Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Diverse Baustellen in den USA

07.02.19 10:28 Uhr

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Diverse Baustellen in den USA | finanzen.net

Die Einladung von D. T., dem Unberechenbaren, an Jerome Powell, den Chef der US-Notenbank Fed, zum gemeinsamen Essen ins Weiße Haus, sollte man nicht überbewerten.

Zumal bei diesem Termin auch noch Finanzminister Steven Mnuchin sowie Fed-Vize Richard Clarida zugegen waren und über die Wirtschaftspolitik des Landes, aber nicht über die zukünftige Geldpolitik der Fed gesprochen wurde. Es dürfte auch nichts an der unabhängigen Haltung von Powell geändert haben, welche dieser bisher bei seinen geldpolitischen Entscheidungen an den Tag legte. Es könnte aber durchaus ein Hinweis darauf sein, dass US-Präsident Donald Trump den Gegenwind wahrnimmt, der ihm immer in mancherlei Hinsicht ins Gesicht bläst. Deshalb mag er auch bei seiner Rede an die Nation die Einheit des Landes beschworen haben, indem er die Demokraten zur Zusammenarbeit aufgerufen hat. Die Aussagen klangen zwar versöhnlich, waren aber letztlich nur Floskeln, beinhalten sie doch keinerlei konkreten Aus- oder Zusagen. Und für den erneut drohenden Shutdown, der ein Downgrade der Bonität bedeuten könnte, ist damit auch kein Lösungsansatz gefunden.

Government Shutdown ist nicht vom Tisch

Also ist nichts gewonnen, insbesondere mit Blick auf den 15. Februar. Denn an diesem Tag läuft die Frist aus, für welche der Government Shutdown ausgesetzt ist. Sollte es dann wiederum zu keiner Lösung im Haushaltsstreit um die Mauer zu Mexiko kommen, droht ein weiterer Regierungsstillstand. Ruft der Präsident dann womöglich den "Notstand" aus und baut die Mauer ohne Zustimmung des Kongresses? Bekanntlich haben die großen Ratingagenturen den jüngsten Shutdown zum Anlass genommen, das Credit Rating des Landes unter die Lupe zu nehmen. Sollte der Haushaltsstillstand und die Schuldenobergrenze von 22 Billionen US-Dollar, die am 2. März wiedereingesetzt wird, zum Problem werden, droht den USA der Verlust ihres Triple-A-Ratings. Dies dürfte schnell sehr viel teurer werden als die mit 5,7 Mrd. US-Dollar veranschlagte Grenzmauer zu Mexiko.

Notenbank will mehr Klarheit gewinnen

Beruhigend ist, dass in solch aufgewühltem Fahrwasser die US-Notenbank eine verlässliche Institution darstellt und den Gegenpol zur Sprunghaftigkeit des Präsidenten gibt. Abwarten und einen Whiskey trinken, so lautet daher die Devise des US-Notenbankers Robert Kaplan, der dafür plädiert, von weiteren Zinsschritten abzusehen, bis die Wirtschaftsaussichten besser beurteilt werden können. Und seines Erachtens wird man im 1. Halbjahr 2019 mehr Klarheit erhalten. Nachdem die Fed 2018 ihren Leitzins insgesamt vier Mal angehoben hatte, deutete Powell im Januar eine Kehrtwende an. So werde die Fed bei künftigen Entscheidungen geduldig reagieren. Für 2020 werden am Kapitalmarkt gar erste Zinssenkungen nicht mehr ausgeschlossen. Diese dürften der Wirtschaft neue Impulse geben und kämen Trump, der schließlich wiedergewählt werden will, gerade recht. Aber egal, ob es dem Ansinnen des Präsidenten nutzt oder schadet, die Fed muss unabhängig entscheiden und ist nur einer Art von Politik verpflichtet: der Geldpolitik.

