Versorgeraktien im Check

RWE, innogy, E.ON oder Uniper - Wer hat die Nase vorn?

18.10.16 17:57 Uhr

RWE, innogy, E.ON oder Uniper - Wer hat die Nase vorn? | finanzen.net

Die Umwälzungen auf den Strommärkten haben den Energiesektor kräftig durcheinandergewirbelt. Innerhalb weniger Wochen kamen mit innogy und Uniper gleich zwei neue große Player an die Börse. Doch wer hat die besseren Erfolgsaussichten?

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Energiewende und Atomausstieg haben die Energieversorger in Deutschland in die größte Krise ihrer Geschichte gestürzt. Weil sich daraufhin Erneuerbare Energien so stark entwickelt haben, hat sich der Börsenstrompreis wegen des großen Angebots mehr als halbiert. Das macht der gesamten Erzeugungsbranche zu schaffen.

Unterschiedliche Strategien

E.ON fokussiert sich künftig völlig auf sauberen Wind- und Solarstrom. Der schmutzige Strom, der mittels Kohle- und Gaskraftwerken hergestellt wird sowie die Atomkraftwerke in Schweden wurden abgespaltet und unter dem Namen Uniper an die Börse gebracht. Der Konkurrent RWE schlägt den entgegengesetzten Weg ein und übertrug das lukrative Geschäft mit Ökostrom sowie die Stromnetze und den Stromvertrieb auf seine Tochter innogy. Der RWE-Mutterkonzern behielt dagegen die Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke sowie den Energiehandel.

Ein weiterer bedeutender Unterschied ist, dass sich RWE nur von einem Viertel der innogy-Aktien trennt und drei Viertel behält. E.ON andererseits gibt zunächst rund 53 Prozent an Uniper ab und will bis 2018 sogar sämtliche Anteile losschlagen.

innogy-Aktie: innogy übernimmt das Zukunftsgeschäft

Angesichts der Krise auf dem Strommarkt überrascht es nicht, dass RWE die Zukunftsgeschäftsfelder vom klassischen Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken abgespaltet und seine innogy-Tochter an die Börse gebracht hat.

Die "grüne" RWE-Tochter wurde mit dem Börsengang zu Deutschlands wertvollstem Energiekonzern. Der Börsenwert von innogy beläuft sich auf rund 20 Milliarden Euro, während RWE selbst nur auf knapp 8,5 Milliarden Euro kommt.

Die in die RWE-Tochter innogy überführten Bereiche Ökostrom, Netze und Vertrieb bilden das sogenanntes Zukunftsgeschäft. Deshalb sehen Investoren hier auch Wachstumsperspektiven.

Ferner verspricht das Netzgeschäft mit seinen staatlich diktierten Preisen zwar keine hohen, aber dafür gut kalkulierbare Erträge. So werden laut dem Vorstand 60 Prozent des EBITDAs "durch regulierte und quasi-regulierte Geschäftsaktivitäten" in den Sparten Netz und Infrastruktur sowie Erneuerbare Energien erwirtschaftet. Gerade in Zeiten einer Niedrigzinsphase ist das durchaus interessant für Investoren, die sich stabile Renditen wünschen.

Positiv für Anleger ist auch, dass innogy ohne Altlasten aus Atom- und Kohlekraftwerken auf den Markt kommt und mit hohen Dividenden winkt. Vom - um Sondereffekte bereinigten - Nettoergebnis sollen "70 bis 80 Prozent an die Anteilseigner ausgeschüttet werden". Bereits für 2016 soll es eine erste Gewinnausschüttung geben.

Mit dem Vermögensverwalter BlackRock konnte zudem ein Großanleger an Bord geholt werden, der für Stabilität sorgt. Und: Dem Börsenneuling winkt der schnelle Aufstieg in den Nebenwerteindex MDAX, das bringt noch mehr Aufmerksamkeit.

Einige Kritiker stören sich aber daran, dass innogy weiter zum RWE-Konzern gehört. Sie befürchten deshalb, dass die "grüne Tochter" eventuell zu viel Rücksicht auf die angeschlagene Mutter nehmen muss.

Fazit: Es gibt deutlich schlechtere Investments als die innogy-Aktie, auch und vor allem weil RWE großes Interesse am Erfolg des Börsendebütanten hat. Schließlich hält die innogy-Mutter auch nach dem Börsengang noch drei Viertel der innogy-Anteile. Die Kehrseite der Medaille: Die neue Gesellschaft muss möglicherweise weiterhin viel Rücksicht auf die angeschlagene Mutter RWE nehmen.

RWE-Aktie: RWE bleibt "schmutzig"

Dem RWE-Konzern brachte der Börsengang seines Geschäfts mit Ökostrom und den Stromnetzen Milliarden ein. Und auch wenn es bisher heißt, dass man langfristig weiterhin die Mehrheit an innogy behalten will, so besteht bei künftigem Kapitalbedarf dennoch die Möglichkeit, noch weitere innogy-Anteile zu veräußern.

Trotz dieses enormen Mittelzuflusses, sind Marktbeobachter geteilter Meinung, was die Zukunft von RWE angeht: "RWE ist der schwächste Kandidat unter den vier Versorgeraktien", meint Hoymann vom Bankhaus Metzler. Er verweist darauf, dass RWE hohe Schulden habe und kaum Geld verdiene. Das werde etwas geglättet durch zu erwartende Dividenden und Bargeld von innogy.

