VW-Aktie dennoch stärker: Finanzsparte befürchtet Gewinneinbruch in 2023
Die Volkswagen Finanzdienstleistungen (VWFS) rechnen wegen gestiegener Zinsen und stagnierender Gebrauchtwagenpreise in diesem Jahr mit einem deutlichen Gewinnrückgang.
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Das operative Ergebnis dürfte nach 5,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf weniger als 4 Milliarden Euro fallen, teilte das Management am Dienstag vor Journalisten in Frankfurt mit. Der Wert von 2,9 Milliarden Euro aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 werde aber auf jeden Fall übertroffen, versicherte Finanzvorstand Frank Fiedler. Im Jahr 2024 soll der operative Gewinn dann wieder über die nachhaltige Zielmarke von 4 Milliarden steigen.
Im Jahr 2022 erzielten VWFS den zweithöchsten operativen Gewinn ihrer Geschichte, nur gut ein Prozent weniger als im Rekordjahr 2021. Denn während der Volkswagen-Konzern wie andere Autobauer wegen der Knappheit von Halbleitern und anderen Teilen weniger Neuwagen verkaufte, stiegen die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen stark. VWFS konnte dadurch Leasingrückläufer mit hohem Gewinn verkaufen und musste weniger Risikokosten für neue Autos schultern. Zudem hätten die staatlichen Hilfen in der Energiekrise dazu geführt, dass die Menschen nicht zwischen Autokauf und Heizen hätten entscheiden müssen.
Die günstigen Effekte bei Neu- und Gebrauchtwagen dürften sich 2023 nicht wiederholen, schätzt der Vorstand um VWFS-Chef Christian Dahlheim. So will der Volkswagen-Konzern in diesem Jahr 9,5 Millionen Fahrzeuge ausliefern, nachdem die Zahl im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf unter 8,3 Millionen gefallen war. Mit mehr Neuwagen auf dem Markt werde der starke Anstieg der Gebrauchtwagenpreise wohl ein Ende finden, erklärte das Management. Zudem rechnet die VWFS-Führung mit wieder höheren Risikokosten, wenn der Geschäftsbereich wieder mehr Neufahrzeuge in die Bilanz nimmt.
Außerdem kommen den Geschäftsbereich die stark gestiegenen Zinsen teuer zu stehen. So müsse VWFS die Fahrzeuge künftig zu diesen erhöhten Finanzierungskosten vermarkten, erklärte Dahlheim. Auch hätten manche Kunden ihre Autofinanzierung 2022 zu niedrigen Zinsen abgeschlossen, erhielten ihre Fahrzeuge aber erst im laufenden Jahr, ergänzte Fiedler. VWFS müsse sich das Geld dafür heute zu höheren Zinsen besorgen. Einen guten Teil des Geldes sammelt die dazugehörige Volkswagen Bank mit Tagesgeldkonten für Privatkunden ein.
Für die kommenden fünf Jahre peilt die VWFS-Spitze einen kräftigen Geschäftsausbau an. Die Bilanzsumme werde bis dahin um etwa 50 Prozent steigen, sagte Dahlheim. So wolle VWFS weiterhin 50 Prozent der Verbrennerautos des Konzerns in seinem Vertragsbestand haben, und bei Elektroautos sollen es sogar 80 Prozent werden. Außerdem will VWFS künftig eigene Autos über eine neue Mobilitätsplattform Autos per Abo-Modell an Kunden vermieten. Dabei arbeitet VWFS mit dem VW-Ableger Europcar zusammen und testet derzeit in Wien eine entsprechende App. Ein erstes Angebot für Kunden in Deutschland solle es im zweiten Halbjahr geben, sagte Dahlheim.
Via XETRA klettert die VW-Aktie zwischenzeitlich um 2,40 Prozent auf 123,12 Euro.
/stw/nas/mis
FRANKFURT (dpa-AFX)
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