Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Chaostage in London

12.07.18 10:46 Uhr

Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich


Chaostage in London | finanzen.net

Was sich da in den vergangenen Tagen in Großbritannien abgespielt hat, darf man getrost als Chaostage betiteln.

Nachdem Regierungschefin Theresa May ihren Brexit-Plan, der eine relativ enge Bindung an die Europäische Union (EU) vorsieht, verkündet hatte, warfen mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung sowohl ihr Brexit- als auch ihr Außenminister das Handtuch. Das Britische Pfund fiel daraufhin prompt um rund ein Prozent, bevor es sich wieder leicht erholen konnte. Mit dem Rücktritt von David Davis und Boris Johnson ist sie nun immerhin zwei ihrer größten Widersacher im Kabinett los.

Es ist aber noch nicht einschätzbar, was dieser Schritt für die Mehrheitsfähigkeit der Regierung zu bedeuten hat. Denn viele an der Parteibasis der Torys träumen immer noch den Traum einer radikalen Trennung von Europa und sehen in der Kompromisslinie von May keinen echten Brexit. Damit stehen die Träumer den Realisten gegenüber. Letztere stellen sich angesichts des Drucks wirtschaftlicher Realitäten und der knappen Frist bis zum Austritt im März 2019 auf weitere Kompromisse mit Brüssel ein.

Wie diese aussehen mögen, könnte sich bereits am heutigen Donnerstag zeigen. Dann nämlich, wenn May ihren Brexit-Plan in einem "White Paper" der EU vorstellt. Zwar ist man in Brüssel froh, dass damit endlich eine Verhandlungsgrundlage von London vorgelegt wird. Dennoch dürften weite Teile von Mays Plan auf Ablehnung stoßen. Für die Europäische Union seien die vier Freiheiten des gemeinsamen Binnenmarkts - freier Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Freizügigkeit für Bürger - unteilbar, hat EU-Unterhändler Michel Barnier bereits signalisiert. May hat aber lediglich eine enge Zollkooperation und eine Freihandelszone für Waren vorgeschlagen und dafür die langfristige Einhaltung von EU-Standards in Aussicht gestellt. Bei Dienstleistungen und Freizügigkeit will Großbritannien nach dem EU-Austritt jedoch stärker selbst bestimmen als bisher - was wiederum nach Rosinenpickerei aussieht.

Man wird also abwarten müssen, ob die Premierministerin die Brexit-Erwartungen im eigenen Land weiter abbauen kann oder es riskiert, einen Brexit-Vertrag dem Parlament vorzulegen, den dieses ablehnen könnte. In beiden Fällen bewegt sich May weiterhin auf dünnem Eis, entspricht ihr Vorschlag doch dem eines "sanften Brexits", der weder die "Remainer" noch die "Leaver" zufriedenstellen dürfte.

Unter letzterer Gruppe befindet sich bekanntlich der unberechenbare Johnson, dem man zutraut, dass er seinen Rücktritt aus dem Kalkül inszeniert hat, bald die Nachfolge von May antreten zu können. Denn jetzt, wo er doch nicht mehr Mitglied der Regierung ist, kann er die "wahren Brexiteers" um sich scharen und gegen den weichen Kurs von May schießen. Sollte es also zu Neuwahlen kommen, was angesichts des Zeitdrucks eigentlich kaum zu organisieren wäre, könnte Johnson als Kandidat für das Amt des Premierministers ins Rennen gehen.

All diese Aspekte wird Barnier bei den Verhandlungen mit London im Hinterkopf haben. Immerhin kann man Mays Vorschläge nicht nur als Angebot an Brüssel deuten, sondern auch als Eingeständnis dafür, dass die EU eben doch eine sehr attraktive Veranstaltung sein mag, aus der man sich nicht einfach so mal verabschiedet, ohne Nachteile zu erleiden. So gesehen ist Mays Abschied vom harten Brexit auch ein kleiner Sieg für die Realisten in Großbritannien.

