Vermögensverwalter-Kolumne

Wie geht es mit China weiter?

15.03.22 09:03 Uhr

Wie geht es mit China weiter? | finanzen.net

Trotz Immobilienkrise, eines immens teuren Zero-Covid-Lockdowns, eines kritikwürdigen Umgangs mit Hongkong und den neu regulierten Technologieunternehmen bleibt China ein wichtiger Wachstumstreiber für die Weltwirtschaft.

In den letzten Wochen hat sich die chinesische Staatsführung in eine missliche Lage gebracht. Der demonstrative Schulterschluss mit Russland ist durch die russische Aggression international unhaltbar geworden. Nur mühsam rudert China zurück. Ein direkter Bruch mit den USA, Europa und Japan kann aufgrund der tiefen wirtschaftlichen Verflechtungen nicht im Sinne der Staatsführung sein. Gerade da China in 2022 wohl trotz gegenteiliger Beteuerungen auf dem Volkskongress nur in einem optimistischen Szenario mit über fünf Prozent wachsen wird.

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Viel wahrscheinlicher ist, dass der Immobilienmarkt durch die Evergrande-Pleite deutlich angeschlagen bleibt. Immerhin steht der Immobilienmarkt für bis zu 16 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Auch die Konsumstimmung bleibt angeschlagen. Hier nicht zuletzt durch die kaum noch vermittelbaren Lockdowns ganzer Millionenstädte aufgrund von Covid-Infektionen mit der im Regelfall milden Omikron-Variante. Und dabei könnte Xi Jinping gute Nachrichten gebrauchen. Im November 2022 will sich aller Voraussicht nach, das Staatsoberhaupt am Parteitag auf Lebenszeit wählen lassen.

Daher verwundert es, dass die Geldmenge M1 aktuell kontrahiert, das heißt kaum positive Impulse durch die Geldpolitik und die Fiskalpolitik auszumachen sind. Die Zentralbankzinsen liegen aktuell bei 3,7 Prozent und damit im Vergleich zu anderen Weltregionen auch nach der regionalen Inflation im positiven Bereich. Hier wäre durchaus noch viel Platz für einen wirtschaftlichen Stimulus.

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Fakt ist aber auch, dass es für europäische und US-amerikanische Unternehmen zunehmend ungemütlich wird. Nicht zuletzt der Umgang Chinas mit den Demokratie-Aktivisten in Hong-Kong oder den sehr wahrscheinlichen Menschenrechtsverletzungen in Nordost-China, stellen Unternehmen vor die Notwendigkeit sich zu positionieren. Adidas und Nike haben für ihre Entscheidung keine Baumwolle mehr aus der Uiguren-Region zu beziehen mit Boykottaufrufen deutliche Geschäftseinbußen in China zu verzeichnen gehabt.

In vielen Branchen sind aber auch ernst zu nehmende Konkurrenten vor Ort gewachsen. In der Automobilindustrie könnte der Umstieg auf Elektroantriebe die gute Positionierung der deutschen Automobilkonzerne gegenüber BYD, Nio, XPeng und vielen Weiteren ins Rutschen geraten. Es bleibt zu befürchten, dass die Weltwirtschaft zunehmend in eine durch die USA dominierte Sphäre und eine durch China dominierte Sphäre geteilt wird.

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Dennoch könnte kurzfristig ein monetärer und fiskalischer Impuls für die Weltwirtschaft positiv wirken. Zudem haben sich wahrscheinlich schon viele chinesische Konsumenten an europäische und US-amerikanische Luxusmarken gewöhnt, als dass ein harter Bruch kurzfristig zu erwarten ist.

Für Investoren können die deutlich reduzierten chinesischen Aktienbörsenkurse sogar eine interessante Anlage darstellen.

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Von Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögen in Starnberg

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