VW-Aktie schwach: Porsche stellt nach Rekordzahlen Margenziel für 2022 infrage - Möglicher Einstieg in Formel 1
Angesichts des Kriegs in der Ukraine und steigender Preise für Energie und Rohstoffe lässt es der Sportwagenhersteller Porsche offen, ob er in diesem Jahr seine angestrebte operative Gewinnmarge von 15 Prozent oder besser schaffen wird.
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"Vor uns stehen wirtschaftlich und politisch herausfordernde Monate", sagte Finanzvorstand Lutz Meschke auf der Jahrespressekonferenz. "Dennoch halten wir an unserem seit Jahren fest verankerten strategischen Ziel fest, langfristig eine operative Umsatzrendite von mindestens 15 Prozent abzusichern." 2021 hatte Porsche 16,0 Prozent Marge eingefahren.
Wegen der Kämpfe in der Ukraine musste Porsche in der vergangenen Woche die Fertigung seines E-Sportwagens Taycan stoppen, weil Teile fehlten, die im Kriegsgebiet produziert werden. Finanzchef Meschke sagte, eine eigens gebildete Task Force habe "erste Maßnahmen ergriffen, die unser Ergebnis absichern". Eine geordnete Produktion sei "teilweise nicht mehr möglich", weil die Lieferketten unterbrochen seien. Überdies liefert das Unternehmen seit zwei Wochen keine Fahrzeuge mehr nach Russland aus. Dort wurden 2021 knapp 6.300 Sportwagen verkauft.
Abgelaufene Jahr mit Rekordzahlen
Im abgelaufenen Jahr, das vor allem von Engpässen bei Halbleitern geprägt war, konnte Porsche anders als die meisten Marken im VW-Konzern die Produktion noch ausbauen. Knapp 302.000 Sportwagen wurden ausgeliefert - ein Plus von 32.000 Stück und ein neuer Rekord. Wesentlichen Anteil daran hatte der Taycan, der bisher einzige reine Elektro-Porsche, dessen Verkäufe sich mit 41.300 Einheiten verdoppelten. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume bezeichnete das vergangene Jahr als "das erfolgreichste in der Geschichte von Porsche".
Blume verschärfte die eigenen Ziele hinsichtlich der Elektromobilität. "Im Jahr 2030 soll der Anteil aller Neufahrzeuge mit einem vollelektrischen Antrieb bei mehr als 80 Prozent liegen", sagte Blume. Bislang galt diese Zielmarke für vollelektrische Modelle und Plug-in-Hybride gemeinsam. 2021 seien knapp 40 Prozent aller ausgelieferten Neuwagen in Europa elektrifiziert gewesen. Bis 2025 soll die Hälfte aller Porsche-Neuwagen elektrifiziert sein - also rein batteriebetrieben oder mit einem Plug-in-Hybrid ausgestattet.
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagte Blume, er hoffe auf eine rasche Einstellung der Kampfhandlungen und eine Rückkehr zur Diplomatie. Anfang März hatte Porsche angekündigt, sein Russland-Geschäft wegen des Krieges gegen die Ukraine auszusetzen. Hinsichtlich der Voraussetzungen für eine mögliche Wiederaufnahme des Geschäfts sagte Blume, der Krieg müsse auf Basis gültigen internationalen Rechts niedergelegt werden. "Dann werden wir entscheiden, wie wir damit weiter umgehen", so Blume. Das hänge auch davon ab, welche Regelung es für die Ukraine gebe.
"Vor uns stehen wirtschaftlich und politisch herausfordernde Monate", sagte Finanzvorstand Lutz Meschke. Dennoch halte Porsche an dem Ziel fest, langfristig eine operative Umsatzrendite - also den Anteil des operativen Ergebnisses am Umsatz - von mindestens 15 Prozent abzusichern. "Unsere Taskforce hat bereits erste Maßnahmen ergriffen, die unser Ergebnis absichern", so Meschke.
Porsche habe eine "Kosten-Etikette" erlassen, so Meschke weiter. Demnach würden keine Ausgaben getätigt, die nicht unbedingt notwendig seien. Zukunftsweisende Projekte in Richtung Elektrifizierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung seien davon nicht betroffen. "Bei allen anderen Themen sehen wir zu, dass wir bei den Kosten nochmal deutlich zurückfahren im Vergleich zu den Vorjahren", sagte Meschke.
