und zahlt den Investoren jährlich 1,5% Zinsen. Der Emissionspreis lag bei 99,644%, was einem Spread von +87 BP über Mid Swap entsprach. Die Anleihe ist 3 Monate vor Endfälligkeit ab dem 18.03.2025 jederzeit zu 100% kündbar. Ebenfalls ließ sich der Emittent eine Make Whole Option in die Anleihebedingungen schreiben.

Einer der drei größten Personaldienstleister der Welt ManpowerGroup konnte ebenfalls erfolgreich 500 Mio. € bis zum 22.06.2026 am Kapitalmarkt aufnehmen. Das Unternehmen stattete die Anleihe (A19193) mit einem Zinssatz von 1,75% aus und begab das Papier zu 99,564% (+100 BP über Mid Swap). Das Wertpapier besitzt neben einer Make Whole Option ein ab dem 22.03.2026 jederzeit zu 100% auszuübendes Kündigungsrecht.

1 Mrd. € sammelte Interxion am Markt für Corporate Bonds ein. Der Bond (A19164) des niederländischen Anbieters für Cloud- und neutrale Rechenzentrumsdienstleistungen läuft bis zum 15.06.2025 und hat einen jährlichen Kupon in Höhe von 4,75%, der jeweils im Juni und Dezember eines jeden Jahres zur Auszahlung kommt. Der Reoffer lag bei pari, was einem Emissionsspread von +463 BP über Bund bedeutete. Neben einer Make Whole Option ist der Bond mit 3 optionalen Kündigungsterminen ab dem 15.06.2021 zu 102,375%, ab dem 15.06.2022 zu 101,188% und ab dem 15.06.2023 jederzeit zu 100% ausgestattet.

Abschließend für diese Berichtswoche begab der österreichische Konzern OMV AG einen Perpetual Bond. Das international tätige Öl- und Gasunternehmen mit Sitz in Wien legte einen Fix-to-Float Bond (A1919E) mit einem Emissionsvolumen von 500 Mio. € auf. Das Unternehmen zahlt für die Aufnahme des Kredits am Bondmarkt bis zum 19.06.2024 einen festen Zins in Höhe von 2,875% p.a. an die Gläubiger. Im Anschluss richtet sich der Zinssatz jeweils nach dem 5-Jahres-Swap. Bis zum 19.06.2029 gibt es einen Aufschlag auf den Swap in Höhe von +2,335 PP und fortan beträgt der Aufschlag +3,335 PP. Die Anleihe ist jeweils am 19.03.2024, 19.06.2024 und am 19.06.2029 zu 100% sowie ab dem 19.06.2030 jeweils zum Zinstermin eines jeden Jahres ebenfalls zu 100% kündbar. Der Emissionspreis belief sich auf pari (+286,7 BP über Bund).

Nichts ist unmöglich!

Nachdem die Unterstützungslinie bei ca. 159,35% gehalten hat, schaffte es das Rentenbarometer zumindest, sich in den Bereich der psychologisch wichtigen Marke von 160% vorzuarbeiten. Jedoch hielten sich die Handelsaktivitäten nach dem Roll-Over und aufgrund diverser politischer Großereignisse in sehr engen Grenzen. Hatte man zuerst auf das "G6+1"-Treffen gewartet, so rückte anschließend das Treffen von "Kim und Donald" in den Fokus der Marktakteure und nun müssen die Zinsbeschlüsse der großen Notenbanken noch berücksichtigt werden.

In diesem Zusammenhang stellt sich allerdings immer mehr die Frage, ob es angesichts der neuerlichen Zinsanhebung in den USA und der "America-Only"-Politik von D.T., dem Unberechenbaren, zu Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten kommen wird. Dies wiederum könnte zumindest kurzfristig auch dem Euro-Bund-Future Auftrieb geben und zu Umschichtungen in den "Sicheren Hafen" führen. Es kann aber auch ganz anders kommen!

Somit ist der alte Werbeslogan von Toyota wieder verwendbar und um wenigstens vor Überraschungen etwas gefeit zu sein, lohnt sich ein Blick auf die Charttechnik. Die doppelte Bodenbildung bei ca. 159,35% ist hierbei vorerst als untere Leitplanke anzusehen und oben verläuft bei ca. 161,20% der erste, hartnäckige Widerstand.

Der von diesen Linien begrenzte Korridor wird vorerst die Heimat des Sorgenbarometers der Eurozone bleiben, das heute Morgen bei exakt 160% startete und aktuell bei 159,82% notiert, was einer Rendite der 10-jährigen Benchmark-Anleihe i.H.v. ca. 0,488% entspricht.

