Südzucker-Aktionäre fürchten neue Schadensersatzklagen
Das Kartell, für das die Zuckerhersteller bereits im vergangenen Jahr mit Millionensummen büßen mussten, hat für die Produzenten wie Südzucker, Nordzucker sowie Pfeifer & Langen wohl weitere Folgen.
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Wie das Handelsblatt berichtet, prüfen nun Einzelhändler und Firmen der Süßwarenindustrie Schadensersatzklagen.
Erste Klagen, etwa des Pfefferminzbonbon-Herstellers Vivil, seien bereits bei Gericht eingereicht. Insgesamt 94 Unternehmen, darunter Kekshersteller Lambertz, hätten Akteneinsicht beim Bundeskartellamt beantragt.
Die im MDAX notierte Südzucker AG bestätigte Dow Jones Newswires, dass nach der Einigung mit dem Kartellamt Ansprüche auf Schadensersatz angemeldet worden seien und es auch bereits Klagen gebe. Angaben zur Höhe machte der Unternehmenssprecher nicht. Die für das am 28. Februar abgelaufene Geschäftsjahr 2014/15 gebildeten Rückstellungen für Prozesse und Risikovorsorge würden auf der Bilanzpressekonferenz im Mai genannt, sagte er und verwies darauf, dass diese im Jahr zuvor auf 133 von 142 Millionen Euro verringert worden seien. Die Südzucker-Aktie gibt am Freitag zeitweise rund acht Prozent nach und ist damit schwächster Wert im MDAX.
Die Forderungen könnten sich auf drei Milliarden Euro belaufen, schreibt das Handelsblatt unter Berufung auf Branchenkreise. Die Zeitung rechnet vor, dass der Zuckerumsatz in Deutschland im Jahr bei gut 2 Milliarden Euro liegt. Zehn Prozent des Umsatzes - so viel hat das Zuckerkartell durch illegale Absprachen in etwa auf die Preise aufgeschlagen - sind 200 Millionen Euro. Multipliziert mit 15 Jahren, dem Zeitraum, in dem das Kartell bestand hatte, ergibt sich ein Gesamtschaden von 3 Milliarden Euro, so die Zeitung.
Das Bundeskartellamt hatte den im Kartell organisierten Unternehmen im Februar vergangenen Jahres Bußgelder von insgesamt rund 280 Millionen Euro auferlegt. Auf Südzucker entfiel der Löwenanteil von 195,5 Millionen Euro, wie das Unternehmen seinerzeit separat mitteilte. Die Nordzucker AG hatte mit dem Bundeskartellamt im Rahmen der Bonusregelung umfassend kooperiert und daher einen weitreichenden Bußgelderlass erhalten.
"Die Zuckerhersteller haben ein 'Gebietskartell' gegründet und sich über viele Jahre darüber abgesprochen, sich beim Vertrieb von Zucker in Deutschland im Wesentlichen auf ihr angestammtes Gebiet zu beschränken und den anderen Kartellbeteiligten nicht in die Quere zu kommen", erklärte Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt seinerzeit. "Zuckermengen wurden eher ins Ausland exportiert, als dass sie an Kunden im Gebiet der Wettbewerber abgesetzt wurden." Die Absprachen hätten sich auf Zucker für die weiterverarbeitende Industrie und Haushaltszucker bezogen.
Die Südzucker-Aktie wird durch die bevorstehende Klagewelle belastet und sackt deutlich ab. Die zaghafte Kurserholung im Februar ist damit wieder dahin. Noch vor gut zwei Jahren war das Südzucker-Papier 34 Euro und damit gut dreimal soviel wert wie derzeit. "Südzucker hat bislang nur 133 Millionen Euro an Rückstellungen gebildet für mögliche Klagen", sagt ein Händler. Das reiche aber womöglich nicht aus, was Investoren "schockieren" könnte. Der Bericht sei "sehr negativ für das Sentiment".
"Südzucker durchlebt derzeit eine sehr harte Zeit", kommentierte Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Der Zuckerpreis bewege sich auf einem Mehrjahrestief und nun drohten auch noch rechtliche Unwägbarkeiten. "Eine Mischung, die Investoren gar nicht schmeckt.".
FRANKFURT (Dow Jones Newswires und dpa-AFX)
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