Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Rendite muss jeder für sich persönlich definieren

19.12.13 14:25 Uhr

Rendite muss jeder für sich persönlich definieren | finanzen.net

Vermögensaufbau: ja klar, aber wie?

Es begab sich zu einer Zeit, da erhielt man noch gute Zinsen zu vertretbaren Risiken, die sogar die Inflation ausgleichen konnten. Dies ist längst Vergangenheit. Als Rendite bezeichnet man immer noch die durchschnittliche jährliche Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Doch der Begriff Rendite kann in Zeiten niedriger Kapitalmarktzinsen durchaus auch bedeuten, dass man mit seinem Kapital die eigene Lebensqualität erhöht, indem man etwa Haus oder Wohnung renoviert. Aber auch die Investition in die eigene Bildung oder die der Kinder und Enkel kann ein lohnendes Ziel sein.

Durch eine gezielte Investition in die Zukunft kann unter Umständen mehr geschaffen werden, als wenn man in den aktuell risikobehafteten Märkten dem aus Harry Potter bekannten „Goldenen Schnatz" hinterher jagt. Oftmals werden in diesem Atemzug auch Aktien und Immobilien als lohnende Objekte genannt. Aber insbesondere beim „Betongold" verdeutlichen die Preise in Ballungsgebieten weiterhin bestens die Korrelation zwischen Angebot und Nachfrage. Eine Immobilie am falschen Ort kann zum Hemmschuh werden, und die „guten" Immobilien haben einen Preisaufschlag vollzogen, den man zwar ob der niedrigen Zinsen für finanzierbar halten mag, aber dadurch muss oft die private Altersvorsorge drastisch eingeschränkt werden. Bei einer Halbierung der Zinssätze kann man schließlich das Doppelte an Kapital aufnehmen und trotzdem die monatliche Zinsbelastung konstant halten. Dieser Zusammenhang ist in einer freien Marktwirtschaft allerdings auch für manchen Preisanstieg bei Immobilien verantwortlich. Dennoch wird die Tilgung der Darlehenssumme oft vernachlässigt, die selbstverständlich bei gleichem prozentualem Ansatz auch wesentlich länger dauert. Hier ergeben sich Verschiebungen von der Altersvorsorge hin zum Konsum. Das ist aber mit Vorsicht zu genießen. Denn auch im Alter braucht man ein Dach über dem Kopf, und ein Verkauf mit gleichzeitiger räumlicher Veränderung kann dann durchaus problematisch werden.

Somit wird beispielhaft deutlich, dass jeder Investor eine eigene Definition des Begriffs Rendite finden muss. Die anstehenden Feiertage bieten sich an, sich zurückzulehnen und sich über die vielfältigen Themen Gedanken zu machen.

Fed: Das Warten hat ein Ende. Endlich, die Katze ist aus dem Sack!

Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wurde.

Die Amerikanische Notenbank (Fed) wird ab Januar 2014 das bisherige Anleihenankaufprogramm um 10 Mrd. US-Dollar auf vorerst 75 Mrd. US-Dollar reduzieren. Dies war das Ergebnis der gestrigen Notenbanksitzung. Überraschend war dieser Beschluss nicht, denn nach der faktischen Einigung in punkto Verschuldungsgrenze und vor dem Machtwechsel zur als geldpolitische Taube geltenden Janet Yellen war jetzt der richtige Zeitpunkt, die Märkte auf den Kurswechsel einzuschwören. Die gleichzeitige Festschreibung der Arbeitslosenquote bei 6,5% als Maß aller Dinge, belässt die Märkte in einem ruhigen Fahrwasser und wird keine unüberlegten Reaktionen hervorrufen. Mit der Reduzierung um lediglich 10 Mrd. US-Dollar kann eher von einer homöopathischen Dosierung gesprochen werden, denn über die weiteren Schritte kann nun die neue Fed-Präsidentin zusammen mit Ben Bernanke auf der Sitzung am 29. Januar 2014 anlässlich der Zepterübergabe beschließen. Zum 1. Februar wird dann offiziell der Wechsel vollzogen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden auch die Marktteilnehmer erkannt haben, dass nichts so heiß gegessen wird wie es gekocht wurde. Mit dieser Entscheidung und der weiteren monatlichen Reduzierung werden die Märkte gut leben können. Flankierend werden dann gegebenenfalls andere Notenbanken – falls notwendig – in die Märkte eingreifen. Zu maßlos steigenden Zinsen wird es also nicht kommen. Dieser Traum der Investoren ist ausgeträumt!