Wie das zum VW-Konzern gehörende Unternehmen bei der Vorlage des Geschäftsberichts am Freitag in Stuttgart mitteilte, erreichten der Umsatz und das operative Ergebnis neue Spitzenwerte. Demnach wuchs der Umsatz um 15 Prozent auf 33 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg um 27 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand 2021 ein Gewinn in Höhe von vier Milliarden Euro, nach 3,2 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Die Zahlen sind seit der Bekanntgabe der VW-Zahlen Anfang der Woche im Großen und Ganzen bereits bekannt.
Strategisch, operativ und finanziell sei Porsche hervorragend aufgestellt, teilte Finanzvorstand Lutz Meschke mit. "Deshalb blicken wir mit Zuversicht in die Zukunft - und begrüßen die Prüfung eines Börsengang der Porsche AG", so Meschke. "Dadurch könnte Porsche sein Profil schärfen und die unternehmerische Freiheit steigern." Das Unternehmen gilt als Renditeperle des VW-Konzerns und soll möglichst noch in diesem Jahr an die Börse gebracht werden, die Prüfungen zur Umsetzbarkeit laufen.
Porsche prüft Einstieg in die Formel 1
Ein Einstieg von Porsche in den Rennzirkus Formel 1 wird offenbar konkreter.
Vorstandschef Oliver Blume sagte am Freitag bei einer Videokonferenz zur Bilanzpräsentation, Porsche prüfe eine Teilnahme an der Rennserie, es gebe aber keine Entscheidung. Die Sportwagentochter von Volkswagen habe mit Interesse das Votum des Motorsport-Weltverbandes FIA für umweltfreundlichere Antriebe ab 2026 verfolgt. Er bezeichnete diese als "sehr zukunftsweisend".
"Das neue Reglement beobachten wir natürlich", sagte Blume auf eine entsprechende Frage. Es gehe in die richtige Richtung einer Weiterentwicklung der Formel 1, die sich damit klare Nachhaltigkeitsziele gesteckt habe. Man werde das intensiv prüfen und dann entscheiden, ob das etwas für Porsche sei oder nicht.
Mit einem Einstieg sowohl von Porsche als auch der Schwestermarke Audi in die Rennserie wird schon länger gerechnet. In der Branche gilt er als wahrscheinlicher, seit die FIA den Weg für eine Elektrifizierung der Antriebe frei gemacht hat. Mit einer Entscheidung des Aufsichtsrats des Wolfsburger Mutterkonzerns über die Freigabe der mit der Formel 1 verbundenen Investitionen war schon Anfang März gerechnet worden. Insidern zufolge wurde das Thema wegen der Beratungen über einen Börsengang von Porsche aber vertagt. Es könnte vor der Hauptversammlung im Mai wieder auf die Tagesordnung des Aufsichtsrat kommen. Volkswagen lehnte einen Kommentar dazu ab.
Die FIA hatte im Dezember Kernpunkte des ab 2026 geltenden Regelwerks bekanntgeben, durch die die Formel 1 umweltfreundlicher werden soll. Der 1,6-Liter V6-Motor soll zwar beibehalten werden, die elektrische Leistung des Hybridsystems aber auf 350 Kilowatt (475 PS) fast verdreifacht werden. Für den Verbrenneranteil sollen nachhaltige Kraftstoffe eingesetzt werden, also Biosprit oder eFuels.
Porsche wird für einen Einstieg in die Formel 1 mit dem Rennstall Red Bull von Weltmeister Max Verstappen in Verbindung gebracht. Audi bemüht sich Insidern zufolge um den britischen Sportwagenbauer McLaren. Dabei geht es der Ingolstädter VW-Tochter laut Eingeweihten nicht nur um das Formel-1-Team, sondern auch um den gleichnamigen Hersteller luxuriöser Sportwagen. Sollte man sich nicht einigen, wäre Williams eine Alternative.
Die Vorzugsaktie der Porsche-Mutter Volkswagen gab auf XETRA schlussendlich um 0,99 Prozent auf 153,92 Euro nach.
FRANKFURT/STUTTGART/HAMBURG (Dow Jones/dpa-AFX/Reuters)
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