Schritt für Schritt in Richtung Schuldenunion
Merkel bereitet die Öffentlichkeit darauf vor, künftig weitere Hilfsmilliarden für Südeuropa bereitzustellen.
Die Eurokrise geht weiter. Die Zeit für den Ausstieg aus der EZB-Krisenpolitik ist noch längst nicht gekommen. Dieser Überzeugung ist EZB-Direktor Jörg Asmussen, der versichert, die expansive Geldpolitik werde von der Notenbank „so lange wie nötig“ anhalten. Warum das so ist, zeigt sich in Südeuropa. Deutet man die Zeichen richtig, die der Merkel-Vertraute Christoph Schmidt aussendet, bereitet Angela Merkel die Öffentlichkeit darauf vor, in den kommenden Monaten weitere Hilfsmilliarden für die Länder Südeuropas bereitstellen zu müssen, damit diese - endlich - notwendige Reformen durchführen könnten. Denn dies ist immer noch nicht in der Weise geschehen, wie es nötig wäre. Es mache sich angesichts zarter Fortschritte gar eine „gewisse Selbstzufriedenheit“ breit, kritisiert der Chef der Wirtschaftsweisen und Merkel-Berater, Christoph Schmidt. Dabei wäre eigentlich weitere Reformbereitschaft angebracht. Doch weil die angeschlagenen Südländer immer noch auf die Hilfe der EZB angewiesen seien, so folgert Schmidt weiter, müsse Deutschland diesen Ländern, die noch nicht unter den europäischen Rettungsschirmen säßen, stärker unter die Arme greifen. Deutschland müsse nicht nur fordern, sondern auch fördern. Na ja, und dies könnte laut Schmidt über die Vergemeinschaftung von Schulden gelingen, nach dem Motto „Führt ihr endlich Reformen durch, dann bieten wir einen begrenzten Schuldentilgungsfonds an“. Damit wäre eine Schuldenunion festgezurrt. Und am Ende könnte der Schuldentilgungsfonds durch Steuererhöhungen, die derzeit im Mittelpunkt der Sondierungsgespräche der möglichen Koalitionäre in Deutschland stehen, finanziert werden. Nachtigall, ick hör‘ dir trapsen.
Es ist ja auch nicht alles so einfach in der Eurozone. In Lissabon etwa hat das oberste Gericht die Arbeitsmarktreform zum 2. Mal zurück gepfiffen. Beschäftigte mit mehr Dienstjahren sind jetzt wieder besser geschützt.
Mehr Zeit braucht es auch in Griechenland. Die Troika der internationalen Geldgeber gewährt Athen einen Aufschub für den „Abschluss der technischen Reformarbeit“, was die Auszahlung der nächsten Hilfsgelder gefährden könnte.
Ein kleiner Lichtblick kommt indessen von der italienischen Regierung: Italiens Regierungschef Enrico Letta gewinnt die Vertrauensabstimmung im Senat klar. Die Aufgaben, die auf ihn warten, aber sind überwältigend. 40% der jungen Italiener sind ohne Job. Dem IWF schwant, Rom werde das Haushaltsdefizit 2013 nicht unter 3% drücken können.
Frankreichs Staatsverschuldung wird indessen wohl einen Rekordstand erreichen. Die Regierung rechnet mit einer Summe von 1,95 Bil. € und wird damit ihr Versprechen gegenüber der EU brechen.
Und Spanien? Der Schuldenberg wird bis Ende 2014 erstmals in der Geschichte den Wert von einer Billion Euro überschreiten = 99,8 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Unternehmensanleihen mit guter Rendite und kürzerer Laufzeit gesucht
Nach erneutem Billiggeldversprechen bleiben Corporate Bonds interessant.
Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Billiggeld-Versprechen am gestrigen Mittwoch erneuert hat, gelten Zinspapiere von soliden Emittenten mit halbwegs ordentlicher Rendite vielen Anlegern als weiterhin attraktiv. Unter anderem stand vor diesem Hintergrund eine Medium Term Note von Daimler (A1TNK8) mit Laufzeit 4/2020 und einer Rendite von ca. 2,05% im Mittelpunkt des Interesses der Investoren. Ebenso gefragt war eine unbefristet laufende Nachranganleihe der Münchner Rück (A0N4EX) und eine nachrangige Floating-Rate Hybrid-Anleihe von Volkswagen (A1VCZQ). Unter den Anleihen von Emittenten, die nicht unbedingt ein Topratinng aufweisen, aber aufgrund ihrer noch relativ kurzen Laufzeiten und ihrer sehr ordentlichen Renditen die Aufmerksamkeit der Anleger fanden, stachen HapagLloyd (A1EWQC) mit Laufzeit 10/2015 und rund 6,5% Rendite sowie Schaeffler (A1G6WT), die bis 7/2017 läuft und mit rund 4,3% rentiert, heraus. Allerdings muss hierbei darauf hingewiesen werden, dass ein solcher Rendite-Pickup nur mit einem deutlich erhöhten Risiko möglich ist!
EZB: Kein Einstieg in den Ausstieg in Sicht
Das verbliebene Pulver sollte man sich noch trocken halten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am gestrigen Mittwoch Ihre Mitglieder des Zentralbankrats nach Paris zur Sitzung eingeladen. Wie von den meisten Marktbeobachtern erwartet, wurden die Leitzinsen und auch die Sprachregelung nicht angepasst. Somit konnten die Pressevertreter vermelden: „Nichts Neues aus Paris!“ Alle Erläuterungen des EZB-Präsidenten Mario Draghi sollen den Investoren das Gefühl geben, dass man bereit sei, alles Erdenkliche zum Erhalt der Eurozone zu tun. Worte wie „akkommodierend“ sind aus dem Sprachgebrauch eines Notenbankers nicht mehr wegzudenken. Auch die Aussage, dass man bereit sei, alle möglichen Instrumente am Geldmarkt anzuwenden, deutet nicht auf den Einstieg vom Ausstieg hin. Denn die wirtschaftliche Lage ist in Gesamteuroland noch zu instabil, um über eine Anhebung der Leitzinsen nachzudenken. Vor diesem Hintergrund ist sogar eine erneute Senkung der Leitzinsen noch möglich - ein Aspekt, der auf der gestrigen Sitzung ebenfalls ein Thema war.
Somit müssen sich die Investoren weiterhin auf niedrige Zinsen einstellen, denn die Krise ist noch lange nicht beendet. Und niemand kann wissen, was die Bankenstresstests noch zu Tage fördern. Daher ist man bei der EZB gut beraten, das noch verbliebene Pulver trocken zu halten.
Internationale Konzerne drängen an den Markt
Eine Welle von Neuemissionen buhlt um die Gunst der Investoren.
Internationale Konzerne haben in dieser Woche massenweise den Kapitalmarkt angezapft. Hera Spa, ein italienischer Versorger, emittierte eine 8-jährige Anleihe (Fälligkeit 10/2021). Der Kupon beträgt 3,25%. Gepreist wurde die Anleihe (A1HRRP) bei +150 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe liegt bei 500 Mio. €. Der Emissionspreis wurde mit 99,398% festgestellt.
Rentokill, einer der weltweit größten Dienstleister im Bereich Schädlingsbekämpfung, emittierte ebenfalls eine 8-jährige Anleihe (A1HRTE), die 10/2021 fällig wird. Der Kupon beträgt 3,25%. Gepreist wurde die Anleihe bei +157 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe beträgt 350 Mio. €. Der Emissionspreis wurde mit 99,054% festgestellt.
Auch Origin Energy, ein australischer Energieversorger mit Sitz in Sydney, begab eine 8-jährige Anleihe mit Fälligkeit 10/2021. Der Emittent zahlt einen Kupon von 3,50% bei einem Volumen von 800 Mio. €. Gepreist wurde die Anleihe (A1HRPY) bei +175 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 99,684% entsprach.
