Wachstumsprognose

MTU-Aktie dennoch deutlich tiefer: MTU korrigiert Umsatzprognose nach oben - Dollar-Entwicklung als Treiber

19.02.25 17:53 Uhr

MTU-Aktie dennoch tiefrot: Günstiger Dollar, höhere Gewinne: MTU schraubt Prognose nach oben | finanzen.net

Der Münchner Triebwerksbauer MTU hat nach dem ersten Jahresverlust seiner Geschichte wieder ein Rekordjahr hingelegt.

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Der Rückruf tausender Antriebe von Airbus-Jets lastet zwar weiter auf dem Betrieb. Doch unter dem Strich kehrte der DAX-Konzern 2024 klar in die schwarzen Zahlen zurück. Im Tagesgeschäft verdiente er vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) sogar erstmals mehr als eine Milliarde Euro. Für 2025 setzte der scheidende Vorstandschef Lars Wagner dem Unternehmen am Mittwoch nun noch höhere Ziele als zuletzt.

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An der Börse wurden die Neuigkeiten jedoch mit Kursverlusten von mehr als sechs Prozent quittiert, nachdem Analysten den Mittelabfluss im vierten Quartal bemängelt hatten. Finanzvorstand Peter Kameritsch erklärte den Abfluss mit den Aufwendungen für den Triebwerksrückruf.

Im abgelaufenen Jahr steigerte MTU den Umsatz um 18 Prozent auf knapp 7,5 Milliarden Euro, wenn man die Auswirkungen des Triebwerksrückrufs in beiden Jahren herausrechnet. Der um diesen und andere Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) stieg um 28 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro.

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Unter dem Strich stand ein Gewinn von 642 Millionen Euro nach fast 100 Millionen Verlust im Vorjahr. Damals hatte MTU fast eine Milliarde Euro für den Triebwerksrückruf zurückgestellt und war deshalb in die roten Zahlen gerutscht. Für 2024 sollen die Aktionäre wie bereits angekündigt eine Dividende von 2,20 Euro je Aktie erhalten, 20 Cent mehr als im Vorjahr.

Der MTU-Konzern und sein größerer US-Partner Pratt & Whitney müssen seit Mitte 2023 rund 3000 Antriebe vom Typ Getriebefan reparieren, die vor allem bei den Airbus-Jets aus der Modellfamilie A320neo zum Einsatz kommen. Diese Airbus-Mittelstreckenjets sind die meistgefragten Flugzeugtypen der Welt.

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Die Arbeiten an den Triebwerken dauern mehrere Monate - weil Ersatzteile und Werkstattkapazitäten knapp sind. Inzwischen lägen die Reparaturzeiten bei unter 100 Tagen pro Turbine, erklärte Wagner. Allerdings stünden weltweit rund 450 Airbus-Jets am Boden.

Am teuersten kommen MTU und die RTX-Tochter Pratt & Whitney die Entschädigungen für die Fluggesellschaften zu stehen, die ihre Jets über Monate hinweg nicht nutzen können. Dies belastet den Mittelzufluss 2024 und 2025 laut Finanzchef Kameritsch mit jeweils 300 Millionen Euro nach Steuern. 2026 dürften es nur noch 100 Millionen sein, sagte er.

Inwieweit Pratt & Whitney MTU ein Stück weit für den Ärger entschädigt, wollte Vorstandschef Wagner nicht genau sagen: "Wir haben das Thema partnerschaftlich gelöst." Die Partner teilen sich in ihrem Triebwerkskonsortium Umsätze und Risiken. Deshalb sollte MTU einen Anteil an den Belastungen selbst tragen, obwohl Pratt & Whitney das problematische Pulvermetall verwendet hatte.

Wagner sieht MTU indes auf weiterem Wachstumskurs, auch weil die Nachfrage nach neuen Flugzeugen und Antrieben weltweit boomt. "Wir verzeichnen robustes Ergebniswachstum über alle Bereiche hinweg." Für 2025 erwartet er nun einen Umsatz von 8,7 bis 8,9 Milliarden Euro - und damit am unteren und oberen Ende jeweils 400 Millionen mehr als im November angekündigt. Grund dafür ist der erstarkte US-Dollar. Der bereinigte operative Gewinn soll um etwa 15 Prozent steigen und damit ebenfalls stärker als zuvor in Aussicht gestellt.

