Euro-Müdigkeit lässt Anleger Kasse machen
Das Fehlen einer nachhaltigen Strategie, wie die europäische Schuldenkrise...
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... in den Griff zu bekommen ist, führt bei vielen Investoren zu einer Euro-Müdigkeit. In der Folge trennen sich die Anleger zum Teil fluchtartig von ihren europäischen Staatsanleihen und machen Kasse. Betroffen davon sind nicht mehr nur die Staatsanleihen der Euro-Peripherie, sondern auch die Emissionen von Euro-Kernländern wie Frankreich und Österreich. So stiegen die Kreditausfallprämien (CDS-Spreads) von Staatsanleihen dieser Länder auf Rekordhöhen von rund 234 (Frankreich) und 222 Basispunkten (Österreich). Ausgenommen von dieser Entwicklung sind Bundesanleihen, deren aktuelle CDS-Spreads mit rund 97 Basispunkten allerdings auch um das 2,5-Fache über dem Niveau vor Jahresfrist notieren.
Seit Wochenbeginn gaben die Kurse französischer Staatsanleihen stark nach,wie das Beispiel einer französischen Schuldverschreibung mit Fälligkeit 4/2015 (WKN A0DYDV) bei einem Kursverlauf von über 106% auf ca. 104% und einer Rendite von ca. 2,14% verdeutlicht. Ebenso standen österreichische Anleihen, wie ein bis 3/2037 laufender Bond (WKN A0G4X4) aus der Alpenrepublik zeigt, unter Verkaufsdruck, bevor hier gestern wieder eine kleinere Erholung einsetzte.
Interessant zu beobachten war in dieser Woche ein teilweises Abrutschen der Kurse der in den vergangenen Monaten stark gesuchten norwegischen Staatsanleihen, obwohl die Währung nicht massiv unter Druck geriet. Offenbar versuchten einzelne Marktteilnehmer mit niedrigen Briefkursen den Köder für Käufer auszulegen, was durchaus auch gelungen ist, ohne aber letztendlich einen Verkaufsdruck auf norwegische Staatsanleihen zu initiieren. Diese zogen im Wochenverlauf wieder leicht an, wie an einem bis 5/2015 laufenden Bond des Königreichs Norwegen (WKN A0BC8F), der mit rund 1,40% rentiert, abzulesen ist.
Erhöhte Alarmbereitschaft bei Corporate Bonds – besonders bei Banken
Im Handel mit Corporate Bonds gehen die Anleger spürbar vorsichtiger zu Werke, als noch vor Wochenfrist, was auch an den Risikobarometern der I-Traxx-Indizes (siehe unten) abzulesen ist. Dies bekamen etwa die Anleihen von Thyssen-Krupp (WKN A0T61L) mit Laufzeit 2/2016 und rund 4,80% Rendite und von Renault (WKN A1ANEW) mit Laufzeit 10/2014 und einer Rendite von ca. 4,30% zu spüren.
Von sich reden machten in dieser Woche auch die Anleihen der Kreditwirtschaft. Nachdem zu befürchten ist, dass manche Banken auf die Idee kommen könnten, ihre Eigenkapitalklemme durch die Neubewertung ihrer Risikoaktiva zu entschärfen, klingelten bei den Anlegern die Alarmglocken. Verkaufsaufträge waren die Folge. So zeigten die Kurse von Bonds der Commerzbank, der man solche Bilanzkosmetik zutraut, nach unten. Diese Entwicklung ist an den Kursen zweier Nachranganleihen der Commerzbank mit jeweils knapp 12% Rendite ablesbar – eine mit Laufzeit 3/2019 (WKN CB83CE) und eine andere mit Laufzeit 3/2021 (WKN CB83CF). Auch Bonds der UBS gerieten unter Druck, was die Kursentwicklung einer bis 7/2012 laufenden Anleihe (WKN UB3MCV) bei einer aktuellen Rendite von ca. 1,60% verdeutlicht.
Herabstufung der Bonität Frankreichs – nur ein Fauxpas?
Die irrtümliche Herabstufung der Bonität Frankreichs durch Standard & Poor’s kann man zwar unter der Rubrik „Fehler“ abhaken, aber trotzdem macht man sich an den Finanzmärkten Gedanken über den Fauxpas. Nach dem Dementi durch S & P wieder zur Tagesordnung überzugehen, fällt schwer. Hat es sich nur um die Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt oder war diese Meldung bewusst lanciert worden? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Fest steht, dass der Zeitpunkt denkbar ungünstig war und die Wirkung nicht lange auf sich warten ließ. Denn nachdem sich die politische Lage in Italien und Griechenland entspannt hatte, rückten sehr schnell die Ängste vor weiteren Ansteckungen der Kernländer durch die Peripheriestaaten in den Mittelpunkt der Anlegerüberlegungen. Somit war Frankreich wieder im Spiel und man macht sich zunehmend Sorgen um die finanziellen Verpflichtungen der „Großen Vier“. Reformen statt Geld - mit diesem Slogan wäre den Finanzmärkten per saldo mehr gedient.
Eigenkapitalunterlegung von Staatsanleihen erforderlich
Mit Blick auf die Sicherheit von Staatsanleihen ist ein generelles Umdenken erforderlich. Galten lange Zeit alle Anleihen der Euroländer als sichere Anlage, so melden sich schon seit geraumer Zeit verschiedene weitsichtige Notenbanker zu Wort, die den Status der Staatsanleihen als risikolose Wertpapierklasse in Frage stellen. Diese neue Sicht ist sicherlich angebracht. Allerdings hätte eine solche Umstellung, die eine Eigenkapitalunterlegung von Staatsanleihen nach sich ziehen würde, weit reichende Folgen. Abgesehen von einer Eigenkapitalbindung würde ein solcher Systemwechsel auch zur Ersatzdeckung verwendete Wertpapiere anderer Assetklassen belasten und so manche Konstrukte ins Wanken bringen. Mittels der Rückkaufprogramme versucht man den Investoren die Sicherheit von Bonds zu suggerieren. Aber damit muss es schon bald vorbei sein. Denn die EZB darf nicht zum „Ausputzer“ für das Versagen der Staatsregierungen verkommen und mittels Geldpolitik die Solvenzprobleme von Staaten und Banken lösen.
Heidelzement bringt etwas Bewegung in den Markt
Das britische Energieunternehmen British Gas plc refinanzierte sich mit über einer Mrd. Euro am Kapitalmarkt. Die Anleihe wird 2018 endfällig und verzinst sich jährlich mit 3,00%. Die Bonitätsnoten betragen A2/A.
Das börsennotierte australische Telekommunikationsunternehmen Telstra (A2/A) emittierte ebenfalls erfolgreich eine 750 Mio. Euro große Schuldverschreibung mit Laufzeit 2022. Der Zinssatz beträgt 3,75%.
Bewegung in den Markt brachte die Aufstockung der letzten Heidelberger Zement Anleihe. Die bis 2018 laufende Anleihe mit einem Kupon von 9,5% wurde um 200 Mio. Euro aufgestockt und war sofort fungibel. Trotz schwierigem Marktumfeld konnten die neuen Bonds problemlos platziert werden, tendierten anschließend -infolge des Marktumfelds- im Interbankenhandel aber dennoch leichter.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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