Bund profitiert von Risikoscheu der Anleger
Was derzeit an den Anleihemärkten abgeht, lässt zwar manchen Anleger erschüttern, doch muss es das Herz ...
... des deutschen Finanzministers höher schlagen lassen. Durch die erneute Zuspitzung der Finanz- und Schuldenkrise werden Bundesanleihen verzweifelt gesucht, was die Renditen für diese Papiere weiter nach unten drückt. So rentiert etwa eine bis 10/2014 laufende Bundesobligation (WKN 114155) nur mehr mit knapp 0,70% und zählt dennoch zu den am meisten gesuchten Anleihen an den Börsen Düsseldorf, Frankfurt und München, wo die Baader Bank den Handel betreut. Fest steht, dass aufgrund des niedrigen Zinsniveaus sich der Staat günstiges Geld besorgen kann, weshalb man sich fragt, warum Deutschland eigentlich nicht nur noch Langläufer auflegt. Denn mit 1,52% notiert die Umlaufrendite von Bundesanleihen auf Tiefstniveau.
Die Kehrseite dieser Flucht in die Qualität ist eine Abkehr von den Lieblingen des 1. Halbjahres 2011 - den schlecht oder gar nicht gerateten Unternehmensanleihen, die derzeit von Anlegern gemieden werden, wie der Teufel das Weihwasser scheut. Entsprechend groß sind die Abschläge auf die Kurse von Papieren mit schlechten Bonitätsnoten. So notiert etwa die mit einem Kupon von 8,25% versehene Anleihe der Air Berlin mit Laufzeit 4/2018 (WKN AB100B) auf einem Niveau von nur mehr rund 88%. Ablesbar ist die hohe Risikoscheu der Anleger auch an den I-Traxx-Indizes, die so etwas wie das Angst-Barometer der Corporate Bond-Märkte darstellen und so hoch geklettert sind, wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Wie ausgetrocknet der Primärmarkt für Corporates derzeit ist, hat auch der August gezeigt. Dieser wird als erster Monat seit drei Jahren in die jüngere Börsengeschichte eingehen, in dem keine Unternehmensanleihe in Euro platziert wurde. Unternehmen mit zweifelhafter Bonität bleiben deshalb auch in Deckung. Aber immerhin, mit Fresenius Medical Care zeigt derzeit ein bekanntes Unternehmen, dass es doch noch geht. So brachte das Dax-Unternehmen zwei Tranchen in Euro (WKN A1GVFF) und Dollar mit einem Kupon von jeweils 6,5% erfolgreich am Markt unter.
Indessen waren bei den jüngsten Favoriten des Bondmarkts, Anleihen in norwegischen Kronen, erste Gewinnmitnahmen zu sehen. Oft war zu beobachten, dass in Titel auf schwedische Kronen reinvestiert wurde.
Das Interbankenvertrauen ist angeschlagen – aber längst nicht so wie nach der Lehman-Pleite
Vertrauen sieht anders aus. Derzeit haben die Banken knapp 200 Mrd. Euro Einlagen bei der EZB gebunkert, anstatt diese sich gegenseitig zu verleihen. Tendenz steigend.
Tendenz fallend, heißt es indessen beim Rating der französischen Banken. Die US-Ratingagentur Moody's stufte die Bonität der Crédit Agricole und der Société Générale um einen Grad herab. Die Kreditwürdigkeit der Crédit Agricole werde von Aa1 auf Aa2 herabgestuft, weil sie so viele griechische Staatsanleihen besitzen soll. Die Société Générale wurde von Aa2 auf Aa3 zurückgestuft. Die größte französische Bank, BNP Paribas, blieb vorläufig ungeschoren, aber unter Beobachtung.
