Deutsche Bank-Aktie vor Rauswurf aus dem EuroStoxx - nur eine Sache könnte die Bank retten
2018 ist nicht das Jahr der Deutschen Bank: Seit Januar befindet sich die Aktie im Sinkflug. Nun droht der Rauswurf aus der ersten europäischen Börsenliga. Nur mit einem Wunder kann das Finanzhaus den Abstieg noch abwenden.
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Rund 40 Prozent Kursverlust und ein neues Allzeittief bei 8,76 Euro: Die Deutsche Bank-Aktie hinterlässt bei Anlegern tiefrote Spuren in den Depots. Und auch in den nächsten Wochen steht das Finanzhaus vor großen Herausforderungen, denn der drohende Rauswurf aus dem EuroStoxx 50 dürfte den Druck auf Deutsche Bank-Titel zusätzlich verstärken.
Indexexperten sehen schwarz
Für die Index-Experten Petra von Kerssenbrock von der Commerzbank und Kollege Uwe Streich von der LBBW gibt es kaum noch eine Möglichkeit, den Abstieg aus der ersten europäischen Börsenliga noch zu verhindern. "Es gibt keine Chance, dass die Deutsche Bank das Index-Re-Balancing überleben wird", so Streich gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Nur für den Fall, dass die Deutsche Bank-Aktie einen riesigen Sprung mache, etwa bei einer Fusion oder Übernahme, "könnte die Marktkapitalisierung hoch genug liegen, um im Index zu bleiben".
40 Prozent Kursplus wären nötig
Direkter Konkurrent im Rennen um den Indexplatz ist der französische Versorger Engie. Nach Marktkapitalisierung haben die Franzosen aber deutlich die Nase vorn. Rund sieben Milliarden Euro Börsenwert fehlen der Deutschen Bank, um sich den Verbleib im Index zu sichern. Das entspricht einem Kursplus von satten 40 Prozent, der bis zur quartalsmäßigen Prüfung der Indexzusammensetzung an 3. September erreicht werden müsste.
Klappt das nicht, - wovon Analyst Streich ausgeht - verlässt die Deutsche Bank wohl gemeinsam mit dem Baustoffe-Hersteller Saint-Gobain, dem Medienkonzern Vivendi und dem deutschen E.ON-Konzern den Reigen der 50 größten börsennotierten Unternehmen Europas.
Nur eine Übernahme könnte das Blatt noch wenden
40 Prozent Kursplus sind auch in volatilen Börsenzeiten die absolute Ausnahme. Mit positiven Geschäftsausblicken oder Quartalszahlen ist ein Plus in dieser Größenordnung kaum zu erreichen. Nur eine mögliche Fusion oder ein Übernahmeangebot könnte einen derartigen Kurssprung noch ermöglichen. Ein immer wieder diskutierter Zusammenschluss mit dem zweiten Sorgenkind der heimischen Bankenbranche, der Commerzbank, dürfte das nötige Kursfeuerwerk bei der Deutschen Bank-Aktie aber nicht auslösen. Denn die Commerzbank hat eigene Sorgen: Nicht umsonst hat auch das zweitgrößte Bankhaus Deutschlands seit Jahresstart rund ein Viertel seines Börsenwertes eingebüßt und steht nun seinerseits vor dem Rauswurf aus dem deutschen Leitindex DAX.
Die Renditen sind einfach zu schwach, auch eine Fusion beider Banken wird das Problem wohl nicht nachhaltig lösen. Und selbst wenn - auf europäischer Ebene würde auch ein Deutsche Bank-Commerzbank-Konzern wohl verglichen mit der Marktkapitalisierung anderer europäischer Großbanken nicht in einer Top-Position mitspielen.
Wenn eine Fusion der beiden deutschen Banken keinen Kurssprung auslöst, was könnte dann dafür sorgen? Am Markt gibt es seit geraumer Zeit immer wieder Gedankenspiele, dass die Deutsche Bank ihrerseits zum Übernahmekandidaten werden könnte. Ein entsprechendes Gebot - mit Aufschlag auf den aktuellen Aktienkurs vorausgesetzt - könnte tatsächlich das Kurswunder ermöglichen. Günstiger als derzeit ist ein etabliertes Finanzhaus am Markt wohl kaum zu haben. Der neue Deutsche Bank-Chef Christian Sewing dürfte allerdings wenig Sympathien für Übernahmeofferten haben. Schon sein Vorgänger John Cryan hatte derartigen Spekulationen stets eine Absage erteilt.
Ohnehin: Zunächst müsste es einen Interessenten für die Deutsche Bank geben und der ist aktuell nicht in Sicht. Es dürfte kaum eine Großbank geben, die sich den deutschen Branchenprimus in seinem derzeitigen Zustand einverleiben würde.
Die wohl letzte Möglichkeit, wie die Deutsche Bank-Aktie in kurzer Zeit einen riesigen Kurssprung aufs Parkett legen könnte, wäre eine Übernahme durch einen Großaktionär. Davon hat die Deutsche Bank drei: Das arabische Emirat Katar, den US-Vermögensverwalter Blackrock und den jüngst seinerseits finanziell ins Trudeln geratenen chinesische Mischkonzern HNA. Selbst wenn es Ambitionen von dieser Seite geben sollte: In einem solchen Fall würde wohl die Bundesregierung ihr Veto einlegen.
Die Aussichten für die Deutsche Bank auf einen Verbleib unter den Top 50-Aktien Europas sind also mehr als mau. Und auch nach dem Abstieg könnten Anleger so schnell wohl nicht auf eine Kurserholung hoffen, wie LBBW-Analyst Streich gegenüber Bloomberg erklärte. Seit 2000 zusammengestellte Daten zeigen, dass Aktien im Monat vor der Ankündigung des Indexrauswurfes im Durchschnitt 5,6 Prozent an Wert verloren haben, weitere drei Prozent ging es dann in der Zeit zwischen Ankündigung und Anpassung abwärts.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: D K Grove / Shutterstock.com, Mario Tama/Getty Images
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