UCB, ein belgisches Pharma- und Biotechnologieunternehmen, refinanzierte sich mittels einer kürzeren 8-jährigen Anleihe, die nur bis 1/2021 läuft. Der Kupon liegt bei 4,125%. Gepreist wurde die Anleihe (A1HRTF) bei +245 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe umfasst 350 Mio. €. Der Emissionspreis wurde mit 99,944% fixiert.
Kering, eine auf Handel und Luxusgüter spezialisierte französische Holdinggesellschaft mit Sitz in Paris, emittierte eine 5-jährige Anleihe (A1HRU8) mit Fälligkeit 10/2018 und einem Kupon von 1,875%. Gepreist wurde die Anleihe bei +70 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe beträgt 500 Mio. €. Der Emissionspreis wurde mit 99,703% festgestellt.
Transurban, ein australisches Industrieunternehmen, emittierte eine 7-jährige Anleihe (A1HRU9) mit Fälligkeit 10/2020 und einem Kupon von 2,50%. Gepreist wurde die Anleihe bei +97 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe liegt bei 500 Mio. €. Der Emissionspreis wurde mit 99,304% festgestellt.
Deutsche Post, ein deutsches Post-/Dienstleistungs-Unternehmen, emittierte eine 5-jährige Anleihe mit Fälligkeit 10/2018 und eine 10-jährige Anleihe mit Fälligkeit 10/2023. Die Kupons liegen bei 1,50% bzw. 2,75%. Gepreist wurde die 5-jährige Anleihe (A1R04Z) mit einem Volumen von 500 Mio. € bei +43 bps über Mid Swap, der Emissionspreis lag somit bei 99,205%. Die 10-jährige Anleihe (A1R040) wurde bei +75 bps über Mid Swap gepreist. Das Volumen liegt ebenso bei 500 Mio. €. Der Emissionspreis betrug 99,277%.
Unibail Rodamco, ein französisches Immobilien- und Investment-Unternehmen, emittierte eine 5-jährige Anleihe, fällig 10/2018. Der Kupon beträgt 1,875%. Gepreist wurde die Anleihe bei +68 bps über Mid Swap. Das Volumen der kündbaren Anleihe (A1HRW9) beträgt 500 Mio. €. Der Emissionspreis lag bei 99,712%.
Suez Environment, ein börsennotierter französischer Konzern in der Umweltbranche, emittierte eine 10-jährige Anleihe mit Fälligkeit 10/2023 und einem Kupon von 2,75%. Gepreist wurde die Anleihe bei +77 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe (A1HRYA) beträgt 500 Mio. €. Der Emissionspreis wurde mit 99,012% festgestellt.
Deutsche Annington, ein deutsches Immobilienunternehmen, emittierte eine 8-jährige Anleihe mit Fälligkeit 10/2021 und einem Kupon von 3,625%. Gepreist wurde die Anleihe bei +195 bps über Mid Swap. Das Volumen der Anleihe (A1HRVD) beträgt 500 Mio. €. Der Emissionspreis wurde mit 99,843% ermittelt.
Eandis, ein belgischer Versorger, emittierte eine 10-jährige Benchmark-Anleihe im Volumen von 500 Mio. €. Gepreist wurde die Anleihe mit einem Kupon von 2,875% bei einem Spread von +85 bps gegenüber Mid Swap, was einem Emissionspreis von 99,359% entsprach.
White House down
Größeres Risiko liegt in drohender Zahlungsunfähigkeit der USA.