Vertrauen gibt es dennoch. Bankanleihen mussten aktuell längst nicht einen Absturz in dem Ausmaß hinnehmen, wie sie es 2008 erlitten haben. So notiert etwa eine nachrangig besicherte Anleihe der Deutschen Bank mit einem Kupon von 8,0% und ohne Endfälligkeit (WKN A0TU30) derzeit bei rund 91,50%, nachdem der Titel im Zuge der Lehman-Pleite auf rund 45% abgestürzt war. Die Lage ist zwar ernst, aber sie war schon schlimmer. Somit scheint das Vertrauen in die Kapitalisierung der Banken noch vorhanden zu sein.
Chinesische Schnäppchenjäger in Italien unterwegs
China ist daran interessiert, sich neben den USA ein zweites Standbein in Sachen Devisenreserven zu schaffen – sind doch Pekings Vorräte in US-Dollar schon riesengroß. Der Euro scheint dem Reich der Mitte für ein Engagement da gerade recht zu sein. Bedingung: ein ernsthaftes Bemühen bei der Schuldenbekämpfung. Dann ist in Peking auch vorstellbar, sich an italienischen Staatsunternehmen zu beteiligen, zum Schnäppchenpreis in der Schuldenkrise, versteht sich. Das Hilfsangebot mag für Rom verlockend sein. Klar ist aber auch, dass hier geldpolitische mit wirtschaftlichen Interessen verknüpft werden. Die Beteiligung an italienischen Energieversorgern, wie sie erwogen wird, würde Pekings Einfluss in Italien mehr stärken, als manchem Politiker in Rom lieb sein kann.
In Griechenland hat Peking die Ernte in Form von Aufkäufen schon eingefahren. Hellas’ Schuldenkrise hält die Finanzmärkte freilich weiter in Atem. Immer noch offen ist die Frage nach der Zustimmungsquote für den Umtausch von Forderungen an Athen. Offen ist auch die Frage, ob Griechenland überhaupt noch zu helfen ist.
Bei der EZB werden die Falken von den Tauben gefressen
Bei der Europäischen Zentralbank stehen die Dinge auf dem Kopf. Da werden die Falken von den Tauben zerfleischt, nicht umgekehrt. Und somit war der Abgang des als Falken bekannten EZB-Chefvolkswirts, Jürgen Stark, die logische Konsequenz auf die Missachtung geldpolitischer Unabhängigkeit à la Bundesbank. Bekanntlich hatte ja bereits im April Falke und Bundesbank-Präsident Axel Weber ebenfalls das Handtuch geworfen. Diese Rücktritte spiegeln einen verhängnisvollen Trend wider, wonach die Notenbanken immer mehr zu Erfüllungsgehilfen der Politik werden und ihr stabilitätspolitischer Auftrag auf der Strecke bleibt. Die Unabhängigkeit ist passé und so verkommt die EZB zur größten europäischen Bad Bank.
Fresenius trotzt der Primärmarktflaute
Trotz Schuldenkrise, verhaltenen Konjunkturaussichten und schlechter Stimmung an den Kapitalmärkten, gelingt es Unternehmen mit guter Qualität, ohne Probleme, sich Geld über den Kapitalmarkt zu verschaffen.
Das Bad Homburger Unternehmen Fresenius Medical Care zapfte den Kapitalmarkt mit zwei Tranchen (Euro und US-Dollar) an und konnte sich trotz der derzeit schwierigen Lage relativ günstig refinanzieren. Der Kupon für beide Tranchen wurde mit 6,5% festgesetzt. Im Vergleich zu anderen Fresenius-Schuldverschreibungen wurden die beiden neuen Tranchen damit günstig gepreist. Das Rating befindet sich mit Ba2/BB im spekulativen Bereich. Bei den Kapitalmarktteilnehmern erfreut sich das Unternehmen trotzdem großer Beliebtheit. In den ersten drei Handelstagen konnte der Bond um über 3% zulegen und war somit stark nachgefragt.
Das frische Kapital soll für Akquisitionen, Rückzahlung von Verbindlichkeiten und für allgemeine Geschäftszwecke eingesetzt werden.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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