Google schränkt Zusammenarbeit mit Huawei ein - Aktie verliert kräftig
US-Präsident Donald Trump hat den chinesischen Huawei-Konzern von wichtiger Technologie abgeschnitten - und auch Smartphone-Nutzer im Westen werden das zu spüren bekommen.
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Wegen der Sanktionen wird Huawei zukünftige Smartphone-Modelle nicht mehr mit vorinstallierten Google-Diensten verkaufen können, was in Europa ein drastischer Nachteil ist. Die Folgen für heutige Nutzer sind noch weitgehend unklar, auch wenn sie sich vorerst in Grenzen halten dürften. Zumindest für Sicherheits-Updates ist gesorgt.
Huawei ist ein führender Ausrüster von Mobilfunk-Netzen unter anderem in Europa und der zweitgrößte Smartphone-Anbieter der Welt. Mit den Sanktionen verliert die Firma auch den Zugang zu Chips aus den USA. Große Halbleiteranbieter wie QUALCOMM, Broadcom und Xilinx hätten ihren Mitarbeitern mitgeteilt, dass Huawei bis auf weiteres nicht beliefert werde, berichtete der Finanzdienst Bloomberg am Montag. Vom deutschen Chipkonzern Infineon bekommt Huawei keine Produkte aus den USA, die restlichen Lieferungen gehen aber weiter.
Google ist für Huawei ein wichtiger Partner, weil bei dem Internet-Riesen das Mobil-Betriebssystem Android entwickelt wird, mit dem auch die Smartphones des chinesischen Konzerns laufen. Dabei sorgen die komplexen Verhältnisse bei Android dafür, dass die Sanktionen Huawei auf verschiedene Weise treffen können.
Die fertigen Versionen des Android-Systems werden mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung im Android Open Source Project (AOSP) quelloffen allen zur Verfügung gestellt - und damit würde auch Huawei arbeiten können. Außerhalb Chinas werden allerdings fast nur Android-Smartphones mit integrierten Google-Diensten wie GMail, Google Maps oder der App-Plattform Google Play Store verkauft.
Diese Android-Version ist nicht Open Source, sondern muss bei Google lizenziert werden. Damit würde das zukünftige Smartphone-Geschäft von Huawei nach einem Ende der Zusammenarbeit mit Google außerhalb des chinesischen Marktes massiv behindert. In China sind Google-Dienste ohnehin nicht verfügbar.
Google erklärte, man halte sich an die Anordnungen der US-Regierung und prüfe die Konsequenzen. Für Nutzer bestehender Huawei-Smartphones werde es keine Einschränkungen bei der Nutzung der Download-Plattform Google Play und der Sicherheitsfunktion Google Play Protect, die bösartige Anwendungen herausfiltert, geben. Huawei betonte, alle bereits verkauften oder in Lagern vorgehaltenen Telefone werden weiterhin mit Sicherheitsupdates und Diensten versorgt. Das gelte auch für die Tochtermarke Honor.
Zugleich schrieb das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertraute Person, auch bisherige Nutzer von Huawei-Geräten könnten den Zugang zu einigen Funktionen auf Basis Künstlicher Intelligenz oder im Fotobereich verlieren. Zugleich gehe man davon aus, dass bestehende Telefone zumindest vorerst weitgehend wie bisher funktionieren würden.
Die Chip-Lieferungen aus den USA sind ebenfalls wichtig für Huawei. Der chinesische Konzern entwickelt zwar eigene Prozessoren und Modems für einige Modelle seiner Smartphones, bezieht aber Chips für einen Teil der Telefone von Qualcomm. Bei seiner Netzwerktechnik ist Huawei noch viel stärker auf Chips aus den USA angewiesen. Die Firma habe aber in Vorbereitung auf mögliche US-Sanktionen bereits Halbleiter für mindestens drei Monate eingelagert, berichtete Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.
Die US-Regierung hatte Huawei und zahlreiche Tochtergesellschaften vergangene Woche auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Trump hatte im eskalierenden Handelskonflikt den Weg dafür freigemacht, indem er einen Nationalen Notstand in der Telekommunikation ausrief. Huawei weist alle Vorwürfe zurück und betont, dass das Unternehmen völlig unabhängig sei.
Huawei wird von den US-Behörden verdächtigt, seine unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen. Beweise dafür wurden bislang nicht öffentlich vorgelegt. Die USA drängen aber auch andere westliche Länder wie Deutschland, Huawei von den Netzen für den neuen superschnellen Mobilfunk-Standard 5G fernzuhalten. Auch in deutschen Sicherheitsbehörden wurden Bedenken gegen einen Einsatz von Huawei-Technik laut. Dabei wird zum einen darauf verwiesen, dass chinesische Unternehmen von den Behörden des Landes zu weitreichender Kooperation gezwungen werden könnten, zum anderen aber auch auf die Möglichkeiten zur Sabotage im Fall eines Konflikts.
Im Smartphonemarkt ist Android das dominierende Betriebssystem mit einem Marktanteil von mehr als 80 Prozent. Chinesische Anbieter wie Huawei, Xiaomi, Vivo, oder OnePlus setzen auf Android. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass die Unternehmen - allen voran Huawei - versuchen, eigene Betriebssysteme als Alternative zu Android und Windows bei PCs zu etablieren, wenn sich der Konflikt weiter vertieft. "Wir werden weiter daran arbeiten ein sicheres und zukunftsfähiges Software-Ecosystem zu entwickeln, um die bestmögliche Nutzererfahrung weltweit zu bieten", erklärte Huawei am Montag. Der Konzern arbeitete bereits an einem eigenen Betriebssystem.
Der chinesische Huawei-Konkurrent ZTE war im vergangenen Jahr von ähnlichen US-Einschränkungen so schwer getroffen worden, dass die Firma zeitweise ihr internationales Geschäft stoppen musste. Die US-Regierung hatte ZTE für sieben Jahre den Zugang zu US-Technologien verwehrt. Ohne Chips für seine Smartphones musste ZTE große Teile der Produktion stilllegen. Nach einigen Wochen zahlte ZTE rund 1,4 Milliarden Dollar und die Sanktionen wurden aufgehoben.
Aktien europäischer Netzwerkausrüster wie Ericsson und Nokia legten am Montag in einer Reaktion auf die Maßnahmen zu. Unklar blieb zunächst, welche Folgen die Sanktionen für die Wartung bestehender Huawei-Ausrüstung in Mobilfunk-Netzen haben könnten.
Im Handelsverlauf verliert die Aktie der Google-Mutter Alphabet 1,7 Prozent auf 1.148,50 Dollar.
WASHINGTON/MOUNTAIN VIEW (dpa-AFX)
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