Man muss sich schon fragen, ob das, was die Hardliner der Republikaner in den USA mit ihrer Blockadehaltung im Haushaltsstreit durchsetzen wollen, noch mit Demokratie zu tun hat. So will der harte Kern der so genannten Tea Party Bewegung mit ihrem Nein zum US-Budget die bereits beschlossene Einführung der Gesundheitsreform verschieben, wenn nicht gar kippen und nimmt dafür die Nation als Geisel. Die Versuche der Republikaner, Obamas Gesundheitsreform im Zuge der Etatverhandlungen scheibchenweise zu zerlegen, kritisierte der Präsident als „ideologischen Kreuzzug", bei dem es nicht um Staatsdefizite, Ausgaben oder Budgets gehe.
So müssen sich die US-Bürger auf einen längeren Verwaltungsstillstand der größten Volkswirtschaft der Welt einstellen. 800.000 Staatsdiener sitzen zunächst unbezahlt zu Hause. Darunter sind auch Mitarbeiter der offiziellen Statistikbehörde, weshalb es sein kann, dass die für Freitag vorgesehene Veröffentlichung der US-Wirtschaftsdaten ins Wasser fällt. Seit Beginn des Haushaltsjahres am 1. Oktober steht die Regierung nun ohne Budget da. Und es ist zu befürchten, dass dieser Zustand länger als beim letzten Mal, vor 17 Jahren, als der „Government Shutdown“ 26 Tage gedauert hat, anhalten wird.
Denn nun droht der aktuelle Etatstreit mit der bevorstehenden Diskussion um die Erhöhung der Schuldenobergrenze des Staatshaushalts, die Mitte Oktober ansteht, vermengt zu werden. Bis zum 17. Oktober muss der Kongress die Schuldengrenze von derzeit 16,7 Bil. US-Dollar erhöhen. Sollte diese Maßnahme ebenfalls scheitern, droht dem Land die Zahlungsunfähigkeit. Die Auswirkungen des aktuellen Verwaltungsstillstandes in den USA stufen US-Kenner als überschaubar ein. Ein ungleich größeres wirtschaftliches Risiko für die USA und die gesamte Weltwirtschaft aber liegt in der Zahlungsunfähigkeit des Staates. Diese Befürchtung liegt auch der an den Märkten um sich greifenden Annahme zugrunde, die Fed werde nun den Einstieg in den Ausstieg aus der Politik des ultralockeren Geldes („Tapering“) weiter verschieben. Je unklarer die Lage, desto weniger wahrscheinlich wird eine Straffung der geldpolitischen Zügel. Bedroht ist dadurch auch das prestigeträchtige AAA-Rating der USA.
Die von den Erzkonservativen der populistischen Tea Party Bewegung, die nur etwa 50 der 232 republikanischen Abgeordneten stellen, so vehement bekämpfte Gesundheitsreform erlebt unterdessen einen immensen Ansturm. Laut „New York Times“ interessierten sich Millionen Amerikaner für die neuen Internet-Auftritte der staatlichen Gesundheitsdienste. Online-Anträge für Krankenversicherungen drohten gar die Server lahmzulegen. Dies zeigt, dass die anarchistisch anmutende Blockadehaltung der Tea-Party-Bewegung offenbar die Bedürfnisse und Interessen der Menschen aus den Augen verloren hat.
Ein Leck im Brüsseler Haushalt
Ist Barroso noch glaubwürdig?
Vor nicht allzu langer Zeit hat man sich innerhalb der EU über das neue Haushaltsbudget geeinigt. Damals hatten die EU-Abgeordneten zusätzliche 11 Mrd. € für 2013 gefordert, um im Gegenzug dem 7-Jahres-Budget zuzustimmen. Zähneknirschend wurden seitens der Abgeordneten 7,3 Mrd. € akzeptiert, was von den „knallharten“ Verhandlungsführern bei den Staats- und Regierungschefs als Erfolg gefeiert wurde. Nun wurde aber festgestellt, dass im diesjährigen Haushalt dennoch ein Fehlbetrag von ca. 3,9 Mrd. € entstanden ist. Dieses Geld wird benötigt, um noch offene Rechnungen von 2013 zu bezahlen. Da es sich also nun schon um den zweiten Nachtragshaushalt für 2013 handelt, sei die Bemerkung erlaubt, dass man auch in Brüssel über seine Verhältnisse lebt!
