Brexit: ein Strohfeuer für Anleger
Ob Deal oder No Deal, ob harter Brexit oder abgefederter: für Anleger wird es so oder so ein Gewinn. Nichts hasst die Börse mehr als Unsicherheit - und die ist bald vorbei. In jedem Fall sollten britische Aktien also attraktiver werden. Aber selbst wenn es zu einer Rallye nach dem Brexit kommt: diese wird nur von kurzer Dauer sein.
Ein Abkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich ist möglich. Dieses würde den Austritt Großbritanniens aus der EU regeln, die wirtschaftliche Zusammenarbeit liefe weiter, Berechenbarkeit kehrt ein. Planungssicherheit. Klarheit. Alles Begriffe, wie sie die Börse sucht und braucht, um sich ein Bild von der Zukunft machen zu können. Dann lassen sich Risiken wieder berechnen, Umsätze und Gewinne. Sobald also klar ist, wie Großbritannien aus der EU geht, wird die Börse jubeln. Denn in den vergangenen Jahren hat der britische Aktienmarkt nicht mit der Entwicklung der anderen Börsen mithalten können. Tief sitzt das Misstrauen und tief wurzelt der Zweifel. Ist dies geklärt, richtet sich der Blick nach vorne. Zunächst auf die nahe Zukunft. Und die sieht für Anleger gut aus. Denn die Unterbewertung der Londoner Börse wird aufgeholt werden, britische Aktien werden den Brexit-Malus abstreifen. Gute Chancen also für Gewinne. Aber nur kurzfristig. Danach wird sich der britische Aktienmarkt zweiteilen. In Unternehmen, die weltweit tätig sind und ihre Gewinne überall auf der Welt erzielen und solche, die den britischen Markt brauchen. Beide Gruppen werden dann wieder nach ihren Fundamentaldaten bewertet werden. Die sehen aber für die erste gruppe deutlich besser aus als für die zweite. Denn während große Konzerne dann ihre Geschäfte im Rahmen der Weltkonjunktur entwickeln, sind die britischen Firmen auf Großbritannien zurückgeworfen. Und dieser Markt wird wenig Grund zur Freude geben. Der Brexit wird die britische Konjunktur bremsen, egal wie ein Abkommen aussieht. Einzelgängertum in einer Welt, die sich zu großen Blöcken zusammenschließt, wird nicht zu steigendem Wohlstand führen. Der asiatische Raum unter der Führung von China macht es gerade vor und geht den umgekehrten Weg. In Lateinamerika und in Afrika entstehen Freihandelszonen oder werden ausgebaut und vertieft. Nur die Briten gehen einen eigenen Weg. Es ist nicht zu erwarten, dass dieser Weg große Erfolge bringt. Es ist eher anzunehmen, dass Großbritannien nach einer Phase der Begeisterung über die Unabhängigkeit harte Arbeit bevorsteht, um überhaupt das Level von heute zu halten. Ein Abgleiten ist wahrscheinlicher als ein Aufstieg. Für Anleger aber heißt das: Wer Spekulationen liebt könnte versuchen, ob die Londoner Börse nicht die Euphorie des Abschieds feiert, die Klarheit des Exits ob mit oder ohne Deal. Wer das tut sollte aber mögliche Gewinne zügig mitnehmen. Denn auf längere Sicht wird das nichts mit dem Markt in UK.
von Uwe Zimmer, Geschäftsführer Fundamental Capital GmbH, Hennef
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