London hat schon jetzt verloren

Der "Deadlock" in der Brexit-Debatte ist bekannt. Das britische Parlament akzeptiert Theresa Mays Austrittsvereinbarung nicht, die Abgeordneten wollen den sogenannten "Backstop", der eine harte Grenze zu Irland verhindern soll, kippen. Das aber ist mit der EU nicht zu machen. Die Premierministerin beschwört zwar immer wieder, reichlich realitätsfern, die Formel von den Nachverhandlungen, macht aber selbst keine konstruktiven Vorschläge und das ist auch die Erwartungshaltung für ihren erneuten Besuch in Brüssel am heutigen Donnerstag. Zwar beteuert May, dass sie eine Rückkehr zu den Grenzen der Vergangenheit in Irland nicht zulassen werde, aber es bleibt ihr Geheimnis, wie sie dies ohne "Backstop" gegen die Hardliner ihrer Tory-Partei verhindern will.

Wird noch die Notbremse gezogen? Nun also fordern mehrere Minister in London, den Brexit zu verschieben, wie die Zeitung "Telegraph" berichtet. Statt am 29. März soll demnach das Vereinigte Königreich am 24. Mai die EU verlassen - also denkbar knapp vor einer ansonsten abzuhaltenden Europawahl. Diese Gnadenfrist soll jedoch nur dann notwendig sein, wenn der ausgehandelte Deal vorher angenommen wurde und lediglich dazu dienen, notwendige Gesetze zu erlassen. Doch was passiert, wenn auch diese Verlängerung keine Klarheit schafft? Würde man dann sogar die Notbremse ziehen? Das Chaos wäre perfekt!

Finanzindustrie zieht Konsequenzen

Um Schlimmes für den Finanzplatz London zu verhindern, kann es aber schon zu spät sein. "Deal or no Deal" - die Finanzindustrie scheint das Hick-Hack um den EU-Austritt der Briten satt zu haben. Wie eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) verdeutlicht, wird das Finanzzentrum an der Themse schrumpfen, egal wie die Sache ausgeht. Demnach planen Unternehmen aus der Finanzbranche, etwa 900 Mrd. € aus London abzuziehen. Dies ist laut EY sogar eine vorsichtige Schätzung und die tatsächliche Summe könnte demnach um einiges höher ausfallen. Darüber hinaus dürften rund 7.000 Jobs in Londons Finanzindustrie wegfallen. Ähnliche Ergebnisse hat auch eine Studie von Bloomberg geliefert.

London verliert dauerhaft Marktanteile

Damit wird klar, dass hier ein Zug ins Rollen gebracht wurde, der kaum mehr aufzuhalten ist. Die Finanzindustrie kann sich einfach nicht darauf verlassen, ob im letzten Augenblick doch noch eine Lösung gefunden wird. Das Ganze ist umso verwunderlicher, weil es die traditionell wirtschaftsnahen Tories doch besser hätten wissen müssen. Aber die Illusion einer nationalistischen Variante von "Make Britain great again" hat hier offenbar vielen den Sachverstand geraubt. Natürlich wird London, wo 1,1 Millionen Menschen im Finanzdienstleistungssektor beschäftigt sind, ein starker Finanzplatz bleiben. Aber es dürften schon jetzt Marktanteile dauerhaft verloren sein. Das ganze Ausmaß wird aber erst in vielen Jahren zu beziffern sein und könnte im schlimmsten Fall der geographischen Trennung vom Festland entsprechen.

Weidmann noch nicht ganz aus dem Rennen

Es mag auf den ersten Blick verwundern, dass der italienische Finanzminister nichts gegen Bundesbank-Chef Jens Weidmann an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) hätte. Schon mehrfach hatte sich Giovanni Tria gegen die Kapriolen der populistischen Regierung in Rom positioniert, wenn diese mal wieder gegen jeglichen ökonomischen Sachverstand agiert hatte. Trias Aussage, er sei gegenüber Weidmann unvoreingenommen, passt dennoch nicht zu seiner Kritik der Vergangenheit. Jedoch bedeutet es zugleich, dass Weidmann doch noch nicht ganz aus dem Rennen für die Nachfolge von EZB-Chef Mario Draghi ist.

