Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

A0T6US: Das Zockerpapier der besonderen Art!

23.02.12 13:36 Uhr

A0T6US: Das Zockerpapier der besonderen Art! | finanzen.net

Vor Jahren, als europäische Staatsanleihen noch als mündelsicher bezeichnet werden konnten, waren "junk bonds" ...

... der Inbegriff der Spekulation. Nun haben sich aber die Zeiten gewandelt und zum nominalen Spitzenreiter der Umsatzstatistiken an den Börsen entwickelt sich immer mehr eine griechische Anleihe (A0T6US). Diese Anleihe ist symptomatisch für die Krise geworden und die Bandbreite der Kurse erzählt die Geschichte von Zockern. Dass das Risiko bei einem Engagement in dieser am 20.03.2012 endfälligen Anleihe -vor dem Hintergrund der immer größer werdenden Probleme Griechenlands- immens war und ist, kann nicht überraschend sein. Aber eine Bandbreite der Kurse innerhalb dieser Handelswoche von 45% und soeben 28,80% deutet auch auf Fehlspekulationen hin. Zu jedem Verkäufer gehört auch ein Käufer und umgekehrt, denn nur so entstehen "Bezahltkurse". Es kann also nicht sein, dass bei den in den letzten Handelstagen täglich umgesetzten Anleihen im Volumen von nominal ca. 20 Mio. € nur glückliche Investoren am Markt aktiv waren. Viele Anleger wären inzwischen sicherlich froh, wenn sie nie auf den fahrenden Zug aufgesprungen wären. So ist das aber an der Börse, hinterher ist man immer schlauer oder wie der Börsianer sagt: „Es wäre so schön, noch einmal den gestrigen Tag handeln zu dürfen.“

Weißer Rauch über Brüssel

Am frühen Dienstagmorgen haben sich die Euro-Staaten und der internationale Währungsfonds (IWF) nach einem wahren Verhandlungsmarathon entschieden, Hilfsgelder i.H.v. 130 Mrd. € locker zu machen, um Athen zum wiederholten Male vor der Staatspleite zu retten. Ob das ausgehandelte Paket ausreichen wird, darf aber weiterhin bezweifelt werden. Denn auch der angestrebte Forderungsverzicht der privaten Gläubiger wird Griechenlands Schulden von insgesamt 350 Mrd. € nur um 107 Mrd. € senken. Viel zu wenig, denn die Neuverschuldung steigt ungebremst weiter an. Die fehlende Neuausrichtung der griechischen Wirtschaft ist das Hauptproblem und nur über die wachsende Zuversicht der Bürgerinnen und Bürger kommt der Konsum in Schwung. Ohne Moos nix los! Und mit dem europäischen Diktat wird sich an der negativen Grundeinstellung nichts ändern. Die bevorstehenden Wahlen lassen ebenfalls nichts Gutes erwarten und somit weiß niemand, ob die noch zu beschließenden Reformen auch nach einem politischen Wandel im April umsetzbar sind. Die politischen Zeichen stehen auf radikalen Umbruch und auch die Demokratie, die hier ihren Ursprung fand, ist nicht unumstößlich verankert. Somit drängt sich dem geneigten Leser der Eindruck auf, dass auch dieses vermeintliche Rettungspaket ein Spiel auf Zeit sein könnte. Bis zur Jahresmitte sollten die Rettungsmechanismen für die anderen Wackelkandidaten fest verankert und die politische Zukunft Griechenlands besiegelt sein. Erst dann wird sich zeigen, ob Euroland weiterhin auf Hellas baut oder Griechenland auf dem Altar des Euros geopfert wird. Ungemach droht Griechenland seit gestern auch noch von einer anderen Seite, denn Fitch hat in Erwartung der Einigung über einen Forderungsverzicht privater Anleihegläubiger das Rating bereits auf C gesenkt.

