Kennzahlen: Nützliche Wegweiser beim Anleihekauf

Unternehmen, die Anleihen direkt über die Börse anbieten und diese dann in den Handel nach den Transparenzregeln des Prime oder des Entry Standard bringen müssen bereits ...
... bei der Emission sechs Kennzahlen zum Unternehmen veröffentlichen und diese jährlich aktualisieren. Diese Kennzahlen sind nicht nur ein wichtiger Baustein für Analysten im Rating-Prozess, sondern geben auch Anlegern wertvolle Hinweise über die wirtschaftliche Gesundheit eines Unternehmens.
Die Anleiheemittenten veröffentlichen verschiedene Zahlen zum Zinsdeckungsgrad, also das Verhältnis von Jahresüberschuss vor Zinsen und Steuern (EBIT), bzw. vor Zinsen Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zu Zinsen und ähnlichen Aufwendungen. Diese Kennzahl drückt aus, wie hoch der Anteil des Gewinns ist, den das Unternehmen für die Finanzierung ausgegeben muss. Im Entry Standard liegt der Zinsdeckungsgrad im Schnitt etwas über 2. Das heißt von zwei Euro Überschusses fließt ein Euro in die Finanzierungskosten. Ein Zinsdeckungsgrad unter 1 bedeutet, dass der Schuldendienst nicht aus dem operativen Geschäft bezahlt werden kann. Nützlich zu wissen: Die Kennzahlen werden vor der Emission einer Anleihe ermittelt, so dass die Verzinsung der neuen Anleihe noch gar nicht enthalten ist. Deshalb verschlechtert sich auch diese Zahl in der Regel im ersten Jahr nach der Emission.
Der zweite Bereich beziffert den Verschuldungsgrad, also das Verhältnis aller Verbindlichkeiten zum Jahresüberschuss. Bei der Nettokennzahl wird das Finanzvermögen abgezogen. Mittelständische Anleihen haben im Schnitt einen Verschuldungsgrad von knapp 3. Diese Kennzahl lässt sich auch als Jahre interpretieren, die ein Unternehmen den gleichen Überschuss erzielen muss, um seine Schulden abzutragen.
Insgesamt helfen Kennzahlen Anlegern dabei, Anleihen miteinander zu vergleichen und sich ein Bild über das Insolvenzrisiko zu machen. Dazu braucht es keine Analystenausbildung, gesunder Menschenverstand hilft schon weiter.
Für Anleihen, die über die Börse Frankfurt gezeichnet werden können, sind die Kennzahlen auf boerse-frankfurt.de verfügbar.
Edda Vogt betreut die Infomationsangebote der Frankfurter Wertpapierbörse für Anleger. Herzstück des Services ist die Website boerse-frankfurt.de. Neben einem umfangreichen Angebot an Preis-, Stamm- und Unternehmensdaten als Basis eines transparenten Börsenhandels bietet das neutrale Internetportal Börsenmeldungen, aktuelle Marktberichte und fundiertes Know-how.
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