Italien musste deutlich tiefer in die Tasche greifen

In dieser Handelswoche konnten in den USA interessierte Investoren wieder einmal aus dem Vollen schöpfen. Neben Geldmarkttiteln im Volumen von 125 Mrd. USD standen auch Bonds mit einer Fälligkeit in 2021, 2028 und 2048 für nominal 67 Mrd. USD zum Verkauf.

In der Eurozone hingegen blickte man gespannt auf die Refinanzierungsbemühungen Italiens. Hierbei war von besonderem Interesse, wie groß der Renditeaufschlag gegenüber der vorherigen Auktionen sein musste, um die notwendigen Gelder aufnehmen zu können. Denn bereits die Geldmarktsätze, die inzwischen den höchsten Stand seit 2014 erreicht haben, ließen wenig Gutes für die anstehenden Auktionen erwarten. So war die Rendite bei den 3-jährigen Bonds von 0,07% auf 1,16%, bei den 7-jährigen von 1,34% auf 2,37% und nicht zuletzt bei den 30-jährigen Anleihen von 2,88% auf 3,54% deutlich gestiegen. Sollten die Konditionen auf diesem Niveau verharren, so wäre dies ein deutlicher Kostentreiber für die neuen Verantwortlichen und nur ein Vorgeschmack auf die Reaktion der Märkte, wenn die Zukunft im Euro und andere anti-europäische Themen nicht bereits im Vorfeld dieser Auktionen etwas entkräftet worden wären.

Jedoch auch andere Eurostaaten benötigten neue Liquidität und so wurden sowohl die Niederlande mit einer Anleihe (A19QGZ / 2024), als auch Finnland in der Gattung (A1ZX60 / 2034) aktiv. Den Abschluss der Emissionstätigkeit europäischer Staaten bildeten am gestrigen Mittwoch neben Italien auch Portugal (A0TWJE / 2023 ; A19UWV / 2028) und die Bundesrepublik Deutschland (110244 / 2028). Bei diesem Tender wurden seitens der Finanzagentur des Bundes insgesamt 2 Mrd. € angeboten und die Nachfrage hielt sich in engen Grenzen. Denn lediglich für 1,665 Mrd. € wurden Orders erteilt und davon wurden 1,535 Mrd. € bei einer Durchschnittsrendite von 0,48% zugeteilt. Das neue Gesamtvolumen der Emission beläuft sich inzwischen auf 21 Mrd. €.

Brasiliens Währung entspricht nicht dem fußballerischen Potential

Die Kalenderwoche 24 dieses Jahres könnte einen Vermerk in den Geschichtsbüchern finden, denn sie hatte wahrlich bislang einiges vorzuweisen. Beginnend mit dem G7-Eklat über das geschichtsträchtige Treffen zwischen den USA und Nordkorea sowie die geldpolitischen Sitzungen der Fed, der Europäischen Zentralbank und der Bank of Japan war die Woche gespickt mit Top-Ereignissen.

Die europäische Gemeinschaftswährung nimmt dies alles bisweilen sehr gelassen hin und zeigte sich wenig beeindruckt. So handelte die Einheitswährung seit Wochenbeginn in einer relativ engen Tradingrange zwischen 1,1730 USD und 1,1821 USD. Für etwas mehr Volatilität beim Währungspaar EUR/USD könnte die heutige EZB-Ratssitzung sorgen. Mit Spannung werden die Ausführungen von EZB-Chef Mario Draghi im Hinblick auf das künftige QE-Programm erwartet. Nach der Fed-Zinserhöhung am gestrigen Mittwochabend und im Vorfeld der EZB-Sitzung handelt der Euro heute Morgen bei 1,1815 USD.

Bei der heute Nachmittag beginnenden Fußballweltmeisterschaft in Russland zählt Brasilien zu den Top-Favoriten auf den Titel. Die eigene Landeswährung hingegen präsentiert sich derzeit nicht in einer guten Verfassung. So stieg der Euro in den vergangenen Handelstagen zeitweise bis auf 4,6831 BRL und notierte damit so hoch wie zuletzt im September 2015. Auch im Vergleich zum US-Dollar fiel der brasilianische Real auf das niedrigste Niveau seit Januar 2016. Inzwischen konnte sich die Währung vom Zuckerhut allerdings infolge verschiedener Liquiditätsmaßnahmen durch die Notenbank - bei noch unverändertem Leitzins - wieder etwas erholen. Zur Stunde handelt der Euro bei 4,38 BRL.

In dieser Berichtswoche standen Währungsanleihen lautend auf US-Dollar, norwegische Kronen, kanadische Dollar und vereinzelt auch brasilianische Real sowie mexikanische Peso im Fokus der Privatanleger.

Disclaimer
Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich. Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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