Die Angst geht um

Die europäischen Großbanken setzen weiterhin auf Sicherheit und parken einen Großteil ihrer Liquidität bei den Zentralbanken. Die acht größten Kreditinstitute haben zum 31. Dezember 2011 über 600 Mrd. € auf den Konten der Notenbanken angehäuft. Das sind ca. 50% mehr als beim Jahresultimo 2010. Dass man hierbei auf das „Klumpenrisiko“ verzichtet und auf verschiedene Pferde setzt, ist selbstverständlich. Auf diesem Wege möchte man den Regulierungsbehörden signalisieren, dass man im Falle eines Falles bestens präpariert sei. Allerdings hat diese Denkweise auch eine Kehrseite, denn das gering verzinste Geld fehlt dem Wirtschaftskreislauf und führt zu weiteren Mindereinnahmen der Geldhäuser. Alles hat also immer zwei Seiten. Momentan setzt man noch auf Sicherheit und den schon bald anstehenden Dreijahrestender der EZB, der nächste Woche die Finanzwelt mit neuem Geld fluten wird. Dies wird vorübergehend die Risse des Systems überdecken. Aber die Wunden sind dadurch nicht geheilt, sondern es liegt nur Staub darüber und dieser wird bereits von einem zarten Lüftchen wieder weggeweht. Somit wird es nur zu einer spürbaren Entspannung an den internationalen Finanzmärkten kommen, wenn die Marktteilnehmer untereinander wieder Vetrtrauen fassen.

Japan am Pranger

Japan gerät immer mehr ins Visier der Ratingagenturen. Noch vor Jahresfrist galt es als unmoralisch, Japan in der schlimmsten Krise mit einer Herabstufung seiner Bonität zu geißeln. Nun scheint aber die Zeit gekommen zu sein, diese Vorgehensweise zu überdenken. So hat Standard & Poor’s davor gewarnt, dass das bereits drei Stufen unter AAA und mit negativem Ausblick bewertete Land im Falle fehlenden Wirtschaftswachstums und steigender staatlicher Schulden mit einem weiteren Downgrade rechnen muss. Auch Fitch hat diesem Problem mit einem negativen Ausblick Rechnung getragen. Lediglich Moody’s hält noch am stabilen Ausblick fest. Vor dem Hintergrund, dass Japan im Januar ein Rekordhandelsdefizit von 1,47 Bil. Yen vermelden musste, scheint sich der erste Teil der befürchteten Ereignisse schon zu bewahrheiten.

ThyssenKrupp AG setzt ein Zeichen

Wie aufnahmefähig derzeit der Markt für Neuemissionen von qualitativ guten und bekannten Unternehmen ist, zeigt sich am Beispiel der ThyssenKrupp AG. Das Unternehmen wurde erstmals seit Februar 2009 wieder am Rentenmarkt tätig und kündigte eine Anleihe über 1,25 Mrd. € an. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Fünffache an Zeichnungen (7,5 Mrd. €) abgegeben. Somit musste die Zeichnungsphase frühzeitig beendet werden! Die Anleihe wird in 2017 zurückbezahlt und verzinst sich jährlich mit 4,375%. Die Anleihe erfreute sich nicht zuletzt auch wegen der für Privatanleger interessanten Stückelung von 1.000,-- € reger Nachfrage. Die ThyssenKrupp AG wird mit Baa3/BB+ benotet.

Darüber hinaus waren allerdings auch andere Unternehmen am Kapitalmarkt aktiv.

So emittierte u.a. General Electric, einer der größten Mischkonzerne der Welt, eine 1,25 Mrd. € große Anleihe mit Laufzeit 2015. Der jährliche Kupon beträgt 2,00%. Und der schwedische Sicherheitskonzern Securitas AB refinanzierte 350 Mio. € mittels einer in 2017 fälligen und mit einem Kupon von 2,75% ausgestatteten Anleihe. Aber auch die Einzelhandelsgruppe Metro hat eine Anleihe über 500 Mio. € aufgelegt. Diese ist am 1. März 2019 zur Rückzahlung fällig und besitzt einen jährlichen Kupon i.H.v. 3,375%. Das Unternehmen ist mit Baa2/BBB bewertet.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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