Rentenmarkt – deutsche Staatsanleihen auf Irrwegen?
Anleihe-Investoren habe es schwer derzeit.
Sie leiden unter den mickrigen Zinssätzen deutscher Staatspapiere. Zudem drohen bei besserer Konjunktur und steigenden Zinsen Kursverluste. In den USA wetten Großinvestoren mittlerweile gegen US-Staatsanleihen. Welche Alternativen gibt es also für deutsche Anleihekäufer?
Von Burkhard Wagner, Vorstand der Partners Vermögensmanagement AG, München
Staatsanleihen: Gelten als teuer bewertet. Sollte das derzeit extrem ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger nachlassen, drohen bei längeren Laufzeiten kräftige Kursverluste. Südeuropäische Anleihen bleiben auch mit Mehrertrag ein gewagtes Investment.
Unternehmensanleihen: Nach der Lehman-Pleite gehörten Unternehmensanleihen zu den Top-Performern. Auch heute bieten sie mit mittlerer Laufzeit bei solider Bonität der Unternehmen (Investment Grade) immer noch einen ordentlichen Mehrertrag gegenüber Staatsanleihen. Bei schlechterer Bonität ist eine individuelle Prüfung des Emittenten von Nöten. Bei den letzten Neuemissionen waren einige sehr fragwürdige Kandidaten mit schlechten Bilanzdaten dabei. Investoren sollten auf ausreichendes Emissionsvolumen und gute fundamentale Rahmendaten achten. Geht ein Emittent in die Insolvenz, droht für dessen Anleihekäufer ein Totalverlust!
Nachrangige Anleihen: Sind in den vergangenen Wochen durch die zunehmende Verunsicherung in der Finanzbranche günstiger geworden und bieten mittlerweile attraktive Renditen. Im Einzelfall sollte sich der Anleger jedoch von der guten Bonität des Emittenten überzeugen und einen Blick ins Kleingedruckte werfen. Rentenorientierte Genussscheine bieten unverändert attraktive Renditen.
Inflationsindexierte Anleihen: Bieten langfristig bei anziehender Inflation über Indexierung bei Kupon und/oder endfälligem Betrag größtmöglichen Inflationsschutz. Bei schwachem Rentenmarkt drohen allerdings auch hier zwischenzeitliche Kursverluste.
Wandelanleihen: Nach beeindruckender Entwicklung in den letzten beiden Jahren befanden sich Wandler zuletzt unter Druck. Vor allem die nachgebenden Aktienkurse führten zu kleineren Kursverlusten. Zur langfristigen Beimischung in einem Rentenportfolio sind sie durchaus geeignet.
Währungsanleihen: Wir gehen trotz der Verschuldungsprobleme unverändert von einem relativ stabilen, sogar eher tendenziell zulegenden Euro aus. Daher sollte man bei Währungsanleihen abwarten. Zur Beimischung können auf Dauer wieder Australische Dollar, Norwegische Kronen und Kanadische Dollar beziehungsweise Brasilianische Real-Anleihen interessant werden. Bei Schweizer Franken-Anleihen drohen kräftigere Abwertungen.
Aktienanleihen: Hierbei handelt es sich in der Regel um strukturierte Produkte mit Aktiencharakter. Es besteht somit ein generelles Aktienrisiko (ähnlich wie bei Discountzertifikaten) und ein Emittentenrisiko, da in der Regel Emittent und die entsprechende Aktie verschieden sind. Es handelt sich um keine klassische Anleihe. Als indirektes Aktienengagement ist es zur Beimischung geeignet.
Rentenfonds: Ein steigendes Zinsniveau gilt als Gift für Rentenfonds. Anleger können keine Endfälligkeitsplanung ihrer eingesetzten Mittel vornehmen. Zudem besteht die Gefahr, dass das Fondsmanagement in der Schwäche Positionen verkaufen muss, um Anleger auszubezahlen. Mit Absicherungen gegen einen Zinsanstieg und einer Verkürzung der Duration haben sich bisher die meisten Rentenfonds relativ gut behaupten können.
FAZIT: Wir rechnen mit weiteren Zinserhöhungen und einem schwächeren Rentenmarkt in den nächsten Monaten. Daher sollten Anleger den mittleren Laufzeitbereich übergewichten. Der Rentenmarkt bietet, wie beschrieben, ein facettenreiches Spektrum an Alternativen.
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