Kapitalmarktaussichten nach der US-Wahl
Nach dem deutlichen Wahlsieg der Republikaner in den USA wird Donald Trump im kommenden Jahr erneut das Amt des Präsidenten übernehmen und ins Oval Office einziehen. Dies stellt die Weichen für eine Vielzahl von Themen für die USA und für den Rest der Welt. Was ist davon für die einzelnen Marktsegmente am Kapitalmarkt kurz- und mittelfristig zu erwarten?
Außenpolitik und internationale Beziehungen
Uns Europäer irritiert der Politikstil von Donald Trump sehr. Wir sind es gewohnt, Kompromisse einzugehen und mit unseren Partnern des atlantischen Bündnisses Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Die internationalen Beziehungen haben sich grundlegend verändert und unter der neuen Führung der USA wird sich dieser Prozess beschleunigen. Kurz gesagt: die Welt sortiert sich neu.
Globalisierung
Es ist davon auszugehen, dass die internationale Arbeitsteilung und die bestehenden Lieferketten aus verschiedensten Gründen neuen Herausforderungen ausgesetzt sind. Zölle im unternationalen Handel und das Knüpfen neuer, tragfähiger Handelsbeziehungen werden zumindest temporär zu Lasten der Produktivität gehen und negativ auf die Wirtschaftsleistung der einzelnen Staaten und der Wirtschaftszonen wirken. Für uns Europäer sind das grundsätzlich keine positiven Entwicklungen und auch die USA stellen sich in Teilen selbst ein Bein.
Inflation und Zinsen
Sowohl in der Eurozone als auch in den USA wurde in den vergangenen Monaten der Zyklus der Zinssenkungen durch die Notenbanken eingeleitet. Bei uns in Europa von einem deutlich niedrigeren Niveau aus und auch etwas früher als in den USA. Nach den Zinserhöhungen im Rahmen der Inflationsbekämpfung im Jahr 2022 ist dies vor allem in Europa dringend notwendig, um die schwächelnde Konjunktur nicht stärker im Würgegriff zu halten.
Donald Trump hat seinen Wählerinnen und Wählern im Wahlkampf deutlich sinkende Inflationsraten in Aussicht gestellt. Mit seiner Ankündigung von Steuersenkungen für Unternehmen und weiteren Ausgaben wird seine Politik den Staatshaushalt allerdings nicht entlasten und es bleibt abzuwarten, ob die Inflation sinken wird. Sollten die Zinsen in den USA zur Verhinderung neuer, inflationärer Schübe nicht sinken, sondern eventuell sogar steigen, droht von dieser Seite Ungemach für die US-Wirtschaft. Ob die europäische Zentralbank in diesem Umfeld dann wie erwartet die Zinsen deutlich senken kann, werden wir sehen. Klar ist die Entwicklung und deren Auswirkungen keinesfalls.
US-Aktien
Die US-amerikanischen Aktienmärkte sind relativ hoch bewertet. Die Verhältnisse der Kurse zu den Unternehmensgewinnen liegen oft mehr als 20 Prozent über dem langfristigen Durchschnitt. Dies spricht gegen weiterhin, deutlich steigende Kurse. Andererseits könnten eine unternehmensfreundliche Politik und die Hoffnung auf sinkende Zinsen, gepaart mit Vorschusslorbeeren für die Regierung Trump für ordentlich Rückenwind für US-Aktien sorgen. Besonders positiv sieht es aus unserer Sicht für die von Donald Trump unterstützten Unternehmen der sogenannten Old Economy aus.
Europäische Aktien
Europa befindet sich in einer herausfordernden Lage. Die wirtschaftliche Entwicklung stockt und der langjährige Motor Deutschland steckt tief in der Krise. Strukturelle Probleme und sich ändernde Handelsbeziehungen gilt es zu bewältigen. Die Draghi-Kommission hat Ideen zum Wiedererstarken der Eurozone geliefert. Bisher ist noch nicht abzusehen, ob der Mut besteht, diese in Angriff zu nehmen. Aus diesem Grund sollten Investitionen wohldosiert und mit der notwendigen Vorsicht getätigt werden. Allerdings sind die europäischen Aktienmärkte im internationalen Vergleich moderat bewertet und verfügen aus dieser Perspektive über Aufholpotenzial.
Aktien - pazifische Wirtschaftszone RCIP
Zölle werden die Wirtschaftsleistung Chinas negativ beeinträchtigen. Allerdings betreibt China bereits seit vielen Jahren prosperierenden Handel mit vielen Ländern im pazifischen Raum. Die Abhängigkeit von Europa und den USA ist gegeben, nimmt aber durch andere Handelspartner ab. Die Volkswirtschaften der pazifischen Region werden in den kommenden Jahren deutlich wachsen und spätestens heute sollten nach unserer Auffassung Investitionen dauerhaft getätigt werden. In den kommenden Jahren wird die wirtschaftliche Musik in dieser Region spielen, ob es uns gefällt oder nicht. Der chinesische Aktienmarkt beispielsweise ist aktuell relativ günstig bewertet.
Saisonale Effekte
Traditionell sind die Monate Oktober bis März sehr gute Monate für Aktien. Insbesondere im Jahr nach Präsidentschaftswahlen in den USA konnten Aktienmärkte deutliche Kursgewinne vorweisen. Dies sind zwei gute Argumente für mutiges Investieren. Allerdings ist dieser Präsident gänzlich anders als viele seiner Vorgänger…
Also: Wachsam bleiben und Butter bei die Fische!
Autor: Heiko Löschen, Geschäftsführer der GSP asset management in Münster
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.