Noch keine offizielle Kandidatur

Offiziell hat immer noch kein europäischer Notenbanker seinen Hut in den Ring für den Chefposten, der Ende Oktober neu zu besetzen ist, geworfen. Zuvor nimmt im Mai der belgische Chefökonom Peter Praet seinen Hut bei der EZB, den wohl der Ire Philip Lane beerben wird. Im Dezember steht die Nachfolge des französischen Direktoriumsmitglieds Benoît Couré an.

Theoretisch ist noch alles möglich

Nachdem den EZB-Chefposten bisher ein Holländer, ein Franzose und ein Italiener innehatten, wäre eigentlich nun ein Deutscher am Zuge. Bekanntlich liebäugelt die Bundesregierung aber damit, den Posten des EU-Kommissionspräsidenten zu besetzen, wofür Manfred Weber (CSU) ins Rennen geschickt werden soll. Diese Verlagerung des politischen Schwerpunkts hat natürlich Weidmanns Chancen für die Draghi-Nachfolge deutlich reduziert. Dennoch, solange kein Notenbanker seine Kandidatur offiziell verkündet hat, ist theoretisch noch alles möglich.

Auch Weidmann müsste mit den Realitäten der Staatsverschuldung in Europa zurechtkommen

Allerdings könnten deutsche Sparer von einem EZB-Präsidenten Weidmann, dessen Kompetenz als unbestritten gilt, keine Wunderdinge erwarten. Auch er müsste mit den Realitäten der Staatsverschuldung in Europa zurechtkommen und könnte nicht von heute auf morgen wieder für spürbare Zinserhöhungen sorgen. Vor dem Hintergrund solch hoher Erwartungen ist also durchaus die Frage erlaubt, ob sich Weidmann mit dem Job des EZB-Chefs überhaupt einen Gefallen tun würde. Aber ohne Zweifel, für die Kapitalmärkte und das Vertrauen in eine verlässliche Geldpolitik wäre Weidmann an der EZB-Spitze ein starkes Signal.

Portugal wird für ein kleines Wirtschaftswunder vom Markt belohnt

Knapp fünf Jahren ist es her, seit Portugal wieder an die Finanzmärkte zurückkehrte. Damit war das 78 Mrd. € schwere Hilfsprogramm des Euro-Rettungsschirms und des IWFs, welches das Land vor der Pleite bewahrt hat, zu Ende. Seitdem ist viel passiert am westlichen Rand von Europa. Die Wirtschaft ist viermal in Folge gewachsen, zuletzt um 2,7%. Gleichzeitig sank die Arbeitslosenquote bis 2018 von mehr als 17% auf 6,8% - mit der Folge, dass junge Portugiesen wieder ins Land zurückdrängen. So mancher spricht von einem kleinen Wirtschaftswunder.

Boom im Tourismus sorgt für Schub

Nach mehr als drei Jahren an der Regierung kann sich deshalb der Sozialdemokrat António Costa in seinem Kurs bestätigt fühlen. Er hatte nach seinem Amtsantritt den Mindestlohn erhöht, Gehaltskürzungen und Sondersteuern aus den Krisenjahren zurückgenommen und die 35-Stunden-Woche im öffentlichen Dienst wieder eingeführt. Dies sorgte in Brüssel zunächst für Unmut. Doch Costa konnte dennoch den Sparkurs der Vorgängerregierung beibehalten, etwa durch Kürzungen im Gesundheitswesen. Und gleichzeitig sorgte seine Sozialpolitik für einen Konsumschub im Inland. Hinzu kam ein Boom im Tourismus, der dem kleinen Land jährlich mehr als 24 Mio. Besucher beschert.

Verschuldung sinkt

Dass die Rechnung in Lissabon bisher aufgegangen ist, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Staatsverschuldung des Landes, die Costa kontinuierlich drücken konnte. So liegt die Quote mit 125,5% des BIP zwar immer noch sehr hoch, ist aber - wie vom IWF prognostiziert - tendenziell rückläufig. Lag der Wert doch 2014 noch bei 131,3%.