Anleger weichen auf Währungsanleihen aus

Türkische Lira und brasilianische Real sind gefragt.

Angesichts mangelnder Alternativen wagen sich Anleger verstärkt an Währungsanleihen in türkische Lira und brasilianische Real. So stand in dieser Woche eine Medium Term Note der Volkswagen Financial Services (WKN: A1G44H) im Mittelpunkt des Interesses. Der Bond, der in türkischer Lira notiert, rentiert bei einer Laufzeit bis 5/2014 mit rund 7,45%. Umgekehrt waren auch auf Euro lautende Anleihen des türkischen Staates gefragt – etwa ein Bond (A0DYR8) mit einer Rendite von ca. 2,55%, der bis 2/2017 läuft und sich nach seinem Jahrestief Ende Juli von 105,59% wieder auf ein Niveau von 108,60% hochgearbeitet hat.

Im Fokus standen in dieser Woche auch zwei auf brasilianische Real lautende Anleihen der KfW (A1K0WU und A1RE8Z), die mit Renditen von 9,14% und 9,34% bis 3/2015, beziehungsweise 3/2016 laufen. Auch diese Bonds haben sich seit ihren Jahrestiefständen im Juli wieder leicht erholt. Ein weiterer Fremdwährungsbond, der auf den Kauflisten stand, war eine auf US-Dollar lautende Anleihe der Ukraine (A1G7QA), die bei einer Rendite von ca. 9,25% bis 7/2017 läuft. Wohlgemerkt, das Währungsrisiko ist bei solchen Anleihen immer mit zu berücksichtigen und nicht zu unterschätzen.

Markt für Minibonds am Scheideweg

Anleger zeichnen nicht mehr blind jedes Papier.

Aufgrund der vorweihnachtlichen Ruhe am Primärmarkt nutzen derzeit die Anleger die Zeit, um sich mit dem hochverzinslichen Markt für Mittelstandsanleihen zu befassen, bei dem der Begriff Mittelstand im Gegensatz zu sonstigen Vorstellungen leider nicht immer für Qualität steht. Anlass dafür waren die nicht abreißenden Hiobsbotschaften, die in diesem Monat von der Pleite des Münchner Personaldienstleisters HKW und einer Umtauschaktion von ATU geprägt waren. ATU zahlt einen ihrer Bonds gar nicht zurück und tauscht zwei andere in Anteile der Gesellschaft um.

Unterm Strich landet damit nach Berechnungen der Ratingagentur Scope fast jeder achte Euro, den Anleger in Mittelstandsanleihen stecken, bei einer Pleitefirma. Dass der Markt für diese Art von Minibonds kein Selbstläufer mehr ist, zeigt auch der Umstand, dass in diesem Jahr 23% der angestrebten Volumina nicht erreicht worden sind. Die Anleger zeichnen offenbar nicht mehr blind jedes Papier, das mit einem hochverzinslichen Kupon ausgestattet ist. Es ist also höchste Zeit für die Beteiligten, sich zu überlegen, wie man die Minibonds mit größeren Sicherheiten ausstatten könnte. Denn der Markt ist in diesem Jahr an einem Scheideweg angekommen. Wie es gehen kann, zeigen Projektentwickler und Immobiliengesellschaften, bei denen Sicherheiten für ihre Bonds fast schon zum Standard zählen. Ansonsten droht eine zweite Dotcom-Blase, denn die gesunde Mitte fehlt. Bei ca. 1,84% Rendite für eine zehnjährige deutsche Staatsanleihe würden sich viele Anleger über 3% für eine vernünftig besicherte fünfjährige Anleihe des gesunden Mittelstands (der Säule unserer Wirtschaft) erfreuen. Aber Zinssätze von 7% und mehr lassen Investoren hellhörig werden.

