AUTO1-Aktie bricht dennoch auf Rekordtief ein: AUTO1 mit kräftigem Umsatzsprung
Die AUTO1 Group hat ihren Umsatz im vierten Quartal dank des starken Absatzwachstums sowohl über die Plattform Autohero als auch im Großhandelsgeschäft verdoppelt.
Der Online-Gebrauchtwagenhändler AUTO1 kann seine Investoren auch mit einem Schlussspurt im vergangenen Jahr nicht zufriedenstellen. Belastend wirkte sich am Mittwoch der Ausblick auf das laufende Jahr aus. Zwar peilt das Unternehmen auch weiter kräftiges Wachstum an und lag damit bei den Finanzkennziffern auch nicht arg weit weg von den Erwartungen am Markt. Doch bei den in Aussicht gestellten Autoverkäufen hatten sich manche Anleger noch deutlich stärkere Zuwächse versprochen. Vor allem in Osteuropa lastet der Kriegsausbruch in der Ukraine auf der Stimmung von Autokäufern, auch wenn AUTO1 in Russland kein und in der Ukraine nur sehr wenig Geschäft hat.
"Das erste Quartal ist gemäß unseren Plänen gut angelaufen", sagte Vorstandschef Christian Bertermann im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Seit der Kalenderwoche 7 sehen wir mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine eine Reduktion der Nachfrage in Teilmärkten in Osteuropa. Das ist aber in unserer Prognose berücksichtigt." Je mehr sich die Märkte erholten, desto besser werde der Konzern innerhalb der Prognosespanne abschneiden.
Die Meinungen zum Zahlenwerk der Berliner gingen auch bei Experten auseinander. Die Resultate aus dem vergangenen Jahr lägen über den Erwartungen, der Ausblick auf dieses Jahr sei solide, schrieb Goldman-Sachs-Analystin Lisa Yang. Sherri Malek von der kanadischen Bank RBC verwies auf die Verkaufsziele für dieses Jahr - da habe der Markt bereits das obere Ende der Spanne auf dem Zettel gehabt. Bei den Verkäufen allein in der Privatkundensparte Autohero liege die Prognose im Mittel gut ein Fünftel unter ihren Schätzungen.
Bei den Wachstumsambitionen des Unternehmens spielen die Mengen eine große Rolle für die Anleger - AUTO1 ist nach eigenen Angaben europaweit der führende Online-Gebrauchtwagenhändler und will sich auch im Privatkundensegment breitmachen.
Bertermann sieht im fragmentierten Privatkundenbereich die größten Wachstumschancen. "Wir glauben weiter, dass online die dominante Form wird, sich einen Gebrauchtwagen zu kaufen", sagte er. Und dem von ihm mitgegründeten Unternehmen misst er große Chancen bei. "Wir glauben, dass ein Online-Händler auf 8 bis 10 Prozent Marktanteil insgesamt kommen kann."
In diesem Jahr peilt Bertermann den Verkauf von 650 000 bis 770 000 Autos an, davon 70 000 bis 90 000 im Privatkundensegment. Insgesamt sind das bis zu fast 30 Prozent mehr als im Vorjahr, bei Privatkunden könnte sogar mehr als eine Verdopplung erreicht werden. Hier verspricht sich das Management auch positive Effekte auf das Ergebnis durch steigende Deckungsbeiträge je Auto.
Der um Sondereffekte bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen schwoll 2021 von 15,2 auf 107,1 Millionen Euro an. Das Erreichen der operativen Gewinnschwelle hat das Unternehmen ohnehin erst für das kommende Jahr angekündigt. Zum Nettoergebnis machte das Unternehmen zunächst keine Angaben.
Auch dieses Jahr erwartet das Management ähnlich hohe Verlustmargen im operativen Geschäft. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie bereinigt um Sonderkosten dürfte sie minus 2 bis minus 3 Prozent des Umsatzes betragen, vor allem weil AUTO1 viel Geld in den Ausbau des Privatkundengeschäfts steckt. Der Großhandel mit Autohändlern ist derzeit noch die weitaus größere Sparte. Der Umsatz insgesamt soll 2022 auf 5,7 bis 6,8 Milliarden Euro steigen.
2021 konnte AUTO1 den Umsatz um mehr als zwei Drittel auf knapp 4,8 Milliarden Euro steigern. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge war - wie bereits bekannt - um 30 Prozent auf 596 731 Fahrzeuge gestiegen. Auch wenn Bertermann sich mit den Zahlen aus dem vergangenen Jahr zufrieden zeigte, will er den Konzern doch auf viel breitere Basis stellen. Vor allem die technische Weiterentwicklung der Plattform gehört dazu.
"Wir haben noch viele Stellschrauben, wo wir uns weiter verbessern können. So optimieren wir unser Angebot im Privatkundenbereich ständig weiter: Wie viele rote Golf brauche ich auf der Plattform, wie viele schwarze, wie viele mit Automatikschaltung?", sagte der Manager. "Im Großkundengeschäft bepreisen wir inzwischen 60 Prozent der Autos vollkommen automatisch und der Anteil steigt kontinuierlich - das wollen wir auch im Retailbereich schaffen." Der Anteil derjenigen, die auf der Webseite surfen und die dann auch tatsächlich ein Auto kaufen, soll ihm zufolge weiter steigen. Entscheidend sei, dass die jüngst gestiegene Kundenzufriedenheit auch hoch gehalten werde.