Kapitalmarkt erfreut die positive Entwicklung

Die Anerkennung durch den internationalen Bonitätswächter folgte prompt. Im Oktober 2018 hatte Moody’s als letzte der großen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes um eine Note auf "Baa3" angehoben - mit stabilem Ausblick. Damit hatte Portugal das Gütesiegel "Investment Grade" zurück. In der Folge ist der Renditespread bei zehnjährigen Staatsanleihen gegenüber "Bunds" auf aktuell ca. 151 BP gesunken. Entsprechend rentiert ein bis 6/2029 laufender Titel aus Lissabon (A2RWF6) bei einem Kurs von 102,818% mit aktuell rund 1,65%. Den Kapitalmarkt erfreut also die positive Entwicklung Portugals.

Trumps Sanktionen machen Venezuela zu schaffen

Der Machtkampf in Venezuela nimmt immer globalere Züge an und führt inzwischen zu einem fast vollständigen Erliegen der Handelbarkeit von Anleihen Venezuelas und dort beheimateter Unternehmen. Denn die USA haben gegenüber der venezolanischen Ölindustrie Sanktionen verhängt und somit die wichtigsten Einnahmequellen des Landes ins Visier genommen. Die Strafmaßnahmen sind vorerst zeitlich nicht begrenzt und sollen gelten, bis eine neue Regierung die Amtsgeschäfte übernimmt.

Land droht im Chaos zu versinken

Nachdem sich der oppositionelle Parlamentspräsident Juan Guaidó zum Übergangspräsidenten erklärt hat, ist ein Machtkampf mit dem noch nicht abgewählten Präsidenten Nicolás Maduro entbrannt, was das Land zunehmend im Chaos versinken lässt. Die Weltgemeinschaft ist nun allerdings aufgefordert, eine Lösung des Konfliktes zu initiieren. Jedoch wird dies nicht dadurch erreicht, dass einzelne Staaten den Interimspräsidenten als Repräsentanten anerkennen und andere Regierungen dem bisherigen Machthaber weiterhin die Treue halten.

Duldung des Militärs als Voraussetzung für humanitäre Hilfe

Dadurch wird es nicht einfach werden, eine friedliche Lösung des Konflikts bei einer in der kommenden Woche in Washington stattfindenden Geberkonferenz zu finden. Ziel soll hierbei sein, die humanitäre Hilfe für Venezuela zu organisieren. Dazu sollen die Hilfslieferungen sowohl grenznah in Kolumbien als auch in Brasilien gesammelt werden. Um die Güter allerdings ins Land bringen zu können, bedarf es der Duldung des Militärs, welches die Grenzen kontrolliert.

Venezuelanische Bonds nur noch vereinzelt handelbar

Donald Trump, der wie einige westliche Regierungen die Übergangsregierung bereits anerkannt hat, ist mit den Sanktionen auf direkten Konfrontationskurs zu Maduro gegangen und hat allen möglichen finanziellen Unterstützungen Venezuelas somit einen Riegel vorgeschoben. Dies hat zur Folge, dass auch die an den deutschen Regionalbörsen gehandelten Anleihen Venezuelas und der Petróleos de Venezuela (PDVSA) bis auf weiteres ausgesetzt wurden. Denn aus Angst vor Sanktionen, wie man sie aus der Iran-Krise bereits kennt, werden auch im Interbankenhandel keine handelbaren Preise mehr gestellt.

BMW besorgt sich mit einem Doppelpack frisches Geld am Kapitalmarkt

In dieser Berichtswoche ging es am Primärmarkt für Corporate Bonds verhältnismäßig ruhig zu. Lediglich zwei namenhafte Unternehmen wagten sich an den Markt und besorgten sich somit frisches Geld. Dabei emittierte BMW gleich einen Doppelpack und die Privatanleger konnten sich ebenfalls freuen. Der Autokonzern aus Bayern entschied sich bei beiden Gattungen für die bei privaten Investoren besonders beliebte Mindeststückelung von nominal 1.000 €. Iberdrola setzte hingegen auf eine langfristige Refinanzierung mit einem Perpetual Bond und eine Mindeststückelung von 100.000 €.

