Vermögensverwalter-Kolumne

Corona als Kursbeschleuniger

14.12.20 08:18 Uhr

Corona als Kursbeschleuniger | finanzen.net

die Börse folgt ihrer eigenen Logik: die Kurse steigen nicht trotz, sondern wegen Corona, meint Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

Ein bewegtes Börsenjahr liegt hinter uns. Wie so oft kam es anders als gedacht: Niemand hatte zu Jahresanfang so recht eine stärkere Ausbreitung von Corona oder gar den Börsenabsturz im März auf dem Schirm, geschweige denn, dass sich die Kurse trotz Corona wieder so stark erholen würden.

Wie aber passen Corona und steigende Kurse an den Börsen zusammen? Wer seit März auf Aktien setzte, schien aus Sicht vieler Skeptiker nicht sehen zu wollen, was so offensichtlich ist: Corona und die damit verbundenen Lockdowns in weiten Teilen der Industriestaaten schwächen natürlich die Weltwirtschaft und drücken damit die Unternehmensgewinne. Diese sind wiederum langfristig der wichtigste Treiber für Aktien, weil es ohne Gewinne keine Erträge und Dividenden gibt, und eine börsennotierte Firma so keine Perspektive bietet. Insofern schienen doch eher weiter sinkende und nicht etwa steigende Kurse angebracht.

Zunächst griffen nur ein paar Mutige ins fallende Messer, denn der Börsenabsturz ging doch sehr schnell sehr weit. Auch wurde bald klar, dass es auch Gewinner aus den Lockdowns gibt. Alles was online war und mit Digitalisierung zu tun hatte, schien fein raus. Im Laufe des Jahres verbreiterte sich dann aber die Kurserholung, und die Kurse stiegen trotz fallender Unternehmensgewinne.

Die Begründung für das Phänomen war absehbar: Sobald die ersten positiven Impfstoffmeldungen vorliegen würden, könnte sich die klassische Ökonomie, allen voran auslandsstarke und konjunkturempfindliche Industriekonzerne sowie besonders betroffene Branchen wie Handel, Verkehr und Tourismus stark erholen. Genau das war dann auch im November der Fall. Obwohl die aktuell zweite Viruswelle Europa noch stärker im Griff hat als die erste, obwohl die Infektions- und Krankheitszahlen neue Rekordstände erreichen, herrscht an der Börse die Überzeugung vor, dass die Wirtschaft nach Corona durchstarten wird - egal, ob es noch zwei, vier oder sechs Monate dauert, bis Massenimpfungen die Pandemie wirkungsvoll eindämmen.

Aus Sicht der Börse, die nicht die Vergangenheit und die triste Gegenwart beurteilt, sondern stets auf die Zukunft spekuliert, ist Corona Geschichte - egal wie viele Nachwellen da noch kommen. Darauf setzen Anleger jetzt, um nicht zu spät Aktien von Unternehmen zu kaufen, die von einer anspringenden Weltwirtschaft 2021 und 2022 mit steigenden Konzerngewinnen profitieren werden. Am Ende bleibt es für Anleger eine Wette mit zwei starken Kaufargumenten: Die Kurse steigen, weil es für Erspartes auf dem Konto sowie für Zinsanlagen eben keine Zinsen gibt. Sie steigen, weil sich die Perspektiven für anwachsende Unternehmensgewinne immer weiter aufhellen - nicht trotz, sondern wegen Corona. Die Pandemie hat die Ausgangsbasis dafür aufgrund der kräftigen Nachfrage-, Auftrags- und Ertragseinbrüche in diesem Jahr erheblich verbessert. Insofern erweist sich Corona jetzt sogar als Beschleuniger für steigende Kurse.

2020 findet damit einen versöhnlichen Abschluss, auch wenn die aktuelle Situation an unseren Nerven zerrt. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Bis dahin: Frohe Weihnachten und bleiben Sie gesund!

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