MTU kappt Umsatzziel für 2020 - MTU-Aktie dreht ins Minus
Der Triebwerksbauer MTU streicht seine bereits gedämpften Umsatzpläne für 2020 wegen der Corona-Krise ein weiteres Stück zusammen.
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Die schleppende Erholung im Flugverkehr dämpft aber die Umsatzpläne von Vorstandschef Reiner Winkler. Der Einbruch der Nachfrage und der geplante Stellenabbau ließen den Gewinn im Sommer einbrechen. Andererseits warf das Tagesgeschäft mehr ab als von Analysten erwartet. Und bei der operativen Umsatzrendite peilt Winkler jetzt das obere Ende der bisherigen Spanne an, wie der Konzern am Donnerstag in München mitteilte.
An der Börse wurden die Nachrichten nach unentschieden aufgenommen. Der Kurs der MTU-Aktie pendelte am Vormittag zwischen minus 1 und plus 3 Prozent. Zum Handelsschluss lag das Papier via XETRA mit 3,91 Prozent im Minus bei 144,90 Euro und gehörte damit zu den schwächeren Werten im DAX. Schon am Vortag hatte die MTU-Aktie im Zuge des coronabedingten Kursrutsches an den Märkten stärker an Wert eingebüßt. Seit dem Jahreswechsel stand zuletzt ein Kursverlust von mehr als 40 Prozent zu Buche.
Der Zwischenbericht zum dritten Quartal brachte am Donnerstag Licht und Schatten. So sackte der Umsatz wegen der Rückgänge im Geschäft mit neuen Triebwerken, Ersatzteilen und Wartung im Jahresvergleich um 22 Prozent auf rund 908 Millionen Euro nach unten. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) brach um 55 Prozent auf knapp 87 Millionen Euro ein, übertraf aber die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.
Unter dem Strich schlug zusätzlich der geplante Stellenabbau teuer zu Buche. Weil der Konzern schon jetzt 34 Millionen Euro für Abfindungen zur Seite legte, brach der Nettogewinn um 87 Prozent auf 16 Millionen Euro ein.
Mit Blick auf das Gesamtjahr traut sich die MTU-Führung jetzt genauere Prognosen zu. Sie rechnet jetzt nur noch mit einem Umsatz zwischen 4,0 und 4,2 Milliarden Euro. Die Hoffnung vom Juli, dass es bis zu 4,4 Milliarden werden könnten, ist damit passé. Dafür sollen die Geschäfte nun etwas lukrativer ausfallen. Rund zehn Prozent der Erlöse dürften als bereinigtes Ebit beim Unternehmen hängen bleiben, hieß es. Das entspricht dem oberen Ende der Prognose vom Sommer und einem bereinigten Ebit zwischen 400 und 420 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr hatte MTU einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro und einen bereinigten operativen Gewinn von 757 Millionen Euro erzielt. Für 2020 hatte der Vorstand ursprünglich weitere Steigerungen ins Auge gefasst, seine Prognose aber wenige Wochen später aufgrund der Pandemie zurückgenommen.
Die Corona-Krise hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen. Wegen der Pandemie und der Reisebeschränkungen ist die Nachfrage nach Flugtickets zum größten Teil weggebrochen. Fluggesellschaften in aller Welt kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. Neue Flugzeuge von Herstellern wie Airbus und Boeing können die meisten von ihnen im Moment kaum gebrauchen - das betrifft auch Triebwerke von Herstellern wie MTU, Pratt & Whitney, Rolls-Royce, General Electric und SAFRAN.
Auch MTU-Chef Winkler erwartet, dass der Flugverkehr erst im Jahr 2024 wieder das Niveau aus der Zeit vor der Krise erreicht. Auf der Langstrecke werde es möglicherweise bis 2025 dauern, sagte er in einer Telefonkonferenz am Morgen.
Wann Flugzeug- und Triebwerksbauer ihre gedrosselte Produktion wieder ein Stück hochfahren können, wagte Winkler noch nicht zu prognostizieren. Zuletzt hatte der Flugzeugbauer Airbus seine Zulieferer darauf vorbereitet, dass er die Produktion der Mittelstreckenjets aus der A320-Familie ab nächstem Sommer möglicherweise von 40 auf 47 Maschinen pro Monat steigert.
Winkler sagte, er wolle mit einer solchen Einschätzung lieber noch ein bis zwei Quartale warten. MTU ist stark an einem Antrieb für die stark gefragte Neuauflage A320neo beteiligt und betreibt dafür in München eine eigene Endmontagelinie.
Wie Airbus hat auch MTU nach eigenen Angaben in der Krise bisher praktisch keine Stornierungen von Fluggesellschaften kassiert. Trotz des Nachfrageeinbruchs seien sogar vereinzelt Neubestellungen eingegangen, außerdem umfangreiche Wartungsverträge, hieß es.
Vorerst profitieren der Konzern und seine Beschäftigten noch vom Kurzarbeitergeld in Deutschland, das bis Ende 2021 verlängert worden ist. Allerdings hat die MTU-Führung zwischenzeitlich angekündigt, dass der Konzern auch Arbeitsplätze streichen muss. Bis Ende nächsten Jahres sollen 10 bis 15 Prozent der Stellen wegfallen. Das entspricht etwa 1000 bis 1500 Arbeitsplätzen.
/stw/eas/fba
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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