Emerging Markets - Vor dem Comeback?
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Seit seinem Höchststand zu Beginn des Jahres 2021 hat der MSCI Emerging Markets Index über 20 Prozent verloren. Waren es im Jahr 2021 die weltweite Zinswende und die rückläufigen Rohstoffpreise, die Sand in das Getriebe der EM-Märkte streuten, so verunsicherte ab Februar 2022 der Einmarsch Russlands in die Ukraine.
Anhaltende Probleme in den Lieferketten und wiederholte Corona-Lockdowns in China stellten einen weiteren schwerwiegenden Belastungsfaktor für die Märkte dar. Die weiter steigenden Inflationsraten in den Industrieländern belasteten ebenso. Nur einzelne Märkte wie Indien oder Indonesien zeigten eine positive Kursentwicklung in der jeweiligen Währung.
Viele Schwellenländeraktien notieren nach den jüngsten Marktrückgängen am unteren Ende ihrer historischen Bewertungsspanne. In der Vergangenheit war dies häufig der Zeitpunkt, wo Risiken ausreichend eingepreist waren und sich eine Trendwende ankündigte. Darüber hinaus gibt es erste wirtschaftliche und politische Anzeichen, dass sich die Situation verbessert und das sich verstärkt die rein fundamentalen Argumente durchsetzen.
Die Emerging Markets verfügen über ein überdurchschnittliches Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum im Vergleich zu den Industrieländern, welches sich nun wieder verstetigen könnte und damit deutlicher in steigenden Erträgen der Unternehmen niederschlägt. Das sollte dann auch zu steigendem Optimismus an den Märkten, steigender Nachfrage und letztlich zu steigenden Kursen führen.
Die Gründe für den aufkommenden Optimismus sind die Folgenden: Das weltweite Zinsniveau ist auf einem Niveau, welches keine weiteren signifikanten Erhöhungen erwarten lässt. Vielmehr werden für 2024 erste vorsichtige Lockerungsmaßnahmen der Notenbanken erwartet. Der US-Dollar scheint seine Aufwärtstendenz ebenso weit ausgereizt zu haben. Beide Faktoren würden bei einer Abschwächung die stark in US-Dollar verschuldeten Länder entlasten. China hat seine schwierige wirtschaftliche Lage erkannt und stimuliert seine Wirtschaft über Zinslockerungen. Eine Tendenz, die sich im Jahresverlauf fortsetzen sollte. Diese Entwicklung wird die gesamte Region Asien positiv beeinflussen. Die Rohstoffmärkte werden zukünftig wieder eine positivere Entwicklung zeigen, was die Einnahmensituation vieler EM-Länder verbessert. Letztlich sind die Stimmungsindikatoren für Aktienmärkte in den EM sehr negativ, in vielen Fällen ein guter antizyklischer Kaufzeitpunkt.
Trotzdem sollten sich Anleger der weiter vorhandenen Risiken bewusst sein. Zu nennen sind hier insbesondere eine Verschlechterung der Handelsbeziehungen USA/China, ein totalitäres Vorgehen Chinas gegenüber Taiwan und eine Ausweitung des Ukraine-Kriegs. Aus diesem Grund sollten Investitionen gestaffelt erfolgen. ETFs erscheinen aufgrund der Risikostreuung und der Kosten die geeigneten Produktwahl zu sein. Hierbei können Anleger aus einer Vielzahl von Produkten wählen, zum Beispiel den IShares MSCI EM (WKN A0HGWC). Ähnliche Produkte bieten auch Amundi, Xtrackers und andere Anbieter an Anleger, die China ausschließen wollen, haben ebenso eine Reihe von Produkten zur Auswahl. Beispielhaft sei der Lyxor EM ex China (WKN LYX99G) genannt.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Emerging Markets aktuell deutlich höhere Chancen bieten als Risiken. Anleger sollten diese wieder stärker in den Focus ihrer Überlegungen stellen.
von Uwe Wiesner, Vermögensverwalter der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin
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