Notenbanken und ihre unterschiedlichen Probleme

Bereits am vergangenen Donnerstag wurde das Sitzungsprotokoll des FOMC-Meetings der US-amerikanischen Notenbank (Fed) vom 12. und 13. Juni veröffentlicht. Hieraus ist zu entnehmen, dass auch darüber gesprochen wurde, wie u.a. mit Zinserhöhungen auf ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum zu reagieren wäre. Am sinnvollsten erschien den Sitzungsteilnehmer in diesem Zusammenhang das Beibehalten gradueller Zinserhöhungen, also die Geldpolitik der ruhigen Hand. In diesem Sitzungsprotokoll wurde allerdings auch die Sorge der Notenbanker darüber dokumentiert, dass die Handelspolitik von Präsident Donald Trump Investitionen der Unternehmen behindern und das Wirtschaftswachstum schwächen könnte. Des Weiteren kann der US-Präsident an dieser Stelle auch noch den Hinweis finden, dass die Unsicherheit diesbezüglich zugenommen habe und dies durchaus die Wirtschaftsstimmung und die Investitionsneigung dämpfen könne. "Leider" umfasst dieses Protokoll aber mehr als 280 Unicodezeichen und wird somit dem US-Präsidenten nicht auf seiner Lieblingsplattform Twitter zur Verfügung gestellt. Denn dann würde er feststellen, dass nicht alle Elemente seiner "America-Only-Politik" als gut empfunden werden.

Diese Infragestellung der bisherigen Umgangsformen zwischen Verbündeten und Handelspartnern bleibt allerdings auch nicht ohne Auswirkung auf die Gedankenwelt der europäischen Notenbanker. So besteht nach Meinung des Gouverneurs der Österreichischen Nationalbank (OeNB) Ewald Nowotny auch die Gefahr, dass der Handelskrieg in einen Währungskrieg münden könnte. Noch sieht er keine extremen Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft, aber das kann sich noch ändern. Denn selbst Mario Draghi macht sich Sorgen über die zunehmenden protektionistischen Tendenzen. Deshalb sprach er bei seiner Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments davon, die Wachstumsrisiken genau zu beobachten.

Doch das war nicht die einzige Botschaft, die an den Finanzmärkten beachtet wurde. Mit dem Satz "Länder mit hoher Verschuldung müssen nachhaltige Finanzpolitik betreiben" hat er der neuen italienischen Regierung - ohne sie direkt zu erwähnen - den Hinweis gegeben, dass es jetzt an der Zeit ist, finanzielle Spielräume für die Zeiten zu schaffen, wenn Wachstumsraten sinken. Denn Draghi führte weiter aus, dass Länder mit einer guten finanziellen Position in der Krise ihre Banken heraushauen können. Andere Länder, bei denen sich Probleme bei den Banken abzeichneten, könnten das nicht, da die Märkte nicht glauben, dass sie das finanzieren können. In diese Kerbe schlug anschließend auch noch der Notenbank-Chef Italiens Ignazio Visco, der sein Land für krisenanfälliger als noch vor zehn Jahren hält. Denn der Reformwille sei abgeebbt und so warnte er davor, mit Haushaltssteigerungen die Staatsverschuldung in die Höhe zu treiben. Zum Jahresende 2017 hatte Italien bereits einen Schuldenberg angehäuft, der 131,8% des Bruttoinlandprodukts entsprach. Einem Wert der weit weg von den in den Verträgen von Maastricht vereinbarten 60% ist. Bei dieser Gelegenheit sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es in Deutschland endlich mal wieder gelingen wird, diese Forderung zu erfüllen, was nicht überall in der Eurozone für Freudensprünge sorgen wird. Erhöht dies doch die Gefahr, erneut vom Lehrmeister belehrt zu werden.

Handelskrieg hat die Märkte fest im Griff

Die Sorgen um einen eskalierenden Handelskrieg belasten weiterhin die Kapitalmärkte. Nachdem in den vergangenen Tagen etwas Ruhe eingekehrt war, sorgte eine weitere Liste der US-Regierung mit möglichen Strafzöllen gegen China erneut für Unruhe. Folglich meiden viele Anleger die Aktienmärkte, um stattdessen auf der Rentenseite nach Sicherheit zu suchen. Entsprechend zogen die Kurse für Bundesanleihen wieder leicht an, was anhand eines zehnjährigen Titels (WKN 110244) mit Laufzeit 2/2028 deutlich wird, der aktuell bei ca. 101,80% notiert und nunmehr mit ca. 0,31% rentiert. Allerdings war die Marktbewegung einigermaßen gemäßigt, so dass man nicht von einer regelrechten Flucht der Anleger sprechen kann.

