Wegen Corona-Krise

Deutsche Nominal- und Reallöhne sinken im zweiten Quartal mit Rekord

22.09.20 09:33 Uhr

Deutsche Nominal- und Reallöhne sinken im zweiten Quartal mit Rekord | finanzen.net

Der Einsatz von Kurzarbeit sowie Geschäftsschließungen aufgrund der Corona-Pandemie haben im zweiten Quartal 2020 zu einer starken negativen Lohnentwicklung in Deutschland geführt.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, sanken die Nominallöhne um 4,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Index bildet die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen ab.

Die Verbraucherpreise legten im selben Zeitraum um knapp 0,8 Proent zu. Dies ergibt einen realen Verdienstrückgang von 4,7 Prozent. Es ist die historisch stärkste Abnahme der Nominal- und auch der Reallöhne im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2007 und somit stärker als in der Finanzmarktkrise 2008/2009.

Das Kurzarbeitergeld ist im Index allerdings nicht berücksichtigt; es hat die Einkommensverluste für viele Beschäftigte abgefedert. Bezogen auf die Nominallöhne ist erstmalig seit dem zweiten Quartal 2009 wieder eine negative Entwicklung in Deutschland festzustellen. Der Hauptgrund liegt vor allem in der stärkeren Verkürzung der Arbeitszeit. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank für vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer im zweiten Quartal 2020 die bezahlte Wochenarbeitszeit in der Gesamtwirtschaft um 6,2 Prozent auf durchschnittlich 36,8 Stunden.

Die unteren Leistungsgruppen waren vom Rückgang der Arbeitszeit und somit von geringeren Verdiensten im zweiten Quartal 2020 am stärksten betroffen. Bei den un- und angelernten Arbeitnehmern in Vollzeit sanken die bezahlten Arbeitsstunden um 9,8 Prozent beziehungsweise 9,4 Prozent.

Die Verdienste gemessen am Nominallohnindex reduzierten sich für diese beiden Leistungsgruppen um 7,4 Prozent beziehungsweise 8,9 Prozent. Im Vergleich dazu gingen für Arbeitnehmer in leitender Stellung sowohl die Verdienste gemessen am Nominallohnindex (minus 2,0 Prozent) als auch die Wochenarbeitszeit (minus 3,0 Prozent) unterdurchschnittlich zurück. Da die unteren Leistungsgruppen im Durchschnitt weniger verdienen, fällt ihr eigentlich dominanterer Arbeitszeit- und Lohnrückgang für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Nominallöhne weniger stark ins Gewicht.

DJG/apo/kla

WIESBADEN (Dow Jones)

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