Vermögensverwalter-Kolumne

Metaverse - the next big thing?

31.01.22 09:43 Uhr

Metaverse - the next big thing? | finanzen.net

Der ehemalige Apple-Chef Steve Jobs hatte mit seiner Ankündigung des "next big thing" regelmäßig Begeisterungsstürme unter Anlegern und Apple-Fans ausgelöst. In der Geschichte der Menschheit hat es immer Erfindungen gegeben, die zu großen gesellschaftlichen Veränderungen geführt haben.

Werte in diesem Artikel

Von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln

Rückblickend weiß man jetzt, dass iPhone von Apple im Jahr 2007 ist so eine Erfindung. Ein Telefon ohne Tastatur mit dem man Musik hören und im Internet surfen konnte wurde anfangs belächelt. Experten befanden, dass dieses Mobiltelefon gegen Nokia, Blackberry, Palm und Motorola kaum eine Chance haben würde. Heute, fünfzehn Jahre später, sind diese Firmen fast oder ganz aus dem Mobiltelefonmarkt verschwunden.

Das Smartphone ist Bestandteil des täglichen Lebens

Allein im Jahr 2021 hat Apple ca. 239,9 Millionen iPhones verkauft. Der Jahresumsatz hat sich seit der Markteinführung verzehnfacht. In den USA beträgt der Marktanteil je nach Modell zwischen 30 und 40 Prozent, global hat Apple bei Smartphones einen Marktanteil von 15 Prozent. Natürlich hat der Wettbewerb schnell nachgezogen. Das Smartphone ist heute aus dem täglichen Leben kaum noch wegzudecken. Smartphones haben Adressbücher, Postkarten, Fotoapparate und CD-Player unnötig gemacht. Als erster Konzern der Welt erreichte der iPhone-Riese Anfang 2022 einen Börsenwert von drei Billionen Dollar. Erst im August 2020 hatte Apple die Schwelle von zwei Billionen Dollar überschritten.

Das iPhone war ein big thing

Steve Jobs hatte damals also Recht behalten. Das iPhone war ein "big thing". Natürlich auch für die Aktionäre. Das Unternehmen ist seit 1980 an der Börse gelistet. Wer damals 1.000 Dollar investiert hat und dabeigeblieben ist, hat heute Apple-Aktien für mehr als 1,8 Millionen Dollar im Depot. Dabei war der Weg nach ganz oben auch für Apple alles andere als gerade. 1997 stand das Unternehmen kurz vor der Pleite. Nur noch 90 Tage lang hätte Apple die Rechnungen zahlen können. Damals musste der gerade wieder in das Unternehmen zurückgekehrte Gründer Steve Jobs ein Drittel der Mitarbeiter entlassen. Mit dem ungewöhnlichen Desktop-Computer iMac schaffte das Unternehmen die Kehrtwende, 2001 folgte der iPod und 2007 das iPhone.

Das Metaverse rückt näher

Für Beobachter sind diese Geräte die notwendigen Zwischenstationen auf dem Weg zum ganz großen Ding. Das wirklich revolutionäre am Smartphone ist nicht das besondere Design, sondern das das Internet dadurch in die Hosentasche passte. Es machte den Computer obsolet, es verlagerte Dienste und Speicher ins Netz. Das Gerät an sich ist beliebig geworden, es ist nur noch das Fenster zur digitalen Welt, die unsichtbar im Internet stattfinden wird. Am Ende der Entwicklung wird auch das Smartphone verschwinden. Denn das Metaverse rückt näher. Seit Jahren das bestimmende Thema in den Entwicklungsabteilungen aller großen Tech-Unternehmen. In diesem Jahr wird erwartet das Apple seine erste VR-Brille der breiten Öffentlichkeit vorstellt. "Apple Glasses" soll die Tür zur neuen Welt werden.

Facebook heißt jetzt Meta

Die Bezeichnung Metaverse setzt sich aus der griechischen Vorsilbe meta, die nach oder jenseits bedeutet, sowie verse, was für Universum steht, zusammen. Der Begriff wurde erstmals 1991 im Roman "Snow Crash" von Neal Stephenson verwendet. Im Buch taucht die Bevölkerung in eine virtuelle Welt ab und trifft sich in Form von Avataren, also Abbildern ihrer selbst. Breite Aufmerksamkeit erhielt die Vision im Herbst letzten Jahres. Marc Zuckerberg änderte den Namen der Unternehmens-Holding von Facebook zu Meta Platforms, kurz Meta. Immer mehr Unternehmen stellen seitdem ihre Pläne zum Metaverse vor. Analysten sehen dort ein neues gewaltiges ökonomisches Potential.

Ein billionenschwerer Markt

Analysten von Morgan Stanley prophezeien ein jährliches Marktpotenzial von etwa acht Billionen Dollar. Dies wäre mehr als das Doppelte des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus dem Jahr 2020. Denn das Geld wird nicht nur mit dem Verkauf von VR- und AR-fähigen Brillen verdient, sondern liegt in der Möglichkeit, wie im realen Leben auch in den virtuellen Welten Besitz zu haben. Möglich wird dies durch die Blockchain. Kryptowährungen und NFTs könnten zu einer tragenden Säule werden. Unternehmen wie Microsoft, Amazon oder große Chiphersteller wie Nvidia wollen ebenfalls ins Metaversum eintauchen. Alle stehen derzeit Gewehr bei Fuß und warten auf den nächsten iPhone-Moment. Auch der Fondsmarkt ist in Bewegung. Die ersten Anbieter planen die Auflage von entsprechenden Fonds und ETFs.

Shopping im Metaversum

Aber nicht nur Tech-Unternehmen bereiten sich vor, auch die großen Modekonzerne haben fertige Konzepte in der Tasche oder sind bereits aktiv. "Shopping im Metaversum" klingt noch weit weg, könnte aber schon sehr bald für viele normal werden. Bis jetzt waren es vor allem Luxusmarken die virtuelle Designermode anboten. In der letzten Woche wurde bekannt, dass auch der Mode-Konzern H&M einen virtuellen Laden im Metaverse plant. Technisch gibt es laut Aussage von Fachleuten keine großen Hürden mehr. Die notwendige leistungsfähige Hardware ist vorhanden. Um die virtuellen 3-dimensionalen Welten darzustellen, werden vor allem leistungsstarke Chips und Prozessoren sowie Grafikkarten benötigt.

Metaverse - the next big thing?

Wenn Apple in diesem Jahr seine leistungsstarke Datenbrille vorstellt, wird es vermutlich der erste große Schritt in die neue virtuelle Realität. Fünfzehn Jahre nach Vorstellung des iPhones wäre es "the next big thing". Damit würde dann zeitgleich das Ende der Ära der Smartphones eingeleitet. Auch diesmal lächeln viele Investoren müde und winken beim Thema Metaverse ab. Genauso wie am 9. Januar 2007 als Steve Jobs sein iPhone vorstellte. Mittlerweile hat Apple bis zu 2 Milliarden iPhones verkauft und die Markführer, die damals lächelten, sind heute Geschichte.

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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