Nachdem Washington angekündigt hatte, weitere Zölle auf chinesische Produkte im Volumen von 200 Mrd. USD im Jahr zu erlassen, verfestigte sich am Kapitalmarkt die Meinung, dass es die Trump-Administration eindeutig auf einen Handelskrieg ankommen lässt. Zuvor hatte die US-Regierung bereits zusätzliche Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Mrd. USD jährlich eingeführt. China hatte mit ähnlichen Strafzöllen auf US-Importe reagiert. Dass sich nun Washington und Peking mit Strafzöllen in Milliardenhöhe belegen, alarmiert nicht nur die EU und die Bundesregierung, sondern auch die Autobranche. Denn wiederholt hatte D. T., der Unberechenbare im Weißen Haus, damit gedroht, auch die Einfuhr von Automobilen mit Zöllen zu belegen. In diesem Zusammenhang ist allerdings auch bemerkenswert, dass just zu diesem Zeitpunkt dem US-Elektroauto-Pionier Elon Musk der Bau eines Werkes in Shanghai genehmigt wurde.

Vor dem Hintergrund der Unkalkulierbarkeit rücken Deutschland und China notgedrungen, mag man sagen, enger zusammen. Dies wurde Anfang der Woche beim Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin deutlich. Dabei bekannten sich beide einmal mehr zum freien Welthandel und gegen den Protektionismus. Merkel versäumte es aber nicht, darauf hinzuweisen, dass die gleichen Rechte beim gegenseitigen Zugang zu den Märkten Deutschlands und Chinas noch immer ein Thema seien. Oder anders ausgedrückt: Deutschen Firmen werden in China immer noch Steine in den Weg gelegt.

Dennoch legte Merkel ein "Grundbekenntnis" zu chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland ab. Unter anderem gibt es ja Bedenken im Zusammenhang mit der umstrittenen chinesischen Übernahme des Roboterbauers Kuka. Auch der Bau einer Batteriezellenfabrik für Elektroautos durch den chinesischen Hersteller CATL in Thüringen wirft ein Schlaglicht - diesmal allerdings auf die deutsche Automobilindustrie, die es bisher versäumt hat, sich dieser Technologie intensiv zu widmen. Also muss erst ausgerechnet ein chinesisches Unternehmen nach Deutschland kommen, um es der hiesigen Vorzeigebranche im eigenen Land zu zeigen, wie es geht. Man sieht, die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China wird bis zu einem gewissen Grad immer ein Vabanque-Spiel bleiben.

Coeuré wird bei der EZB ins Spiel gebracht

Bevor die Amtszeit von Mario Draghi im Oktober 2019 nach acht Jahren an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) endet, müssen sich die Regierungen der Mitgliedstaaten im Rahmen aufwändiger Kompromisse auf einen Nachfolger einigen. Dass dabei nun auch das französische EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeuré ins Spiel gebracht wird, zeigt dass der Chef der Bundesbank, Jens Weidmann, auf keinen Fall als gesetzt gilt.

Nachdem man zunächst annahm, Coeurés Kandidatur sei rechtlich nicht möglich, offenbart laut Dow Jones nun ein juristisches Gutachten der EZB, wonach auch der Franzose ins Rennen um Draghis Nachfolge gehen könnte. Bekanntlich gilt vielen der 25 Ratsmitglieder Weidmann als unangenehm, weil der Bundesbanker wiederholt mit der Tradition der einvernehmlichen Beschlussfassung gebrochen und immer wieder die expansive Geldpolitik der EZB kritisiert hatte.

Zwar werden Weidmann weiterhin gute Chancen auf den EZB-Chefposten eingeräumt - insbesondere deshalb, weil noch nie ein Deutscher dieses Amt bekleidet hat. Allerdings hat im Februar 2011 der damalige Chef der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, kurz vor seiner möglichen Kandidatur abgesagt. Betonte er bereits damals bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Bedenken bezüglich des Ankaufs von Staatsanleihen, was wiederum insbesondere bei den Regierungen der Südländer nicht gut ankam. Eine Parallele zwischen damals und heute ist durchaus erkennbar und vielleicht auch gewünscht.

Darüber hinaus gelten Klaas Knot aus den Niederlanden, Erkki Liikanen aus Finnland und der Ire Philip Lane als präsidiabel. Auch der französische Zentralbankgouverneur Francois Villeroy de Galhau wird oft genannt. Die Frage ist nun, ob mit Coeuré ein weiterer Kandidat, von denen im Übrigen noch keiner offiziell sein Interesse an dem EZB-Job verkündet bzw. abgelehnt hat, aus dem Hut gezaubert wird, um Weidmanns Wahl abzuwenden.

Otto GmbH bringt Perpetual Bond

Am Primärmarkt für Corporates Bonds ist es in dieser Berichtswoche schon sehr ruhig geworden. Lediglich zwei bekanntere Unternehmen, Otto GmbH und K+S AG, wagten sich aus der Deckung und legten je einen Bond am Kapitalmarkt auf.

