Facebook-Aktie dennoch in Grün: EU-Kommission startet Untersuchung gegen Facebook
Die EU-Kommission startet eine förmliche Untersuchung gegen Facebook wegen des Verdachts auf Wettbewerbsverstöße im Zusammenhang mit dem Kleinanzeigendienst "Facebook Marketplace".
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Dies teilte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Freitag in Brüssel mit.
Facebook betreibt sei 2016 seinen "Marketplace", auf dem zum Beispiel Autos, Möbel, Kleidung, Smartphones oder Fahrräder privat verkauft und gekauft werden können. Dabei fallen keine Gebühren an. Wie bei anderen Facebook-Diensten dient die Kleinanzeigen-Sektion dazu, die Reichweite der durch Werbung finanzierten Plattform zu erhöhen und den Dienst für Nutzerinnen und Nutzer relevanter zu machen.
Die EU-Kommission will nach eigenen Angaben klären, ob Facebook seine Stellung auf anderen Märkten für diesen Dienst wettbewerbswidrig ausnutzt. Wenn Konkurrenzunternehmen bei Facebook für ihre Dienste Werbung trieben, könnte Facebook in Besitz wirtschaftlich wertvoller Daten gelangen und diese dann gegen Wettbewerber nutzen, lautet der Verdacht.
Facebook hält das Verfahren für unbegründet. "Wir werden weiter voll mit der Untersuchung kooperieren, um zu zeigen, dass sie grundlos ist", erklärte der US-Konzern. Zu den Vorwürfen hieß es nur: "Wir entwickeln immer neue und bessere Dienste, um die sich entwickelnde Nachfrage der Menschen zu decken, die Facebook nutzen. Marketplace und Dating bieten den Menschen mehr Auswahl, und beide Produkte funktionieren in einem sehr kompetitiven Umfeld mit vielen großen Anbietern."
Die EU-Kommission sieht dennoch Anlass für eine intensive Prüfung. "Nach Abschluss ihrer vorläufigen Untersuchung kann die Kommission nicht ausschließen, dass Facebook den Wettbewerb im Bereich der Online-Kleinanzeigendienste verfälscht", erklärte die Brüsseler Behörde. So könnte Facebook etwa aus den Werbeaktivitäten seiner Wettbewerber genaue Informationen über Vorlieben der Nutzer ableiten. Diese Informationen könnten dann genutzt werden, um Facebook Marketplace zu optimieren.
"Facebook wird jeden Monat von fast drei Milliarden Menschen genutzt und verfügt über insgesamt fast sieben Millionen Werbekunden", sagte Verstager. "Das Unternehmen sammelt riesige Mengen an Daten über die Aktivitäten der Nutzer seines sozialen Netzwerks und anderer Dienste und ist daher in der Lage, bestimmte Kundengruppen gezielt zu erreichen."
Die Kommission werde eingehend untersuchen, ob Facebook dank dieser Daten einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil habe. "Wir müssen dafür sorgen, dass Daten in der heutigen digitalen Wirtschaft nicht zur Verzerrung des Wettbewerbs genutzt werden", betonte die Kommissionsvizepräsidentin.
Bei der Prüfung soll es auch darum gehen, ob die Einbettung von Facebook Marketplace in das soziale Netzwerk eine "Kopplung" darstelle, mit der Facebook konkurrierende Online-Kleinanzeigendienste behindern oder ausschließen könnte. Dies könnte ein Verstoß gegen Vorschriften zur Abwehr wettbewerbswidriger Vereinbarungen zwischen Unternehmen sein, wie es weiter hieß. Das Verfahren werde ergebnisoffen geführt.
Auch die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde CMA (Competition and Markets Authority) habe am Freitag eine Untersuchung zur Nutzung von Daten durch Facebook eingeleitet. Man werde versuchen zusammenzuarbeiten, erklärte die Kommission weiter.
Obwohl Facebook die reichweitenstärkste Social-Media-Plattform der westlichen Welt ist, dominiert der Konzern von Mark Zuckerberg das Kleinanzeigen-Geschäft bislang nicht. Hier erzielen beispielsweise eBay und eBay Kleinanzeigen sowie der Amazon Marketplace höhere Reichweiten.
In Deutschland verkaufen nach einer im Januar präsentierten Untersuchung des Digitalverbandes Bitkom 72 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens einmal im Jahr gebrauchte oder neuwertige Gegenstände online, gut jeder Vierte (27 Prozent) sogar mindestens einmal pro Monat.
Große Plattformen wie eBay beziehungsweise ebay Kleinanzeigen oder Amazon Marketplace würden dafür von den meisten Online-Verkäufern (62 Prozent) genutzt. Fast jeder Zweite (49 Prozent) setzt auf Plattformen zum An- und Verkauf etwa von Büchern, Filmen oder Games, zum Beispiel Momox oder rebuy. Und ein gutes Fünftel der Online-Verkäufer (22 Prozent) wurde seine ausrangierten Dinge über Facebook Marketplace los./vsr/chd/DP/jha
Facebook will wohl Sonderreglungen für Politiker abschaffen
Wie das amerikanische Technikportal und Mediennetzwerk "The Verge" am Donnerstag (Ortszeit) berichtete, sollen die Beamten nicht mehr von Regeln der Inhaltsmoderation ausgenommen werden. Es werde erwartet, dass Facebook sich möglicherweise am Freitag schon zu den Empfehlungen seiner unabhängigen Aufsichtsbehörde äußere. Das Aufsichtsgremium, eine unabhängige, vom Unternehmen finanzierte Gruppe, ist der Meinung, dass die gleichen Regeln für alle Nutzer gelten sollten.
Das Aufsichtsgremium kritisierte außerdem, dass Facebook die Sperrung des Profils des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nach dem Aufstand im Kapitol am 6. Januar auf unbestimmte Zeit setzte. Der Vorstand gab dem Unternehmen danach sechs Monate Zeit, um über eine "verhältnismäßige Reaktion" im Fall Trump zu entscheiden. Diese könne darin bestehen, dass das Profil des ehemaligen Präsidenten wiederhergestellt, dauerhaft gesperrt oder für einen bestimmten Zeitraum gesperrt würde.
Facebook war bisher immer der Meinung, dass Politikern und Politikerinnen ein größerer Spielraum bei ihren Äußerungen auf den Plattformen eingeräumt werden müsse. Das Unternehmen lehnte eine Stellungnahme zum möglichen Kurswechsel bisher ab.
Die an der NASDAQ gelistete Facebook-Aktie gewinnt derzeit 0,89 auf 328,95 US-Dollar.
New York (Reuters) / BRÜSSEL (dpa-AFX)
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