Ob MTU diese Ziele erreicht, muss Wagner nicht mehr verantworten. Der Manager wechselt im Laufe des Jahres zum weltgrößten Flugzeugbauer Airbus. Dort übernimmt er die Führung der wichtigsten Konzernsparte: des Geschäfts mit Passagier- und Frachtflugzeugen. Sein Nachfolger bei MTU wird der frühere Lufthansa-Technik-Chef Johannes Bussmann, der derzeit den Tüv Süd führt. Wann er bei MTU antritt, hängt noch davon ab, wann der Tüv ihn gehen lässt.

Auch MTU-Finanzchef Kameritsch verlässt den Konzern. Er übergibt die Führung des Ressorts zum 1. Juli an Katja Garcia Vila, die zuletzt die gleiche Funktion beim Autozulieferer Continental innehatte.

Der MTU-Konzern baut bei den Antrieben für viele wichtige Flugzeugtypen mit und wartet in seinen Reparaturbetrieben auch andere Modelle. Der von Pratt & Whitney und MTU produzierte Getriebefan kommt außer bei der Airbus-A320neo-Familie auch beim kleineren Airbus A220 und beim E2-Jet des brasilianischen Flugzeugbauers Embraer zum Einsatz.

Auch bei Großraumjets ist MTU im Geschäft: So baut der Konzern zusammen mit GE Aerospace einen Triebwerkstyp für den Langstreckenjet Boeing 787 "Dreamliner" und einen weiteren für das größte Modell aus dem derzeitigen Boeing-Angebot, die um Jahre verspätete Neuauflage des Großraumjets 777, die 777X.

Im Militärgeschäft baut MTU Teile des Triebwerks für den Kampfjet Eurofighter und des Antriebs für den Militärtransporter Airbus A400M. Außerdem arbeitet das Unternehmen an dem Antrieb für die nächste europäische Kampfflugzeug-Generation FCAS mit.

Ob es im nächsten Jahrzehnt Passagierflugzeuge mit Wasserstoffantrieb geben wird, ist indessen offen. Wagner sieht MTU bei der Entwicklung einer Brennstoffzelle auf gutem Weg. Offen ist aber, wie weit der Flugzeugbauer Airbus seine Pläne für ein Wasserstoff-Flugzeug in die Zukunft verschiebt. Wagner zeigte sich deshalb gespannt, was die Airbus-Spitze bei ihrer Bilanzvorlage an diesem Donnerstag (20. Februar) dazu sagt.

Im Mittwochshandel gehörten die Papiere zu den größten Verlierern im DAX und büßten letztlich 5 Prozent auf 328,90 Euro ein. Die Papiere fielen unter die 50-Tage-Durchschnittslinie bei 327,60 Euro, die zuletzt wiederholt eine Unterstützung dargestellt hatte.

Allerdings hatten sich die MTU-Aktien zuletzt nur knapp unter ihrem Rekordhoch bewegt, das vor rund vier Wochen bei gut 350 Euro erreicht worden war. Für das laufende Jahr steht immer noch ein Kursgewinn von gut zwei Prozent zu Buche.

"Der Free Cashflow war schwach mit einem Abfluss von 30 Millionen Euro", schrieb Analyst Ian Douglas-Pennant von der Bank UBS in einer ersten Einschätzung zum vierten Quartal. Auf diesen Aspekt dürfte sich daher auf der Telefonkonferenz des Triebwerksherstellers das Interesse richten.

Analyst David Perry von JPMorgan zufolge war der Free Cashflow um 75 Millionen Euro niedriger als erwartet. Rückrufkosten für Triebwerke und Probleme in den Lieferketten seien die Ursachen hierfür gewesen.

MTU legte trotz des aufwendigen Rückrufs tausender Antriebe 2024 ein Rekordjahr hin. Der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) stieg um 28 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro und soll im laufenden Jahr um etwa 15 Prozent zulegen - stärker als im November angekündigt. Der Umsatz soll auf 8,7 bis 8,9 Milliarden Euro wachsen und damit ebenfalls stärker als bisher gedacht.

Analystin Chloe Lemarie von der US-Bank Jefferies sprach in einer ersten Reaktion von einem soliden Quartal. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) habe die Konsensschätzung übertroffen. Auch Lemarie bemängelte jedoch den unter den Erwartungen gebliebenen Free Cashflow.

FRANKFURT/MÜNCHEN (dpa-AFX)

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