Der erste BMW-Tranche (A2RXDQ) ist bereits in etwas mehr als 4 Jahren, am 06.10.2023, fällig und beschert den Investoren bis zur Endfälligkeit jährlich eine Verzinsung von 0,625%. Das 1,5 Mrd. € schwere Papier wurde zu 99,439% begeben, was einen Emissionsspread von +65 BP über Mid Swap bedeutete. Mit der zweiten Anleihe (A2RXDR) konnte der Konzern aus der bayrischen Hauptstadt ebenfalls erfolgreich 1,5 Mrd. € einsammeln und entlohnt die Gläubiger bis zur Fälligkeit am 06.02.2029 mit einem jährlichen Zins von 1,5%. Ausgegeben wurde der Bond mit 99,375% (+90 BP über Mid Swap).

Iberdrola begab über seine niederländische Finanzierungsgesellschaft einen Perpetual Bond. Der spanische Stromlieferant legte eine Fix-to-Float Anleihe (A2RXL8) mit einem Emissionsvolumen von 800 Mio. € zum Preis von 100% (+297,3 BP über Mid Swap) auf. Das Unternehmen zahlt für die Aufnahme des Kredits am Bondmarkt bis zum 12.02.2025 einen festen Zins in Höhe von 3,25% p.a. an die Gläubiger. Im Anschluss orientiert sich der Zinssatz am 5-Jahres-Swap. Bis zum 12.02.2030 gibt es einen Aufschlag in Höhe von +2,973 PP. Fortan bis zum 12.02.2045 beträgt der Aufschlag dann +3,223 PP und ab 2045 wird mit +3,973 PP gerechnet. Die Anleihe ist ab dem 12.02.2025 jährlich zu jedem Zinstermin zu pari kündbar.

The trend is your friend

Auch in dieser Handelswoche hat das Rentenbarometer den positiven Trend der vergangenen Wochen weiter fortsetzen können. Dass es dabei vorübergehend zu Gewinnmitnahmen kam, ist nicht besonders erwähnenswert, sondern die Normalität. Aber unterm Strich konnte der Euro-Bund-Future von der abwartenden Haltung der US-amerikanischen Notenbank Fed, von der möglicherweise weiter nach hinten verschobenen Erhöhung des EZB-Einlagensatzes infolge der abgekühlten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der immer noch fehlenden Brexit-Lösung profitieren. Es ist deshalb sogar bei einem zeitlichen Zusammentreffen dieser Ereignisse nicht auszuschließen, dass es einen erneuten Test der "Null-Rendite-Linie" geben wird.

Unter diesen Voraussetzungen ist also auch in den kommenden Tagen damit zu rechnen, dass die alte Börsenweisheit: "The trend is your friend" beibehalten wird. Die charttechnisch unterstützenden Leitplanken verlaufen aktuell bei ca. 165,31% bzw. ca. 165,11%. Wer allerdings weiterhin den Blick nach oben richtet, der wird das Verhalten an den Widerstandslinien bei ca. 165,70% bzw. ca. 165,90% genauer beobachten.

Aktuell notiert der Euro-Bund-Future bei ca. 165,63%, was einer Rendite der 10-jährigen Benchmark-Anleihe von ca. 0,153% entspricht und um eine Rendite von 0% zu erhalten, müsste das Sorgenbarometer bis auf ca. 167,50% klettern.

