Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Anleger am Bondmarkt werfen Risikoscheu über Bord

30.07.10 11:01 Uhr

Anleger am Bondmarkt werfen Risikoscheu über Bord | finanzen.net

Positive Unternehmensnachrichten und nachlassende Bedenken über die Euro-Schuldenkrise ...

... sorgen für neue Zuversicht am Anleihenmarkt. So legen die Anleger vielfach ihre Risikoscheu ab und fragen auch Bonds mit Non Investmentgrade stark nach. In der Folge gingen die Risikoaufschläge (Spreads) schlecht gerateter Anleihen gegenüber Bonds mit bester Bonität spürbar zurück.

Dies gilt sowohl für Corporate Bonds als auch die Staatsanleihen der PIIGS–Länder Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien. Sicher haben hier die zum Teil sehr guten Unternehmensergebnisse sowie die positiven Konjunkturnachrichten der vergangenen Tage für engere Spreads bei Unternehmensanleihen geführt. Doch dabei ist zu beobachten, dass die Einengungen der Risikoaufschläge bei Corporate Bonds stets denen der PIIGS-Staaten hinterher laufen. Das bedeutet, dass am Markt die Länderrisiken immer noch deutlich gewichtiger gewertet werden als die Risiken bei den einzelnen Unternehmen.

Im Investmentgrade-Bereich ist der Markt nahezu ausgetrocknet. Ursache ist die Sommerflaute bei Neuemissionen, die dazu führt, dass Investoren mit überschüssiger Liquidität auf den Sekundärmarkt zurückgreifen und diesen annähernd leer gekauft haben. Auf die Frage „Do you have this Bond?“ bekommt man derzeit am Markt als häufigste Antwort zu hören: „Sorry, don’t own any.“

Stresstests entpuppen sich als Muster ohne Wert Die in der vergangenen Woche mit einer Mischung aus einer berufsbedingten Vorsichtig und einer gewissen Abgebufftheit erwarteten Stresstest der Euro-Banken entpuppen sich nun endgültig als Muster ohne Wert. In den Szenarien, die den Stresstest zu Grunde liegen, hat man einen Kniff angewendet. Und zwar wurden Wertberichtigungen auf Staatsanleihen nur dann vorgenommen, wenn diese im Handelsbestand verbucht werden.

Da Staatsanleihen in der Regel aber im Eigenbestand geführt werden, lügt man sich mit den positiven Ergebnissen der Stresstests in die eigene Tasche. Werden doch damit die diesen Papieren inne wohnenden Risiken von den Stresstests nicht bewertet. Sicher ist, dass die Durchfaller wie auf deutscher Seite die Hypo Real Estate (HRE) das Ansehen der Institute, die versetzt wurden, stärken sollen. Selbst die Spanier, die immerhin fünf Banken mit der Note mangelhaft aufweisen, brüsten sich mit einer relativ geringen Zahl von Schwarzen Schafen.

Ramschanleihen stehen hoch im Kurs

Durch das freundliche Marktumfeld hat der Risikoappetit der Investoren zugenommen, wodurch Neuemissionen im „Ramschbereich“ immer mehr Abnehmer finden. Börsenlieblinge bleiben weiterhin die High-Yield-Bonds des Autozulieferers Continental und Phoenix-Pharmahandel, die sich bei sehr hohen Umsätzen ein weiteres mal um rund zwei satte Punkte verteuerten. Während es im Euro-Raum zu keiner nennenswerten Neuemissionen im High-Yield-Bereich kam, wurden in Übersee zahlreiche auf US-Dollar lautende Unternehmensanleihen platziert. Der am vergangenen Freitag nach Handelsschluss veröffentliche Bankenstresstest hatte keine Auswirkung auf die Notierungen von Unternehmensanleihen.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.