Ex-VW-Chef Ferdinand Piëch verstorben: "Piëch hat VW zum Weltkonzern gemacht" - ein Nachruf
Nach dem Tod des langjährigen Volkswagen-Chefs Ferdinand Piëch haben Wegbegleiter aus dem Unternehmen und aus der Politik ihren Respekt vor der Lebensleistung des Managers ausgedrückt.
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VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh würdigte Piëch als "großen Manager und Ingenieur". "Volkswagen stünde ohne Ferdinand Piëch nicht da, wo wir jetzt stehen. Dafür schulden wir ihm unseren Dank und unsere Anerkennung", sagte Osterloh am Dienstag.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte, Piëch sei "einer der großen Unternehmer in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" gewesen. Der Manager habe VW 1993 in einer tiefen Krise übernommen. "Mit seinem Namen ist der Aufstieg von Volkswagen zum Weltkonzern verbunden." Viele Tausend Arbeitsplätze in Niedersachsen prägten die wirtschaftliche Grundlage des Landes bis heute.
"Dass die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen im Jahr 2015 unter schwierigen Bedingungen beendet werden musste, habe ich sehr bedauert. Der große Dank für die Leistung von Ferdinand Piëch und der tiefe Respekt bleiben davon unberührt", sagte der SPD-Politiker. Im Frühjahr 2015 hatte sich Piëch nach einem Machtkampf mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn aus den Aufsichtsratsgremien des Volkswagen-Konzerns zurückgezogen.
Das Land Niedersachsen hat zwei Sitze im VW-Aufsichtsrat. Aktuell ist dort neben Weil der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann vertreten. Der CDU-Politiker schrieb auf Twitter, das Land verliere mit Piëch "eine große Unternehmerpersönlichkeit", die die Erfolgsgeschichte von VW maßgeblich mitgeschrieben habe.
Die Stadt Braunschweig, wo Piëch fünf Jahre lang lebte, trauert um ihren Ehrenbürger. "Professor Piëch war eine national wie international anerkannte Unternehmer- und Managerpersönlichkeit, die sich um die Entwicklung des Unternehmensstandorts Braunschweig sehr verdient gemacht hat", sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD).
Piëch war am Sonntag im Alter von 82 Jahren "plötzlich und unerwartet" gestorben, wie seine Ehefrau Ursula Piëch mitteilte.
Ursula Piëch schrieb: "Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer." Er sei bis zuletzt ein begeisterter Ingenieur und Autoliebhaber gewesen. Die Beisetzung finde im engsten Familienkreis statt.
Piëch hinterlasse eine große Familie mit 13 Kindern und mehr als doppelt so vielen Enkelkindern, hieß es weiter. In früheren Medienberichten war häufig von 12 Kindern die Rede gewesen. Auf Nachfrage dazu verwies Anwalt Christian Schertz am Dienstag lediglich auf die Mitteilung der Witwe.
Der in Wien geborene Piëch hatte viele Jahre mitten im Machtzentrum des VW-Konzerns gestanden. Der frühere AUDI-Chef war von 1993 bis 2002 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und führte danach lange den Aufsichtsrat - als maßgeblicher Protagonist der Familien Porsche und Piëch, der VW-Großaktionäre. Seine Macht war groß, 2012 hievte er sogar seine Frau Ursula in den VW-Aufsichtsrat. Piëch galt als mächtiger Strippenzieher und Königsmacher hinter den Kulissen.
Mit strenger Hand lenkte der detailverliebte Autonarr das immer größer werdende VW-Imperium zusammen mit dem damaligen Konzernchef Winterkorn, ehe er sich von seinem Lebenswerk entfremdete. Im Jahr 2015 sorgte er mit der Äußerung für Aufsehen, er sei "auf Distanz" zu Winterkorn - den Machtkampf verlor Piëch, er warf im Zorn hin.
Als Piëch 80 Jahre alt wurde, würdigte VW die Verdienste des Managers: "Ferdinand Piëch hat das Automobil, unsere Industrie und den Volkswagen-Konzern in den vergangenen fünf Jahrzehnten maßgeblich geprägt", sagte ein VW-Sprecher damals. "Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet von mutigem Unternehmertum und technologischer Innovationskraft." Sein milliardenschweres Aktienpaket an der VW-Dachholding Porsche SE hatte Piëch da schon an Verwandte verkauft.
Volkswagen trauert um Ferdinand Piëch und würdigt seine Verdienste
Mit Fahnen auf halbmast würdigt Volkswagen den langjährigen Konzernchef und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch. Im Namen aller 660 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kondolierten Aufsichtsrat und Vorstand den Angehörigen, wie der Autobauer am Dienstag in Wolfsburg mitteilte. "Ferdinand Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben - als leidenschaftlicher Manager, genialer Ingenieur und als visionärer Unternehmer", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch.
