Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Am Bondmarkt bleibt jeder in seiner Schmoll-Ecke

03.09.10 09:23 Uhr

Am Bondmarkt bleibt jeder in seiner Schmoll-Ecke | finanzen.net

Am Rentenmarkt herrscht derzeit eine Mischung aus Nervosität ...

... und lähmender Ruhe. Es ist wie in einem Hühnerstall, in dem alle ruhig schmollend auf der Stange sitzen. Sobald aber die Tür aufgeht, fängt ein wildes Gegacker an – gerade so, als ob der Fuchs zu Besuch käme. Fakt ist, dass sich die Anleger nicht von ihrer Stange trauen. Wenn Verkäufer am Markt sind, muss man die Käufer mit der Lupe suchen. Und wenn dann doch einer Kaufsignale aussendet, will ihm keiner was geben. So haben die diversen Unsicherheitsfaktoren an den Märkten zu einer lähmenden Situation geführt. Einmal mehr entpuppt sich der Rentenmarkt als Angstbarometer der Wirtschaft – kein Wunder also, dass sich der Bund-Future mit 134,62 weiter auf Rekordniveau bewegt und die Umlaufrendite bei 1,82% dahindümpelt.

Zu kurze Eigenkapitaldecke der Banken legt Primärmarkt lahm Indessen wird am Primärmarkt für Neuemissionen der Banken deutlich, dass die Wirkung der Stresstests für die Eurobanken schlicht verpufft ist. Die ausgebliebene Emissionswelle der Kreditinstitute macht rückblickend klar, dass die Tests das Papier nicht wert waren, auf dem sie geschrieben wurden. Denn die Hoffnung, dass die Banken wieder verstärkt Kredite vergeben und sich über den Bondmarkt refinanzieren würden sich, hat sich nicht erfüllt. Dies zeigt letztendlich, dass sich die Banken unter ihrer zu kurzen Eigenkapitaldecke erkältet haben und deshalb ihre Kreditvergabe weiter restriktiv handhaben. Man rechnet damit, dass den Banken weltweit bis zu 200 Mrd. Euro an Eigenkapital fehlen dürften, treten die neuen Eigenkapitalrichtlinien nach Basel III in Kraft. Damit ist genug Sand im Getriebe bei der Kreditvergabe. Und wenn die Kreditvergabe nicht angekurbelt wird, sind auch keine Bondemissionen zu deren Finanzierung nötig. Dass der Emissionsmarkt für Banken-Bonds auf Dauer dar nieder liegen wird, ist freilich nicht zu erwarten. Immerhin sind bis 2013 satte 1,3 Bio. Euro an Anleihen der Banken fällig.

Solo für die Renault Bank

Obwohl die weltweiten Aktienmärkte in den vergangenen Wochen schwächer tendierten, konnte sich Unternehmensanleihen gut behaupten und handeln nahezu unverändert zur Vorwoche. Grund hierfür ist unter anderem das niedrige Zinsniveau an den Staatsanleihemärkten und die Schwierigkeit der Anleger und vor allem von institutionellen Investoren attraktive Rendite zu erzielen.

Den einzigen Auftritt am Primärmarkt hatte Renault Bank in der vergangenen Woche. Der Finanzdienstleister des französischen Autobauers begab eine 500 Mio. Euro große Anleihe mit einer Laufzeit bis September 2012. Die Anleger bekommen eine jährliche Kuponzahlung von 2,75%. Die Bonitätsprüfer stufen die Anleihe mit Baa2/BBB- ein.

Das Neuemissionsgeschäft verläuft in dieser Woche noch ruhig. Das dürfte sich aber in den kommenden Tagen und Wochen ändern. Aufgrund der niedrigen Zinsen und der engen Spreads können sich Unternehmen derzeit so günstig wie noch nie über den Kapitalmarkt refinanzieren.

Der Automobilzulieferer Continental kündigte bereits am Dienstagabend eine weitere Neuemission an. So will das Unternehmen mit Sitz in Hannover weiteres Kapital in Höhe von 500 Mio. bis 1 Mrd. Euro einsammeln, nachdem die letzte Neuemission vom Juli sehr erfolgreich verlaufen war. Die Verzinsung der neuen Continental-Anleihe soll etwas weniger als 8% betragen. Der bereits bestehende Bond mit Laufzeit 2015 handelt derzeit mit ca. 7% Rendite.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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