Schwierige Mission für Lautenschläger bei EZB

Seit 2011 haben drei deutsche Notenbanker hingeschmissen.

Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger soll Nachfolgerin von Jörg Asmussen im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) werden. Sie dürfte die Richtige sein, um eine strikte Trennung zwischen Bankenregulierung und Geldpolitik durchzusetzen. Als Anhängerin einer ordnungspolitischen Linie in der Geldpolitik kann sie vielleicht auch EZB-Präsident Mario Draghi Paroli bieten, wenn dieser seine unorthodoxe Geldpolitik weiter zu verfolgen gedenkt.

Dennoch muss man sehen, dass mit Asmussen der dritte deutsche Notenbanker innerhalb von zwei Jahren im Zusammenhang mit der EZB hinschmeißt. Sowohl Jürgen Stark, Ex-Chefvolkswirt der EZB, als auch Bundesbankchef Axel Weber legten 2011 ihre Ämter nieder, weil die deutsche Position in Brüssel nur schwer zu vermitteln war. Viel Erfolg, Frau Lautenschläger!

Zerfällt die Eurozone?

Europawahl wird Aufschluss geben

Diese Frage stellt sich schon seit geraumer Zeit. Anfangs war es stets das gebetsmühlenartige „das schaffen wir schon“, anschließend war das Splitten in Nord- und Süd-Euro ein Thema und zuletzt wurde vom Ifo-Chef Hans-Werner Sinn sogar das Auseinanderbrechen der Eurozone durch den Austritt einzelner Staaten als mögliche Konsequenz aufgezeigt. Diese Sichtweise hat nun neue Nahrung erhalten, denn der EZB-Direktor Benoit Coeure hat endlich einmal den Mut gehabt, das auszusprechen, was viele Beobachter der Euro-Szene schon lange bemerken, nämlich die Tendenz zur Renationalisierung. Schenkt man den Worten des Notenbankers Glauben, dann wird sich an der Frage der Umkehrung dieses Prozesses die Zukunft der Eurozone entscheiden. Ziehen weiterhin die Anleger, Banken und Investoren ihre Gelder aus anderen Euroländern ab und investieren verstärkt im eigenen Land, dann ist das Ende der uns bisher bekannten Eurozone über kurz oder lang besiegelt.

Will man dem Euro eine Chance geben, so muss dieses verhindert werden. Einen Stimmungstest der besonderen Art werden die EZB-Verantwortlichen zwischen dem 22. und dem 25. Mai 2014 bei der achten Europawahl erhalten. Die Wahlbeteiligung wird als eindeutiges Indiz für die Stimmung „Pro oder Contra Brüssel“ zu interpretieren sein.

Euro-Bund-Future: Fünfmal werden wir noch wach, heissa, dann ist wieder Weihnachtstag

Alles dreht sich um die Zahl 5.

Die magische Zahl 5 lässt grüßen. Nur noch fünfmal werden wir wach und dann ist wieder Weihnachtstag. Aber es sind auch nur noch 5 Handelstage bis Jahresende und 5 Themen, die die Börsianer bewegen:

- Die Einigung im US Haushaltsstreit befindet sich auf der Zielgerade.
- Griechenland erfüllt die Voraussetzungen für die Auszahlung einer weiteren Kredittranche.
- Der Einkaufsmanagerindex für die Euro-Zone steigt weiter an.
- Im Streit um die Bankenunion haben sich die Finanzminister der Euro-Staaten auf den kleinsten/größten gemeinsamen Nenner geeinigt.
- Die Fed beschließt den Beginn des Taperings.