Seit den 1960er Jahren habe Piëch die Entwicklung des Automobils, der Industrie und vor allem von Volkswagen zum globalen Mobilitätskonzern maßgeblich gestaltet, vorangetrieben und geprägt, sagte Pötsch. Das Unternehmen und die Menschen hätten ihm unendlich viel zu verdanken.
Konzernchef Herbert Diess bezeichnete Piëch als mutig, unternehmerisch konsequent und technisch brillant. "Vor allem hat Ferdinand Piëch Qualität und Perfektion bis ins Detail in den Automobilbau gebracht und tief in der Volkswagen-DNA verankert", sagte Diess.
Schröder: 'Piëch gehörte zu den bedeutendsten Unternehmensführern'
Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die globale Bedeutung des gestorbenen Ex-VW-Chefs Ferdinand Piëch hervorgehoben. "Ferdinand Piëch gehörte zu den weltweit bedeutendsten Unternehmensführern unserer Zeit", sagte Schröder am Dienstag einer einer Mitteilung zufolge. "Er hat die globale Automobilbranche über mehrere Jahrzehnte geprägt." Den VW-Konzern habe er nach 1993 aus einer tiefen Krise heraus geführt und zu einem Weltkonzern geformt, sagte der frühere Kanzler und niedersächsische Ministerpräsident. "Damit hat er Zehntausende von Arbeitsplätzen in Niedersachsen und Deutschland gesichert." Das Land habe Piëch viel zu verdanken.
Familien würdigen Lebenswerk von Ferdinand Piëch
Die Familien Porsche und Piëch haben das Lebenswerk und die Verdienste des gestorbenen Ex-VW-Chefs. "Wir trauern mit der Familie um Ferdinand K. Piëch, den außergewöhnlichen Manager und Ingenieur, den Strategen und ganz einfach auch den Auto-Enthusiasten, der er zeitlebens war", betonte Wolfgang Porsche, Aufsichtsratschef der VW-Dachgesellschaft Porsche SE und Cousin Piëchs, am Dienstag in einer Mitteilung. Mit dem Cousin verbänden ihn viele gemeinsame Erinnerungen. "Im Mittelpunkt stand dabei das Ringen um das Erbe unseres Großvaters Ferdinand Porsche, das wir erfolgreich weitergeführt haben", sagte Porsche.
Sein Bruder habe die deutsche Autoindustrie geprägt wie kein Zweiter, betonte Hans Michel Piëch in der Mitteilung. "Und er war eng verbunden mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Volkswagen-Konzerns, in guten wie in schlechten Zeiten."
Porsche und Hans Michel Piëch sind die Sprecher ihrer jeweiligen Familienzweige, die gemeinsam die Porsche SE kontrollieren.
Altbundespräsident Wulff: Piëch ging es nicht um Eigeninteressen
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat den gestorbenen langjährigen Volkswagen-Chef als uneigennützigen Manager beschrieben. "Ich habe mich bei allen Aufs und Abs über die Jahre hinweg überzeugen können, dass es ihm stets um den Konzern VW und nicht die Verfolgung von Eigeninteressen ging", sagte Wulff, von 2003 bis 2010 niedersächsischer Ministerpräsident, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstag/online). "Er war ein ganz besonderer und außergewöhnlicher Mensch, dem Niedersachsen unglaublich viel zu verdanken hat." In Gesprächen habe man von Piëch zudem "unvorstellbare technische Details" erfahren können.
Früherer VW-Chef Winterkorn: Piëch war Förderer und Wegbegleiter
Mit Bestürzung hat der frühere VW-Chef Martin Winterkorn auf den Tod von Ferdinand Piëch reagiert. Unter der maßgeblichen Führung Piëchs habe sich die Volkswagen AG zu einem der erfolgreichsten Mehrmarken-Automobilkonzerne der Welt entwickelt, sagte Winterkorn am Dienstag. "Mir persönlich war Ferdinand Piëch ein jahrzehntelanger Förderer und Wegbegleiter", sagte Winterkorn, der von 2007 bis 2015 VW-Chef war. Die visionäre Kraft und großen Fähigkeiten als Ingenieur hätten ihn über viele Jahre geprägt.
"Die gemeinsame Arbeit mit Ferdinand Piëch war stets freundschaftlich und inspirierend. Für seine Unterstützung war und bin ich ihm sehr dankbar", sagte Winterkorn. Im Jahr 2015 hatte Piëch als Aufsichtsratschef mit der Äußerung für Aufsehen gesorgt, er sei "auf Distanz" zum damaligen Vorstandschef Winterkorn - Piëch verlor schließlich den Machtkampf und warf im Zorn hin. Winterkorn musste 2015 im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Dieselskandals zurücktreten.
/cwe/DP/stk/bch/nas/eni
HANNOVER (dpa-AFX)
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