Saisonale Wende voraus
Höhere Zinsen und seit Jahresanfang, zu schnell gestiegene Kurse forderten ihren Tribut am Aktienmarkt: Wochenlang haben die Aktienmärkte nun konsolidiert und immer wieder neue Tiefs ausgebildet.
So haben die üblichen Indizes gut elf Prozent von ihren Hochs Anfang August verloren - im längerfristigen Vergleich kein dramatischer Rückgang, aber es zog sich hin. DAX und S&P 500 büßten ihre schönen Frühsommergewinne wieder komplett ein. Der Dow Jones rutschte sogar ins Minus seit Jahresanfang. Nur die Technologiebörse NASDAQ konnte sich auf höherem Niveau halten.
von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
Die Berichtssaison fiel gemischt aus und war oftmals wenig hilfreich. Immer wieder wurden Aktien deutlich abgestraft, wenn sie die Markterwartungen "nur" erreichten oder sogar verfehlten oder für die weitere Zukunft nur verhaltene Aussichten präsentierten. In Zeiten höherer Zinsen, die die Unternehmensfinanzierung verschlechtern, die Verbrauchernachfrage bremsen und Zinsanlagen wieder attraktiver machen, darf man sich aber keine Fehler erlauben. Für die Aktien schwächerer und höher verschuldeter Unternehmen brechen daher wohl schwere Zeiten an. Früher konnten schlecht angepasste Unternehmen dank künstlich niedriger Zinsen überleben. Das ist jetzt vorbei. Insofern sind viele Investoren auch skeptisch, ob sich das immer noch ansteigende Zinsniveau nicht doch negativ in der Wirtschaft bemerkbar macht.
Der Zinsmarkt steht deshalb weiter unter enger Beobachtung. Im Oktober hat die zehnjährige US-Staatsanleihe ein kritisches Niveau überschritten: erstmals seit 2007 ist sie wieder über die Marke von fünf Prozent gestiegen. Das ist der vorläufige Höhepunkt des seit Wochen anhaltenden Ausverkaufs am amerikanischen Bondmarkt. Im Mai hatte die Rendite der US-Staatsbonds mit zehnjähriger Laufzeit noch 1,6 Prozent niedriger gelegen. Für den Anleihemarkt ist das ein außergewöhnlich starker Anstieg. Marktbeobachter fürchten daher, dass durch die Neubewertung der US-Staatsanleihen die Risiken und "Unfallgefahren" im gesamten weltweiten Finanzsystem wachsen.
Als wichtigste Gründe für die fallenden Anleihekurse, die spiegelbildlich die Renditen in die Höhe treiben, sehen Volkswirte die voraussichtlich länger als erhofft hohen Leitzinsen in den USA und das wachsende Misstrauen der Investoren gegenüber der ausufernden Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten.
Normalerweise gilt der US-Anleihemarkt als Zufluchtsort für internationale Investoren in unruhigen Zeiten. Nach dieser Logik hätten die Kurse der Staatsbonds wegen der Angst vor einer Eskalation des Nahostkriegs zuletzt eigentlich steigen und die Renditen entsprechend fallen müssen. Das Gegenteil war der Fall.
Den Aktien kommt jedoch nun die Saisonalität zu Hilfe. Häufig drehen die Kurse ab November nach oben. Ein Anfang ist gemacht. Die Zauderer vom Jahresanfang erhalten eine zweite Chance, ihre Jahresperformance aufzubessern.
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