Weitaus besser aufgestellt

Alphabet-Aktie: Was Börsianer aus den Quartalszahlen lesen

11.05.20 12:43 Uhr

Alphabet-Aktie: Was Börsianer aus den Quartalszahlen lesen | finanzen.net

Als erster großer US-Techkonzern legte die Google-Mutter Alphabet Quartalszahlen vor. Das Werbegeschäft ist getroffen. Doch die Kalifornier sparen und haben hohe Reserven.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Für Tech-Anleger waren es die spannendsten Quartalszahlen seit Langem. Wie meistert Google-Mutter Alphabet die Krise? Brechen die Werbeeinnahmen unter Corona ein? Wird der erste der US-Tech-Riesen, der Ergebnisse unter Viruseinfluss berichtet, den Erwartungen der Wall Street gerecht? Das nachbörsliche, hohe Kursplus der Aktie von neun Prozent gab auf die Fülle der Fragen zunächst eine zusammenfassende Antwort.

Alphabet übertraf mit einem Zuwachs von 13 Prozent auf 41,2 Milliarden Dollar die Erwartungen beim Umsatz und landete mit acht Milliarden Dollar operativem Gewinn, was einem Anstieg von gut 20 Prozent entspricht, ziemlich punktgenau. So gesehen war es ein gutes Quartal.

Blitzsauber war es allerdings nicht. Die Kalifornier, die immer noch rund 80 Prozent des Umsatzes mit digitalen Anzeigen einfahren, erlebten nach gutem Verlauf im Januar und Februar einen Folgemonat, in dem die Werbeerlöse um rund 15 Prozent sanken. "Im März verzeichneten wir einen plötzlichen und deutlichen Einbruch im Anzeigengeschäft. Die Rückkehr hängt von der Wiederaufnahme der ökonomischen Aktivität ab", sagte ein ernster Alphabet-Chef Sundar Pichai.

Viele wichtige Werbekunden des Konzerns kommen aus den Bereichen Luftfahrt und Tourismus. Das Online-Reiseportal Expedia hatte unlängst bekannt gegeben, wegen der Krise in diesem Jahr statt wie gewöhnlich rund fünf Milliarden Dollar bloß eine knappe Milliarde für Werbung auszugeben. Das trifft die weltweite Nummer 1 im Geschäft empfindlich. Und die dicke Corona-Rechnung kommt noch. "Das ist eine Geschichte, die über zwei Quartale geht", sagte Finanzchefin Ruth Porat.

Gleichwohl ist der Betreiber der weltgrößten Suchmaschine, des weltweit dominierenden Smartphone-Betriebssystems Android und des erfolgreichsten Videoportals Youtube wesentlich diversifizierter als während der Finanzkrise. "Wir sind weitaus besser aufgestellt als 2008", sagte Pichai.

Youtube legt stark zu


Über die Suchmaschine Google, die dem indischstämmigen Chef zufolge im Hoch der Corona-Epidemie etwa viermal so oft angefragt wurde wie in der gewöhnlichen Jahresspitze vor dem Super Bowl, läuft zwar das Gros des Anzeigengeschäfts. Youtube aber wächst stark, der Kanal profitierte von den Shutdowns und dem weltumspannenden Stay-at-home-Trend, der Millionen von Menschen zu Dauernutzern machte. Hier kletterte der Umsatz um rund ein Drittel auf gut vier Milliarden Dollar. Auch die Cloud-Sparte steigerte den Umsatz um die Hälfte auf 2,8 Milliarden. In dem Bereich zählt Alphabet hinter Amazon und Microsoft ebenfalls zu den größten Anbietern.

Was Aktionäre beruhigt, ist das Finanzpolster von über 100 Milliarden Dollar. Finanzchefin Porat tritt zudem bei den Ausgaben auf die Bremse. Die für dieses Jahr geplanten üppigen Einstellungen werden stark gedrosselt. Auch das ließ den Kurs in einer Erleichterungsrally anspringen.

Chancen: Die guten Zahlen täuschen nicht über das hinweg, was noch kommt. Kursschwächen sind indes langfristige Einstiegschancen.








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