VW-Aktie stabil: Teile von VW-Betriebssystem in manchen Fahrzeugen bereits im Einsatz - Dieselprozess wegen Elternzeit unterbrochen
Einzelne Teile des insgesamt verzögerten eigenen Auto-Betriebssystems von Volkswagen sind in manchen neuen Konzernmodellen inzwischen im Einsatz.
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"Wir haben schon einige Elemente des späteren VW.OS in den aktuellen Fahrzeuganläufen für die neue Generation von Audi- und Porsche-Modellen", sagte Thomas Fleischmann, Leiter eines Software-Teams für das so bezeichnete System. "Solche Elemente integrieren wir bereits in die neue Premium-Architektur 1.2." Es handele sich dabei zum Beispiel um Komponenten für Programm-Updates, Cloud-Schnittstellen oder grundlegende technische Diagnosefunktionen. "Es geht natürlich noch nicht um das umfassende System", betonte Fleischmann.
Die Entwicklung von in großem Umfang selbst erstellter Automobil-Software ist ein zentrales Zukunftsfeld bei VW. Die zuständige Sparte Cariad musste mit Anlaufproblemen kämpfen, das Thema erwies sich als viel komplexer als zuerst angenommen. Das Fernziel eines über verschiedene Ausstattungsstufen "skalierbaren" Systems für alle Wagen aus der größten europäischen Autogruppe ist noch lange nicht erreicht.
Der zum 1. September abgetretene Ex-VW-Konzernchef Herbert Diess hatte den Start eines Basis-Baukastens für volldigitalisierte Elektrofahrzeuge ("Scalable Systems Platform"/SSP) ab 2026 angepeilt. Weil es jedoch schon auf früheren Entwicklungsetappen Verzögerungen und Abstimmungsschwierigkeiten gab, wuchs der Unmut - insbesondere bei den einflussreichen Töchtern Porsche und Audi, die verlangten, dass ihre Oberklasse-Kunden bald neue Systeme ins Auto bekommen.
Die Stuttgarter und Ingolstädter hatten mehrmals gemahnt, nicht bis zum Abschluss der gänzlich neuen Programmversion 2.0 warten zu können. Ihre Software wird daher jetzt als Version 1.2 zunächst parallel zum markenübergreifenden Konzept weiterverfolgt. "Der aktuelle Stand ist, dass wir für die einheitliche Plattform 2.0 bereits ein Produkt mit Kern-Features laufen haben und dieses Gesamtsystem weiterentwickeln", erklärte Fleischmann. "Es gibt aber durchaus ausgewählte Komponenten, die auch schon in einer 1.1- oder 1.2-Architektur sinnvoll einsetzbar sind und dort zu Verbesserungen führen werden. Wir arbeiten weiter daran, künftig die Abdeckung auf die gesamte Fahrzeugarchitektur und alle Steuergeräte auszudehnen."
VW-Dieselprozess wegen Elternzeit unterbrochen
Der erste große Strafprozess zur Aufarbeitung der VW-Dieselaffäre in Deutschland verzögert sich weiter. Das Landgericht Braunschweig kündigte am Montag an, die seit September 2021 laufende Hauptverhandlung um gut zwei Monate unterbrechen zu müssen. Wieder aufgenommen werden soll sie am 18. April. Grund sei, dass ein Mitglied des Richterkollegiums eine Elternzeit antrete.
Vor Gericht stehen vier frühere Führungskräfte des Wolfsburger Konzerns. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen im Zusammenhang mit den gefälschten Abgasdaten, die 2015 den Abgasskandal auffliegen ließen, unter anderem banden- und gewerbsmäßigen Betrug vor. Die Anklage richtet sich auch gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn - dieser konnte es bisher aber aufgrund ärztlicher Atteste vermeiden, persönlich erscheinen zu müssen. Sein Verfahren wurde von der Kammer abgetrennt.
Der Prozess gestaltete sich von Beginn an schwierig. Das Gericht hatte anfangs Termine bis in den Sommer dieses Jahres angesetzt, inzwischen reichen sie bis 2024. Neben der Kritik sowohl aus der Verteidigung als auch von Anklägern, Winterkorn außen vor zu lassen, mussten etliche Sitzungen wegen Corona-Erkrankungen vertagt werden.
Inhaltlich ging es vor allem deshalb langsam voran, weil der Kammer nur spärliches Material aus der bisherigen Beweisaufnahme und den Zeugenvernehmungen vorliegt: Da sie in geplanten Folgeprozessen zu den Täuschungsprogrammen in Millionen Dieselautos selbst angeklagt sind, beriefen sich mehrere Geladene auf ihr Recht zur Verweigerung der Aussage. Das Gericht versuchte daraufhin, auch Mitglieder der Staatsanwaltschaft als "Zeugen" befragen zu lassen. Die vier Angeklagten wiesen eine Hauptverantwortung für die Dieselaffäre ab.
Nach Auskunft der Kammer ist eine Vertretung des Elternzeit nehmenden Kollegen nicht möglich. Denn die zu Beginn festgelegte Gruppe aus drei Berufsrichtern und zwei Schöffen müsse bis zum Verfahrensende Bestand haben, und ihre Anwesenheit sei bei jedem einzelnen Termin erforderlich. Formal, so hieß es, wäre es ansonsten nur denkbar gewesen, die komplette Hauptverhandlung von vorn starten zu lassen.
Üblicherweise seien bei einem längeren Prozess im Sinne der Flexibilität auch größere Abstände zwischen den Sitzungen zulässig. Für den vorliegenden Fall gelte das aber nicht: "Die Frist ist gehemmt um den Zeitraum der Elternzeit." Laut Strafprozessordnung darf eine Hauptverhandlung in der Regel höchstens drei Wochen unterbrochen werden, bei bereits zehn Tagen Dauer bis zu einem Monat.
Die Vertagung bis in die Mitte des Frühjahres dürfte die weitere Prozessplanung jetzt abermals verschieben. Ob und wann zudem mit Winterkorn verhandelt werden kann, ist nach wie vor offen. Aussagen gab es lange nur aus zweiter Hand, wenn einzelne Strafverfolger aus eigenen Zeugenvernehmungen berichteten - auch hier wurden allerdings schon Erinnerungslücken deutlich. Wechselseitige Anträge hatten zuletzt ebenfalls zu Unterbrechungen geführt. Das gesamte Verfahren zog sich bislang schleppend dahin, ein Durchbruch war nicht in Sicht.
Auch der milliardenschwere Musterprozess von Finanzinvestoren zur VW-Dieselaffäre bleibt eine zähe Angelegenheit. Zum Jahresbeginn waren Termine für Februar, März und April aufgehoben worden. Im Mai will das Oberlandesgericht Braunschweig die Verhandlung fortsetzen. Die VW-Aktie verliert via XETRA zeitweise um 0,08 Prozent auf 128,50 Euro.
WOLFSBURG/INGOLSTADT/BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX)
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