Dabei erfreute die Otto GmbH mit Sitz in Hamburg die Privatanleger mit einem Perpetual Bond (A2LQ0B), der mit einer Mindeststückelung von 1.000 € ausgestattet wurde. Der deutsche Handels- und Dienstleistungskonzern legte einen Fix-to-Float Bond mit einem Emissionsvolumen von 300 Mio. € auf. Das Unternehmen zahlt für die Aufnahme des Kredits am Bondmarkt bis zum 17.07.2025 einen festen Zins in Höhe von 4% p.a. an die Gläubiger. Im Anschluss richtet sich der Zinssatz nach dem 5-Jahres-Swap und einem Aufschlag in Höhe von +8,58 PP. Die Anleihe ist erstmalig am 17.04.2025 und dann jährlich zu jedem Zinstermin beginnend mit dem 17.07.2025 zu 100% kündbar. Des Weiteren wurde in die Anleihebedingungen ab dem 17.07.2025 ein Aufschlag auf den Zinssatz in Höhe von 5,0 PP aufgenommen, sollte sich durch eine Übernahme des Unternehmens der Schuldner ändern. Alle weiteren Details zu den Bedingungen können im Emissionsprospekt nachgelesen werden. Der Reoffer belief sich auf 99,253% (+358 BP über Mid Swap).

Das in Kassel ansässige Unternehmen K+S AG, früher Kali und Salz AG, ist ein börsennotiertes Bergbauunternehmen mit den Schwerpunkten Kali- und Salzförderung, das erfolgreich einen 600 Mio. € schweren Bond (XS1854830889) mit Endfälligkeit 18.07.2024 am Kapitalmarkt platzierte. Die K+S AG zahlt den Investoren einen jährlichen Zins in Höhe von 3,25%. Die 6-jährige Anleihe wurde zu 100% begeben, was einem Emissionsspread von +283,6 BP über Mid Swap gleichkam. Das Unternehmen ließ sich ein optionales Kündigungsrecht (ab 18.04.2024) zu pari einräumen und legte die Mindeststückelung auf 100.000 € fest.

In stabiler Seitenlage

In Anbetracht der unkalkulierbaren politischen und wirtschaftlichen Risiken gelten Bonds auch in dieser Woche weiterhin als der sichere Hafen. Inzwischen notiert der Euro-Bund-Future bereits seit acht Handelstagen in der Range zwischen 162% und 163% und ein Ende dieser Tendenz ist noch nicht in Sicht.

Jedoch sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass dies ewig so bleiben wird. Es ist nur eine Frage der Zeit bis aus dieser Tradingrange ausgebrochen wird. Natürlich ist nicht zu erahnen, welche Nachrichtenlage diese "stabile Seitenlage" des Rentenbarometers beenden wird. Zu groß und zu unterschiedlich sind die Themenblöcke, welche die Rentenhändler zum Umdenken veranlassen könnten. Da gibt es zum einen diverse Auftritte von Notenbankern dies- und jenseits des Atlantiks, aber mit der Person D.T. auch einen Elefanten im Porzellanladen, der davon beseelt ist, allen anderen Staats- und Regierungschefs seine Sichtweise als das Nonplusultra zu verkaufen.

In solchen Zeiten lohnt sich stets ein Blick auf den Chart und hierbei ist festzustellen, dass sich ein kleiner Verkaufsdruck aufbaut. Denn die bisherige Widerstandslinie bei 162,85% konnte nicht nachhaltig überwunden werden. Um bei der neuen im August 2028 endfälligen Bundesanleihe eine Rendite von 0,25% zu erreichen, muss der Euro-Bund-Future in den Bereich von ca. 163,90% vorstoßen. Sollte es allerdings zu einer kleinen Gewinnmitnahme kommen, so verlaufen bei ca. 162,15% und bei ca. 161,80% entsprechende Unterstützungslinien.

Nach einer morgendlichen Eröffnung bei 162,55% notiert der Euro-Bund-Future aktuell bei 162,57%, was einer Rendite der neuen Benchmark-Anleihe von ca. 0,363% entspricht.

Neue 10-jährige deutsche Benchmark-Anleihe

In den USA wurden in dieser Handelswoche neben den üblichen Geldmarktpapieren für insgesamt 125 Mrd. USD auch noch für weitere 69 Mrd. USD T-Notes mit einer Laufzeit von drei und zehn Jahren sowie 30-jährige T-Bonds aufgelegt.

