Wie erwartet

TeamViewer-Aktie fällt zweistellig: TeamViewer kann Geschäft ausbauen und Marge steigern

03.05.23 18:03 Uhr

TeamViewer-Aktie fällt zweistellig: TeamViewer kann Geschäft ausbauen und Marge steigern | finanzen.net

Der Softwareanbieter TeamViewer ist im ersten Quartal wie erwartet gewachsen und hat von weniger stark steigenden Kosten profitiert.

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Der Umsatz des Fernwartungsspezialisten zog im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 151,3 Millionen Euro an, wie das im MDAX notierte Unternehmen am Mittwoch mitteilte. In Einzelbereichen ist das Geschäft aber wegen der wirtschaftlichen Lage schwierig, vor allem Kunden in Amerika prüfen ihre Ausgaben für IT-Projekte genauer, insbesondere für große Vorhaben. Das Stammgeschäft mit der Fernwartung stabilisiert sich bei den Göppingern allerdings. Das Management um Chef Oliver Steil sieht sich auf gutem Weg zu den Jahreszielen. Die im MDax notierte Aktie verlor dennoch deutlich.

Das Papier sackte am Vormittag im fast elf Prozent auf 14,98 Euro ab. In den vergangenen Monaten hat der Kurs zur stetigen Erholung von seinen Tiefs aus dem Herbst bei unter 8 Euro angesetzt und sich seitdem bereits mehr als verdoppelt. JPMorgan-Analyst Toby Ogg monierte in einer ersten Reaktion auf den Zwischenbericht die Wachstumsabschwächung im Enterprise-Bereich. Nach Einschätzung von Analystin Sherri Malek von der kanadischen Bank RBC schnitt TeamViewer mit dem operativen Ergebnis indes besser ab als erwartet - und das, obwohl das Wachstum bei Großkunden geschwächelt habe.

Um Sondereffekte bereinigt sowie vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen steigerte TeamViewer das Ergebnis um 18 Prozent auf 64,1 Millionen Euro. Unter anderem gab es nicht so hohe Forderungsausfälle wie noch ein Jahr zuvor. Die operative Marge stieg um 2 Prozentpunkte auf 42 Prozent. Unter dem Strich erzielte TeamViewer auch dank eines verbesserten Finanzergebnisses 23,1 Millionen Euro Gewinn, rund 58 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Steil sprach von einer guten Geschäftsdynamik im ersten Quartal. Im Kerngeschäft mit kleineren und mittelgroßen Kunden machte sich das Angebot weiterer und größerer Programmpakete bezahlt. Zunehmend buchen Kunden größere Stücke aus dem Angebot. Bei Kunden mit den kleinsten Vertragsumfängen konnte das Unternehmen den in vergangenen Quartalen oft großen Schwund nahezu stoppen.

Auch im Neugeschäft mit kleineren und mittelgroßen Kunden legte TeamViewer zu. Insbesondere im vergangenen Jahr hatten sich Analysten zunehmend Sorgen um die Basis der zahlenden Kunden gesorgt.

In der Fernwartung hatten die Göppinger vergangene Woche eine neue Version ihres Hauptprodukts auf den Markt gebracht und erhoffen sich dadurch mehr Wachstum - unter anderem, indem mehr Angebote auf einer einzigen Softwareplattform verfügbar werden.

Im Geschäft mit Großkunden bekam TeamViewer indes weiter die Kaufzurückhaltung in der Region Amerika angesichts des wirtschaftlichen Umfelds zu spüren. Während der Umsatz kräftig wuchs, ging das Neugeschäft mit ihnen leicht zurück. In den USA sei das Umfeld aktuell "einfach zäh", sagte Steil in einer Konferenz mit Journalisten. TeamViewer erwartet aber eine Erholung.