Mit der Genehmigung der zusätzlichen 3,9 Mrd. € wäre das ursprünglich anvisierte Ziel sogar leicht überschritten. Ein gelebtes Beispiel für die Verdeutlichung von Theorie und Praxis. Denn es ist schon grotesk, immer wieder den Südeuropäern zu predigen, dass sie sparen müssten und gleichzeitig lernen sollten, sich nach der zur Verfügung stehenden Decke zu strecken. Und jetzt das! Die Regierungen der Mitgliedsländer sind gezwungen, eine Finanzspritze für Brüssel zu beschließen, da dort so schlecht gewirtschaftet wurde. Durch solche Aktionen leidet auch die Glaubwürdigkeit des EU-Präsidenten José Manuel Barroso!
Ohne Notkredite keine Stresstests für Banken
Die EZB setzt Berlin ein Ultimatum.
Das dürfte deutsche Steuerzahler interessieren. Die EZB setzt der Bundesregierung ein Ultimatum. Demnach gibt es die europäische Bankenaufsicht erst dann, wenn die Steuerzahler für Notkredite an Pleitekandidaten garantieren. Denn eins scheint jetzt schon klar: Die bevorstehenden Stresstests dürften Bilanzlücken offenbaren, die die Krise in Europa wieder verschärfen. Ohne eine vorher vereinbarte Notfallfinanzierung will die EZB mit den Stresstests gar nicht erst beginnen. Das ist so wie ein Gymnasium, an dem das Abitur nicht geschrieben wird, weil man weiß, es würden zu viele durchfallen. Wie hoch die faulen Kredite sind, die noch in den Euro-Banken liegen, weiß keiner so genau. Aber mindestens 720 Mrd. Euro sollen es sein.
Euro-Bund-Future: Süd-West-Wind bewegt die Märkte
Auch in den nächsten Wochen ist mit einer hohen Volatilität zu rechnen.
Zum Wochenausklang wehte ein starker Süd-West-Wind über die Märkte und trieb die Schiffe in die sicheren Häfen. Die maximale Windstärke wurde am Montagmorgen bei 140,87% erreicht. Den Wind aus südlicher Richtung erzeugte mal wieder Silvio Berlusconi, der die Minister seiner Partei „Volk der Freiheit“ zum Rücktritt aufforderte und somit die Regierung Italiens ins Wanken brachte. Inzwischen kann man konstatieren, dass dem „alten Mann aus Rom“ nicht mehr alle politischen Gesinnungsgenossen uneingeschränkt folgen und Ministerpräsident Enrico Letta den Machtkampf mit Silvio Berlusconi vorerst gewonnen hat. Die zweite Komponente, der Westwind, baute sich jenseits des Atlantiks, in den USA, auf. Das politische Tauziehen zwischen Demokraten und Republikanern verunsicherte die Investoren und nachdem sich abzeichnete, dass es zu keiner Einigung im Haushaltsstreit kommen wird, machte das Sorgenbarometer, seinem Namen alle Ehre. Doch schon ab Montagmittag nahm die Windstärke ab und so kam der Euro-Bund-Future wieder etwas zurück. Kleinere Böen durch Konjunkturdaten trieben ihn zwar immer wieder an, jedoch war dies stets nur von kurzer Dauer. So bewegte sich das Rentenbarometer zwar schwankungsreich, in einer Range zwischen 139,71% und 140,86%, aber dennoch fehlt den Investoren weiterhin der Mut für Neuengagements. Grundsätzlich ist zu erwarten, dass sich die Krisen nochmals zuspitzen werden, aber es ist nicht vorhersehbar, ob es dadurch zu neuerlichen und langfristigen Umschichtungen hin zu Anleihen kommt. Auch die gestrige EZB-Sitzung schaffte es nicht, den Euro-Bund-Future aus seiner Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau zu vertreiben. Im frühen Feiertagshandel notiert das Rentenbarometer aktuell um die Marke von 140,20%.