In der Eurozone hingegen werden wie bei den Verteidigungsausgaben wesentlich kleinere Brötchen gebacken. Lediglich ca. 9 Mrd. € sollen in diesem Zeitrahmen refinanziert werden. So wird heute Italien diverse Altemissionen und Irland zwei Anleihen (A19UMH / 2028 ; A1ZVUJ / 2045) aufstocken. Bereits am Dienstag haben die Niederlande das Emissionsvolumen einer Altemission (A19XZC / 2028) erhöht.

Der Großteil der aufgenommenen Gelder wurde von der Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland vereinnahmt. Die davon betroffenen inflationsindexierten Anleihen (103055 / 2030 ; 103057 / 2046) wurden um 500 Mio. € auf 11,5 Mrd. € bzw. um 250 Mio. € auf 7,75 Mrd. € aufgestockt. Die Zuteilung erfolgte bei einer realen Durchschnittsrendite von -1,00% bzw. -0,68%.

Besondere Beachtung am Kapitalmarkt erhielt allerdings zur Wochenmitte die neue 10-jährige Benchmark-Anleihe (110245), die sich reger Nachfrage erfreute und bei der ca. 3,2 Mrd. € mit einer Durchschnittsrendite von +0,36% zugeteilt wurden. Als Emissionsvolumen waren ursprünglich 4 Mrd. € anvisiert, wovon ca. 800 Mio. € in die Marktpflege umgebucht wurden.

Tour der Leiden am Bosporus

In einem sehr schwierigen und unsicheren Marktumfeld, insbesondere wegen der von den USA und China gegenseitig verhängten Schutzzöllen und Gegen-Schutzzöllen, zeigt sich das Devisenpaar EUR/USD bislang wenig beeindruckt.

Die europäische Gemeinschaftswährung startete bei 1,1591 USD etwas verhalten in die zweite Jahreshälfte. Im weiteren Handelsverlauf schaffte es der Euro sogar sich zeitweise bis auf Wechselkurse von 1,1791 USD vorzutasten. Auch nach den neuerlichen Ankündigungen und schier nicht enden wollenden Drohungen vom US-Präsidenten Trump bezüglich der Zollpolitik präsentiert sich die Einheitswährung weiterhin relativ entspannt. So handelt die gemeinsame europäische Währung zur Stunde bei ca. 1,1680 USD und damit auf dem Niveau der vergangenen Handelstage.

Zurzeit findet nicht nur die Fußball-WM statt, sondern auch die Tour de France. Diese wird auch gerne die Tour der Leiden genannt. So könnte man aktuell auch die Entwicklung der türkischen Lira bezeichnen. Denn die Leiden der Währung vom Bosporus werden immer größer. Die Ankündigungen, Erdogan werde künftig den Präsidenten und Vizepräsidenten der Zentralbank alleine bestimmen, der Ernennung dessen Schwiegersohns zum Finanzminister und dessen jüngsten Aussagen zur Zins- sowie Wechselkursentwicklung sorgten bei der Lira für einen historischen Wertverfall. So stieg der Euro auf ein neues Allzeithoch bei 5,8208 TRY. Der US-Dollar handelte zeitweilig bei 4,9743 TRY, nachdem er zu Wochenbeginn noch um die Marke von 4,50 TRY notiert hatte. Neben der Währung verlor auch der Aktienmarkt in Istanbul deutlich und die Rendite der zehnjährigen in TRY begebenen Staatstitel stieg erstmals in die Nähe von 18%. All diese Entwicklungen zeigen eindrucksvoll, dass die Märkte mit den Entscheidungen des Präsidenten ganz und gar nicht einverstanden sind.

Diese Handelswoche ist geprägt von hoher Unsicherheit und deshalb halten sich die meisten Anleger mit ihren Engagements zurück. Nichtsdestotrotz waren bei verschiedenen Währungsanleihen Umsatztätigkeiten zu beobachten. Hierzu zählten insbesondere Bonds auf US-Dollar, russische Rubel, mexikanische Peso, südafrikanische Rand sowie auch türkische Lira.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

Disclaimer

Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich. Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
85716 Unterschleißheim
Deutschland
www.baaderbank.de

Redaktion: Robert Halver,Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

Über mögliche Interessenkonflikte und rechtliche Hinweise informieren Sie sich bitte im Disclaimer auf http://www.bondboard.de/Newsletter/Disclaimer.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.