Bei der Weiterentwicklung des Angebots sieht Bertermann das derzeit herrschende Umfeld hoher Preise kritisch. "Wir würden es begrüßen, wenn der Markt wieder in normales Fahrwasser kommt. Denn so mancher Kunde ist gezwungen, seine geplante Anschaffung wegen der hohen Gebrauchtwagenpreise zu verschieben", sagte er.
Als weiteres Plus sieht der AUTO1-Chef die eigenen Werkstätten: "Ein großer Treiber ist unser Refurbishment, also die optimale Aufbereitung der Gebrauchtwagen für den Weiterverkauf. Es ist momentan gar nicht so einfach, in Europa Mechaniker zu finden. Auch deswegen machen wir das in eigenen Werkstätten selbst, wo wir auch die Qualität viel besser sicherstellen können."
So reagiert die AUTO1-Aktie
Auch ein überraschend gutes Schlussquartal des Online-Autohändlers AUTO1 hat am Mittwoch an der Börse nicht überzeugt. Im Gegenteil, nach anfänglichen Kursgewinnen brachen die Papiere via XETRA auf ein Rekordtief ein. Um fast 20 Prozent auf knapp unter 9 Euro ging es für den Kurs abwärts, das war der niedrigste Stand seit dem Börsengang vor gut einem Jahr. Zum Handelsschluss verlor das Papier noch 12,12 Prozent auf 9,86 Euro.
Das bislang auf den Großhandel spezialisierte Unternehmen plant in diesem Jahr den Verkauf von bis zu rund 30 Prozent mehr Autos als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr schnellte der Umsatz zwar um mehr als zwei Drittel nach oben, AUTO1 fährt aber nach wie vor Verluste ein: Der um Sondereffekte bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen versiebenfachte sich auf rund 107 Millionen Euro an. Stark wachsen wollen die Berliner im noch jungen Privatkundensegment. Hierfür müssen sie allerdings viel Geld investieren.
"Noch nicht profitable Unternehmen stehen in der aktuellen Zinslandschaft nicht unbedingt in der Gunst der Anleger", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Die derzeit steigenden Kapitalmarktzinsen drohen die Finanzierung des geplanten Wachstums zu verteuern, was wiederum die Profitabilität belasten dürfte. Daher ging es Molnar zufolge mit dem Aktienkurs zuletzt bergab. "Um hier eine echte Wende herbeizuführen, wäre die Aussicht auf schwarze Zahlen sicherlich hilfreich. Die dürften allerdings noch eine Weile auf sich warten lassen". Bei der Aktie sei "viel Geduld gefragt".
Das Unternehmen war vor gut einem Jahr an die Börse gegangen. Am Tag der Erstnotiz am 4. Februar 2021 markierten die Anteile mit 56,76 Euro ein Rekordhoch, anschließend ging es kontinuierlich abwärts. Wer zum Höchstkurs gekauft und die Papiere gehalten hat, verbucht einen Verlust von mehr als 80 Prozent.
Auch David Reynolds vom Investmenthaus Davy Research wies auf den Zusammenhang von zu finanzierendem Wachstum einerseits und steigenden Zinsen andererseits hin. Dies im Zusammenspiel mit Corona-bedingten Lieferengpässen hätten "die Risikofreude an den Kapitalmärkten grundsätzlich verändert". Das gelte vor allem für Unternehmen mit einem starken Umsatzwachstum bei gleichzeitig auflaufenden Verlusten wie AUTO1. Diese sei geradezu "archetypisch" für Börsengänge derartiger Unternehmen im Coronajahr 2021.
FRANKFURT/BERLIN (Dow Jones/dpa-AFX)
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Bildquellen: IgorGolovniov / Shutterstock.com
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Analysen zu AUTO1
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15.11.2024 | AUTO1 Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
15.11.2024 | AUTO1 Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
14.11.2024 | AUTO1 Buy | Deutsche Bank AG | |
14.11.2024 | AUTO1 Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
13.11.2024 | AUTO1 Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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15.11.2024 | AUTO1 Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
14.11.2024 | AUTO1 Buy | Deutsche Bank AG | |
14.11.2024 | AUTO1 Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
13.11.2024 | AUTO1 Buy | UBS AG | |
13.11.2024 | AUTO1 Outperform | RBC Capital Markets |
Datum | Rating | Analyst | |
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15.11.2024 | AUTO1 Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
13.11.2024 | AUTO1 Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
30.09.2024 | AUTO1 Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
05.08.2024 | AUTO1 Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
01.08.2024 | AUTO1 Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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03.08.2022 | AUTO1 Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
13.07.2022 | AUTO1 Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
10.06.2022 | AUTO1 Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
30.05.2022 | AUTO1 Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
27.05.2022 | AUTO1 Underweight | JP Morgan Chase & Co. |
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