Wende in Sicht: Wie Chef Baumann die Bayer-Aktie wieder salonfähig macht
Das Geschäft des Pharma- und Chemieriesen Bayer ist robust. Im US-Prozess um das Pestizid Glyphosat arbeitet Chef Werner Baumann hart an einer außergerichtlichen Einigung.
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Ein Lichtblick für die Aktionäre von Bayer: Das Geschäft des Leverkusener Pharma- und Chemiekonzerns läuft. Auch wenn die zahlreichen Schadenersatzklagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat des 2018 übernommenen US-Konzerns Monsanto ein hohes Risiko bleiben.
Für 2020 stellt Bayer ein währungs- und portfoliobereinigtes Umsatzplus von etwa drei bis vier Prozent auf 44 bis 45 Milliarden Euro in Aussicht. Der bereinigte Betriebsgewinn soll um bis zu 9,6 Prozent auf 12,3 bis 12,6 Milliarden zulegen. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr verdiente der Konzern mit 11,5 Milliarden Euro gut 28 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Aktionäre sollen deshalb eine unveränderte Dividende von 2,80 Euro je Aktie wie schon 2019 erhalten.
Eine leichte Besserung meldet Chef Werner Baumann auch beim Verlauf der Glyphosat-Klagewelle. Zwar hat sich die Zahl der Kläger in den USA bis Anfang Februar um 5.900 auf etwa 48.600 erhöht. Der Anstieg ist jedoch viel geringer als im Herbst. Im Oktober hatte sich die Anzahl innerhalb von drei Monaten auf 42.700 mehr als verdoppelt. Bayer hatte dafür die Werbekampagnen von großen Anwaltskanzleien verantwortlich gemacht. Bei der Vorlage der Bilanz für 2019 zeigte sich Baumann entschlossen, die Berufungsverfahren entschieden weiterzuverfolgen. Amerikas Umweltbehörde EPA hatte jüngst ihre Einschätzung bekräftigt, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung nicht krebserregend sei, und dem DAX-Konzern damit Rückendeckung verschafft.
Vergleich in Amerika
Unterdessen versucht US-Staranwalt Ken Feinberg, für Bayer eine außergerichtliche Einigung mit den US-Klägern zu erreichen. Feinberg wird bevorzugt dann angeheuert, wenn für Konzerne mehr als Geld auf dem Spiel steht. So engagierte der Ölmulti BP Feinbergs Team 2010 nach der Explosion auf der Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko.
Die Hoffnungen der Bayer-Aktionäre auf eine akzeptable Vereinbarung mit den US-Klägern sind deshalb berechtigt. Derzeit werde in einem Mediationsverfahren ausgelotet, ob ein Vergleich "zu vernünftigen Bedingungen erreichbar ist", teilte der Bayer-Chef mit. Als jüngst Gerichtsverfahren verschoben wurden, hatten Anleger spekuliert, dass eine Einigung kurz bevorstünde. Ein Vergleich könnte Bayer acht bis zwölf Milliarden Dollar kosten, schätzen Analysten.
Im Jahresbericht für 2019 werden die Aktionäre auf Maßnahmen zur Bewältigung der erheblichen finanziellen Belastung vorbereitet. Dazu gehören Verkäufe von Konzerngeschäft, eine mögliche Kapitalerhöhung und weitere Kredite.
Dass Bayers Urgestein Werner Wenning auf der Hauptversammlung am 28. April die Leitung des Aufsichtsrats vorzeitig an Norbert Winkeljohann übergeben wird, kommt an der Börse gut an.
Winkeljohann, Ex-Chef der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers Europe, ist in der Geschichte des DAX-Konzerns der erste Externe, der das Kontrollgremium leiten wird. "Der Wechsel stützt die Erwartungen, dass Bayer eine außergerichtliche Einigung auch weiterhin bevorzugt", sagt Emmanuel Papadakis, Analyst der Barclays Bank.
Puffer: Anleger setzen auf einen Vergleich mit US-Klägern. Charttechnisch unterstützt. Mutige nutzen die Kursschwäche zum Einstieg.
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