"Die Pipeline entwickelt sich eigentlich sehr gut", sagte Steil. Größere Projekte seien ohnehin oft erst im dritten oder vierten Quartal eines Jahres zum Abschluss zu bringen. Allerdings müsse der Konzern sich derzeit im Vertrieb gut ansehen, bei welchen Anbahnungen tatsächliches Potenzial vorhanden sei und dahingehend filtern, sagte Steil. Oft seien das Kunden, die größere Digitalisierungsvorhaben planten. Von Partnerschaften mit Siemens und SAP

"Zwar ist es noch sehr früh im Jahr, doch wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Jahresprognose erreichen", sagte Finanzvorstand Michael Wilkens. TeamViewer plant ein Umsatzwachstum zwischen 10 und 14 Prozent auf 620 bis 645 Millionen Euro. Die bereinigte operative Marge (Ebitda) soll sich auf rund 40 Prozent vom Umsatz belaufen und damit rund einen Prozentpunkt niedriger ausfallen als ein Jahr zuvor.

JPMorgan belässt Teamviewer auf 'Underweight' - Ziel 12 Euro

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für TeamViewer nach Zahlen zum ersten Quartal auf "Underweight" mit einem Kursziel von 12 Euro belassen. Der Softwareanbieter habe zwar mit seinem bereinigten operativen Ergebnis positiv überrascht, schrieb Analyst Toby Ogg in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Allerdings schwäche sich das Wachstum im Enterprise-Geschäft ab.

Teamviewer verlieren deutlich

Eine verlangsamte Entwicklung im Geschäft mit Großkunden hat am Mittwoch die Aktie von TeamViewer unter Druck gebracht. Das Papier des Software-Spezialisten, der an diesem Morgen seinen Quartalsbericht vorgelegt hatte, büßte letztlich 10,24 Prozent auf 15,04 Euro ein. Die 21- und auch die 50-Tage-Linie für den kurz- und mittelfristigen Trend hatte keine Unterstützung geboten, sodass die Aktie nun zurück ist auf dem Niveau von Ende März. Dabei war sie am Vortag noch auf den höchsten Stand seit 19 Monaten zurückgekehrt.

Mit einem Erholungsgewinn von etwas mehr als 23 Prozent seit Jahresbeginn zählt sie aber weiter zu jenen Papieren, die sich 2023 im 50 Werte umfassenden MDAX bisher mit am besten entwickelt haben.

Unisono bemängelten Analysten an diesem Mittwoch das leicht rückläufige Quartalswachstum in der Enterprise-Sparte, dem Geschäft mit Großkunden. Zwar habe Teamviewer alles in allem ergebnisseitig die Prognosen übertroffen, doch auch die Messlatte sei wohl höher gelegt worden und gestiegene Erwartungen damit eingeflossen, schrieb etwa JPMorgan-Analyst Toby Ogg. Und "während die Stabilisierung der neu in Rechnung gestellten Umsätze im Quartalsvergleich ermutigend ist", sehe es dennoch nach einer verschlechterten Geschäftsentwicklung in der Enterprise-Sparte aus, konstatierte er. Dieser Aspekt dürfte ihm zufolge bei den Analysten im Fokus stehen.

Auch RBC-Analystin Analystin Sherri Malek hob das über der durchschnittlichen Analystenschätzung herausgekommene bereinigte operative Ergebnis im ersten Quartal positiv hervor. Sie verwies aber ebenfalls auf das leicht negative Wachstum im Enterprise-Geschäft. Die Jahresziele seien allerdings bestätigt worden, ergänzte sie und sieht den Spezialisten für Fernwartungssoftware "relativ gut aufgestellt, um einen wirtschaftlichen Abschwung zu überstehen". Die Produkte seien für Kunden erschwinglich und langlebig und den Investoren böten sich Anreize mit einer attraktiven Generierung freier Barmittel (FCF) und dem Aktienrückkaufprogramm. Die Aktie, so schrieb sie ergänzend, sei mit einer FCF-Rendite von etwa sieben Prozent einer der defensiveren Titel im RBC-Portfolio.

GÖPPINGEN (dpa-AFX) /FRANKFURT (dpa-AFX Broker) / NEW YORK (dpa-AFX Broker)

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