Bisher dümpelte der Euro-Bund-Future - unbeeindruckt von diesen Themen - größtenteils in einer Range zwischen ca. 140,00% und 140,60% ohne nennenswerte Impulse vor sich hin. Das könnte sich heute allerdings ändern. Aktuell notiert das Rentenbarometer bei 139,95%.

Bei einem Blick auf die Charttechnik ist der Widerstand um den Bereich von 140,70% (mehrere Hochs im September und Oktober 2013) weiterhin intakt. Ergänzt wird er um die psychologisch wichtige Marke von 141,00%, und als erste nennenswerte Unterstützung hat sich der Bereich um 139,60% herausgebildet.

Neuemissionen: Im Zeichen der Emissionsplanung des Bundes

Der Deutsche ist immer so genau!

Auf den Deutschen ist doch einfach Verlass! Im Werbespot der Deutschen Lufthansa äußert sich ein Franzose über die Deutschen: „Der Deutsche ist immer so genau.“ Am Kapitalmarkt schätzen auch die Investoren diese Verlässlichkeit. Und aus diesem Grund wird stets sehnsüchtig der Emissionsplan des Bundes für das kommende Jahr erwartet. Und gestern war es dann soweit. Planungssicherheit wird also groß geschrieben und eine auf den Tag genau festgelegte Terminierung ist das Markenzeichen der Deutschen. Meint Herr Draghi auch das, wenn er von einer Vorbildfunktion Deutschlands spricht? Es würde den Finanzmärkten in Europa gut zu Gesicht stehen!

Bei genauerer Analyse fällt auf, dass sich an den Produkten selbst nichts verändert, aber sehr wohl die Volumina der einzelnen Gattungen reduziert werden. Somit ergibt die Vorausschau auf die Emissionen des Bundes und seiner Sondervermögen im Jahr 2014 ein Volumen von 205 Mrd. €. Im Vorjahr belief sich die Planung noch auf 250 Mrd. €. Diese Reduzierung ist aber auch in den geringeren Tilgungen des Bundes und seiner Sondervermögen (in 2014: 196,3 Mrd. € nach 215,4 Mrd. € in 2013) und in der geringeren Zinslast (in 2014: 29,3 Mrd. € nach 33,5 Mrd. € in 2013) begründet.

Devisenmarkt: Weihnachtsruhe oder Winterschlaf?

Euro zeigt sich fast unbeeindruckt von Fed-Entscheidung

Das Jahr 2013 neigt sich allmählich dem Ende zu und die vorweihnachtliche Ruhe macht sich nun auch am Devisenmarkt bemerkbar. Wagen wir einen kurzen Rückblick auf das Jahr, so hatte der Euro natürlich seine Höhen und Tiefen. In Zahlen bedeutet dies, dass Anfang April ein Low mit 1,2748 USD erreicht wurde. In der Folge bewies die Einheitswährung jedoch Stärke bzw. wurde stark geredet (Währungskrieg), um Ende Oktober mit 1,3882 USD das Jahreshoch zu markieren. Nur noch wenige Handelstage trennen uns vom Jahr 2014 und es ist davon auszugehen, dass der Euro dabei keine neuen wichtigen Marken mehr setzen wird. Im Vorfeld der Feiertage zeigt sich die Gemeinschaftswährung nach wie vor stabil und bewegt sich - trotz der gestrigen Fed-Entscheidung - in einem ruhigen Fahrwasser. Aktuell kostet der Euro 1,3674 USD.

Wie in den Wochen zuvor bleibt die Landeswährung Australiens ihrem Trend treu und verliert gegenüber dem Euro weiter an Boden. Somit erreichte der Euro nicht nur erneut ein neues Jahreshoch, sondern markierte mit 1,5527 AUD den höchsten Stand seit Anfang 2010.

Kurz vor Weihnachten sind dennoch einige Anleger aktiv und engagieren sich in ausgewählten Fremdwährungsanleihen. Auf der Wunschliste ganz oben stehen Anleihen auf norwegische Kronen, australische Dollar, US-Dollar, sowie türkische Lira und brasilianische Real.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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