Italien will’s wissen

Bereits vor Wochen lotete die italienische Regierung mit einer 16-jährigen Anleihe die Bereitschaft der Investoren aus, dem hoch verschuldeten Staat Geld zu leihen. In dieser Woche überraschte man die Finanzmärkte dann mit der Ankündigung, sich für 30 Jahre (IT0005363111) am Kapitalmarkt refinanzieren zu wollen. Hierbei wollte sich Italien sicherlich -ungeachtet der nicht nur positiven Beurteilung der politischen Situation- den "Anlagenotstand" zunutze machen. Wie verzweifelt die Anleger nach renditeverheißenden Investitionen suchen, ließ sich bereits vor kurzem bei einer griechischen Anleihe feststellen und auch gestern wurden für ein angedachtes Emissionsvolumen von 8 Mrd. € Aufträge für nominal ca. 41 Mrd. € aufgegeben. Aufgrund des Interesses erfolgte die Zuteilung zu einem um 4 BP geringeren Spread als zu Zeichnungsbeginn geplant.

Doch auch Frankreich, Spanien und Deutschland werden bzw. wurden in dieser Handelswoche mittels Aufstockungen am Kapitalmarkt aktiv. So erhöht Frankreich am heutigen Donnerstag das Emissionsvolumen von 3 Bonds (A1911P / 2028 ; A1ZHSU / 2030 ; A19CGY / 2039) und Spanien von 4 Anleihen (A2RSUP / 2021 ; A1GNNU / 2026 ; A1ZZBE / 2030 ; A19DZD / 2033). Deutschland hingegen hat lediglich bei zwei inflationsindexierten Anleihen (103056 / 2026 , 103057 / 2046) insgesamt 750 Mio. € aufgenommen. Die Zuteilungen erfolgten bei realen Durchschnittsrenditen von -1,11% für die 2026er- bzw. von -0,69% für die 2046er-Fälligkeit. Darüber hinaus hat Finnland ebenfalls eine neue 10-jährige Anleihe (A2RXL7) aufgelegt.

Aber auch in den USA hatten die Anleger die Möglichkeit, sich an der Refinanzierung des Staatshaushaltes mittels unterschiedlicher Laufzeiten zu beteiligen. So wurden u.a. 169 Mrd. USD als T-Bills mit Endfälligkeit in 4 bzw. 8 Wochen sowie 3 und 6 Monaten eingesammelt. T-Notes mit Laufzeiten von 3 und 10 Jahren für insgesamt 65 Mrd. USD und 30-jährige T-Bonds für 19 Mrd. USD runden die Angebotspalette in dieser Woche ab.

Euro in der Selbstfindungsphase

Momentan scheint die europäische Gemeinschaftswährung in einer Selbstfindungsphase zu sein. Dies ist allerdings angesichts der vielen offenen Themen und der immer noch spürbaren Verunsicherung der Marktteilnehmer nicht verwunderlich. So profitiert bei entsprechenden Meldungen zwar der Euro oftmals von der Schwäche anderer Währungen, leidet aber manchmal auch unter deren Stärke.

Dennoch sind in der aktuellen Handelswoche auch beim Währungspaar EUR/USD keine besonderen Ereignisse registriert worden. Die Einheitswährung konnte in den vergangenen Handelstagen wieder etwas zulegen, notiert aber weiterhin in der zuletzt angestammten, engen Tradingrange zwischen 1,13 USD und 1,15 USD. Wie lange der Euro allerdings noch bei ca. 1,1350% USD gehandelt wird, hängt von diversen Faktoren ab und es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine Neubewertung stattfinden wird.

Eine klare Tendenz ist hingegen bei der Landeswährung aus Schweden zu beobachten. So erwischte die schwedische Krone den schlechtesten Jahresauftakt seit 1993. Ein sich immer weiter verschlechterndes Konjunkturklima brachte die heimische Währung im Januar unter Druck und auch im Februar setzt sich die Talfahrt weiter fort. So notierte der Euro zeitweise sogar bei 10,4693 SEK, dem bisherigen Hoch in 2019.

Auf der Suche nach rentablen Investment engagierten sich Privatanleger in der vergangenen Berichtswoche vornehmlich in Währungsanleihen lauten auf australische Dollar, norwegische Kronen, russische Rubel, türkische Lira sowie US-Dollar, um sich gegen eine mögliche Euroschwäche abzusichern.

Disclaimer

Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich. Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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