Aus charttechnischer Sicht besteht der erste Widerstand bei der Marke von 141,00%. Bei einem Blick nach unten sind die Bereiche um 140,00% (Widerstand der vergangenen Woche) und 139,00% auszumachen. So lange sich in den USA keine Annäherung zwischen den politischen Lagern anbahnt und auch der Tag der Zahlungsunfähigkeit (17. Oktober) immer näher rückt, es in Italien immer wieder Gegenwind aus der eigenen Koalition gibt und in Deutschland noch nicht einmal eine Koalition zustande gekommen ist, wird uns auch in den nächsten Wochen diese hohe Volatilität erhalten bleiben.
Neuemissionen: Spanien und Frankreich nehmen Kapitalmarkt in Anspruch
Lediglich 1,3-fache Überzeichnung der zehnjährigen Anleihe des Bundes
Nachdem in den USA in dieser Handelswoche „lediglich“ 85 Mrd. US-Dollar mittels Geldmarktpapieren refinanziert wurden, haben sich auch die europäischen staatlichen Finanzagenturen zurückgehalten. So wurde am gestrigen Mittwoch die aktuelle zehnjährige Anleihe der Bundesrepublik Deutschland (110232) um 5 Mrd. € auf insgesamt 10 Mrd. € aufgestockt. Das Interesse der Anleger führte lediglich zu einer 1,3-fachen Überzeichnung der Anleihe und die Zuteilung erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von 1,79%.
Am heutigen Donnerstag wird Spanien -erstmals nach der Bekanntgabe der für 2014 geplanten Verschuldung- die Investitionsbereitschaft testen und das Volumen von Altemissionen mit Restlaufzeiten von fünf und zehn Jahren um insgesamt ca. 3,5 Mrd. € erhöhen. Auch Frankreich beschreitet diesen Weg und plant für heute die Mittelaufnahme von ca. 7,5 Mrd. € im Laufzeitsegment von 10 und 16 Jahren.
Währungsanleihen: Euro und US-Dollar als Wies'nbesucher
Stärke des Euros kann auch eine Chance für den Einstieg sein.
In den vergangenen Handelstagen stand immer wieder das Devisenpaar Euro/US-Dollar auf dem Prüfstand. Wobei man den aktuellen Kurs von 1,3602 auf sehr unterschiedliche Art und Weise interpretieren kann. Denn angesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit in den USA ist es teilweise schon verwunderlich, dass der US-Dollar sich immer noch so gut behaupten kann. Aber auch die politischen Krisen in Euroland und die nicht sehr einfache Suche nach einem Bräutigam für unsere Bundeskanzlerin bremsen den Euro in seinem Aufwärtsstreben. Manchmal erinnern mich diese beiden Währungen an zwei angetrunkene Wies'nbesucher, bei denen man auch nicht erkennen kann, wer wen stützt.
Diesen stabilen Trend kann der Euro auch gegenüber anderen Währungen wie dem kanadischen und neuseeländischen Dollar vorweisen. Lediglich gegenüber der indischen Rupie, die zum Jahresbeginn noch bei 71,49 INR gehandelt wurde, ist die europäische Gemeinschaftswährung nach Kursen von 92,36 INR (Ende August) wieder auf ein Niveau von ca. 84,00 INR zurückgekehrt. Auf diesem Level hat sie sich inzwischen seit mehreren Wochen stabilisiert.
Diversifikation in den Depots wird weiterhin groß geschrieben und somit nutzen viele Investoren die Stärke des Euros, um sich in anderen Währungen zu engagieren. Hierbei registrieren wir weiterhin aktiven Handel in Anleihen auf norwegische Kronen, australische Dollar, brasilianische Real und Singapur-Dollar.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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