Besser fällt das Urteil von Professor Manuel Frondel, vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), aus: Er hält die Aufteilung für einen cleveren Schachzug. Seiner Ansicht nach dürfte der innogy-Börsengang auch das Überleben der Mutter RWE sichern. Mit innogy könne sich der Mutterkonzern neues Wachstum erschließen und sich Zugang zu neuen Investoren verschaffen.

E.ON-Aktie: E.ON geht den umgekehrten Weg

Da sich angesichts sinkender Börsenstrompreise mit konventionellen Kraftwerken immer weniger Geld verdienen lässt, hat auch E.ON seine Tochter Uniper ausgegliedert. Als Hauptkonzern konzentriert sich E.ON auf Erneuerbare Energien, Strom- und Gasnetze, Energiedienstleistungen sowie die deutschen Atomkraftwerke. Mit diesem verschärften Profil für beide Gesellschaften sollen neue Investoren angelockt werden.

Das Echo der Analysten fällt überwiegend positiv aus: Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs rechnet etwa damit, dass E.ON seine Ausschüttung pro Aktie bis zum Jahr 2021 fast verdoppeln kann. Er begründet das mit einem Schuldenabbaupotenzial von mehreren Milliarden Euro und geht davon aus, dass sich die Anleger nach der Abspaltung von Uniper wieder auf die guten Gewinnperspektiven, die niedrige Aktienbewertung sowie das verbesserte Geschäftsportfolio von E.ON fokussieren. Immerhin stamme der Großteil der Gewinne nun aus der Netzsparte und dem Geschäft mit Erneuerbaren Energien.

Peter Bisztyga, Analyst bei Merrill Lynch, sieht nicht mehr ganz so viel Luft nach oben. Zwar dürfte eine Lösung für die Kostenverteilung bei der Entsorgung der Atom-Altlasten den Aktien kurzfristig Rückenwind verschaffen. Dennoch dürften es der E.ON-Aktie langfristig schwer fallen, gegen Papiere traditioneller Versorger wie Enel und Iberdrola oder niedrig bewerteter reiner Erzeuger, die stärker von der Aussicht auf steigende Strompreise profitieren dürften, zu bestehen.

Uniper-Aktie: Resterampe oder doch nicht?

Uniper steht für "Unique Performance". E.ON hat in seine Tochter unter anderem den Energiehandel sowie Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden ausgelagert. Zudem betreibt das neue Unternehmen in Europa und Russland Kohle- und Gaskraftwerke mit einer Leistung von 40 Gigawatt.

Uniper steht von Anfang an unter Druck: Die stark gefallenen Strom-Großhandelspreise sorgen ebenso wie die schwache Kapitalausstattung durch E.ON für eine schwache Ausgangslage. Deshalb will der Uniper-Chef bis 2018 Unternehmensteile im Volumen von mindestens zwei Milliarden Euro abstoßen. Daneben beabsichtigt er, die Personalkosten deutlich zu reduzieren. Allerding lässt sich beides nicht so einfach umsetzen.

Trotz aller Probleme will Uniper-Chef Klaus Schäfer sein Unternehmen wieder auf Erfolgskurs bringen. "Wir wollen wetterfest sein bis 2018", gibt er als Ziel vor.

Und es besteht auch durchaus Grund zur Hoffnung: So könnte Uniper etwa ins Spiel kommen, um Strom-Engpässe zu lösen: Da wegen des steigenden Anteils Erneuerbarer Energien die Volatilität größer wird, könnte Gaskraft künftig gefragt sein, wenn einmal nicht genug Sonnen- und Windkraft eingespeist werden kann. Uniper könnte dann "Engpass-Preise" verlangen.

Die abgespaltene E.ON-Tochter sei keine Resterampe und kein "E.off", meint Aktienstratege Robert Halver von der Baader Bank. Interessant sei die Uniper-Aktie insbesondere wegen ihrer Dividendenrendite von fünf bis zehn Prozent. "Uniper ist nichts für Anleger, die auf hohe Kursgewinne hoffen, aber sie kann sich für die lohnen, die von hohen Dividenden profitieren wollen", äußert sich Daniel Stelter von der Denkfabrik "Think beyond the obvious" in ähnlicher Weise.

Laut Peter Bisztyga, Analyst bei Merrill Lynch, bietet Uniper eine Kombination aus einer voraussichtlich hohen Dividendenrendite, unterbewerteten Vermögensgegenständen sowie Sparpotenzial. Die Dividendenpolitik werde durch einen überraschend hohen Anteil stabiler Gewinne unterstützt, lobte er.

Vorteil für Zukunftsgeschäftsfelder - innogy-Aktie und neue E.ON vorn - RWE- und Uniper-Aktie riskanter

Die besten Aussichten sehen Analysten für innogy und die neue E.ON. "Beide sind gut aufgestellt, haben stabile Geschäftsfelder, werden voraussichtlich steigende Gewinne liefern und vernünftige Dividenden zahlen", lobt Metzler-Analyst Hoymann. E.ON könnte einen Vorteil haben, da die Düsseldorfer im Bereich Windenergie besser aufgestellt sind.

Riskanter seien Uniper und die neue RWE, in denen das konventionelle Stromgeschäft gebündelt wird. Zwar wird auch künftig Kohle und Gas im Energie-Mix gebraucht. Auf Dauer wird aber ihr Anteil sinken. Die entscheidende Frage wird sein, ob sich die Strompreise bald erholen oder wieder auf Talfahrt gehen.


Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images, innogy

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