Vermögensverwalter-Kolumne

Aktienmärkte auf historischen Höchstständen Marktkommentar zum 3. Quartal 2021

19.07.21 07:25 Uhr

Aktienmärkte auf historischen Höchstständen Marktkommentar zum 3. Quartal 2021 | finanzen.net

Das zweite Quartal endete an den Aktienmärkten erneut mit einem deutlichen Kursplus. Somit konnten die vergangenen fünf Quartale allesamt mit Kursgewinnen abschließen. Dies führte dazu, dass die Indizes in den USA und Europa mittlerweile auf oder nahe ihrer historischen Höchstwerte notieren.

Die Gründe dieser Entwicklung liegen in der fortschreitenden Normalisierung des Wirtschaftslebens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die üppige Liquidität am Kapitalmarkt sowie Probleme in den globalen Lieferketten, wo aufgrund eines starken Nachfrageanstiegs nach Gütern nicht genügend Materialien zum Bau dieser Güter geliefert werden konnten (Chipmangel, Baumaterialien), sorgten derweil für einen deutlichen Anstieg der Inflation. In den USA wurden zuletzt Inflationsraten von fünf Prozent gemessen, während in Deutschland ein Preisanstieg von 2,5 Prozent verzeichnet wurde. Dies sind Größenordnungen, welche zuletzt 2009 nach der globalen Finanzkrise erfasst wurden. Vor diesem Hintergrund hat die amerikanische Notenbank - die Federal Reserve (Fed) - begonnen über eine Reduktion ihrer Liquiditätsmaßnahmen zu beraten. Dies führte dazu, dass der Markt nun erwartet, dass das Anleiheankaufprogramm im Umfang von 120 Milliarden Dollar pro Monat möglicherweise schon dieses Jahr reduziert wird und dass erste Leitzinserhöhungen schon 2023 drohen. Die Reduzierung von Anleihekäufen oder eine Erhöhung der Leitzinsen kann einerseits helfen Inflationstendenzen einzudämmen. Es führt aber andererseits zu einer Belastung des Wirtschaftswachstums, da weniger Geld im Umlauf gleichzeitig auch weniger Investitionen und weniger Konsum bedeutet.

Aktieninvestments auf diesen Niveaus noch sinnvoll?

Den Blick nach vorne gerichtet stellt sich die Frage, ob Aktieninvestments zu historischen Höchstständen überhaupt attraktiv und sinnvoll sind, wo doch eine einfache Börsenregel besagt "Kaufe unten, und verkaufe oben". Grundsätzlich lässt sich konstatieren, dass Höchststände bei Aktiennotierungen zunächst einmal lediglich eine psychologische Schwelle, aber keine mathematische Hürde darstellen. Geht man von der Grundannahme aus, dass die Weltwirtschaft auch in Zukunft wachsen wird, dann sollten auch die in dieser Wirtschaft agierenden Aktienunternehmen wachsen und somit wertvoller werden. Diese Entwicklung verläuft natürlich nicht linear, sondern in Wellen, aber langfristig mit steigender Tendenz. Langfristige Anleger brauchen auch hohe Kurse nicht unbedingt zu scheuen. Was für steigende und was für fallende Notierungen spricht, muss man differenziert betrachten.

Makroökonomisches Bild spricht für weiter steigende Aktienkurse

Die Weltwirtschaft erholt sich gerade von einer einschneidenden Rezession, welche durch die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr ausgelöst wurde. Dementsprechend wächst die Wirtschaft aktuell sehr stark. Zudem werden aktuell weitreichende Öffnungsschritte zur Normalisierung des alltäglichen Lebens vollzogen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass der private Konsum in der zweiten Jahreshälfte ansteigen wird. Viele Haushalte haben in der Krise gespart. Des Weiteren wird die Geldpolitik der Zentralbanken in diesem Jahr weiterhin akkommodierend und die fiskalpolitischen Impulse der Staaten stark bleiben. Damit ist bis auf weiteres eine anhaltende Liquiditätsversorgung für die Märkte sichergestellt. Dies sorgt aber auch dafür, dass Anlagealternativen zu Aktien derweil vergleichsweise unattraktiv sind. Anleihen bieten kaum positive Realrenditen und das Vorhalten von Liquidität auf Bankkonten wird zunehmend mit Strafzinsen belegt. Somit spricht alles für einen langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien. Risiken allgegenwärtig

Die Covid-Pandemie ist jedoch noch nicht ausgestanden. Neue Lockdown-Maßnahmen würden die Wachstumsaussichten deutlich eintrüben. Außerdem stellt die Inflationsentwicklung ein akutes Risiko dar, da eine erhöhte und weiter anziehende Geldentwertung die Zentralbanken dazu zwingen könnte, die Liquidität am Markt vorzeitig zu reduzieren. Dies würde den Markt, der seit 2008 - bis auf eine kurze Episode 2018 - lediglich eine stützende Geldpolitik kennt, stark belasten. Als 2018 zuletzt die Zinsen in den USA erhöht wurden, brach der Markt zwischenzeitlich um ca. 20 Prozent ein. Zudem sind auch politische Risiken nicht zu unterschätzen. Insbesondere das Vormachtringen der beiden Supermächte China und USA hat profunde Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Die anstehende Bundestagswahl sollte für die Finanzmärkte hingegen von geringer Bedeutung sein.

Auswirkungen auf das Investmentbild

Wir gehen davon aus, dass auch im zweiten Halbjahr die Chancen gut stehen, dass Aktien weiter steigen, da das makroökonomische Umfeld weiterhin positiv ist. Dies gilt insbesondere solange die Liquiditätsversorgung der Märkte anhält. Dabei wird viel vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängen. So müsste die Attraktivität der Anlageregionen mit zunehmender Impfquote und damit einhergehenden Öffnungsschritten steigen, so dass Europa und wahrscheinlich mit etwas zeitlichem Verzug auch die Entwicklungsländer sowie insbesondere Asien gute Kurschancen bieten. Für die USA könnten derweil sehr hohe Bewertungsniveaus, Pläne zu Steuererhöhungen im Rahmen der Finanzierung der Corona-Maßnahmen sowie eine abnehmende Wachstumsdynamik die Aktienkurse etwas ausbremsen. Allerdings dürfte die Geschwindigkeit des Kursanstiegs nicht weiter so rasant bleiben wie in der ersten Jahreshälfte und die nächste Phase des Aufschwungs nicht mehr so uniform voranschreiten.

Dementsprechend wird sich unseres Erachtens bei Aktienanlagen die Spreu vom Weizen trennen. Dies eröffnet Chancen für eine aktive Aktienselektion. Des Weiteren gehen wir aufgrund der beschriebenen Risiken davon aus, dass wir eine größere Volatilität am Aktienmarkt beobachten und Phasen stärkerer Kursverluste wahrscheinlicher werden. Anleiherenditen sind zuletzt wieder stark gesunken und haben zu Kursgewinnen bei Renteninvestments geführt. Diesen Trend sehen wir allerdings lediglich als temporär an und glauben, dass in naher Zukunft wieder höhere Zinsen eingepreist werden. Dies impliziert, dass Rentenanlagen zurzeit wenig Potenzial bieten. Gold hingegen könnte als Absicherungsposition nach einem schwierigen ersten Halbjahr wieder an Attraktivität gewinnen. Angesichts massiver Verschuldungsquoten weltweit und einem deutlichen Anziehen der Inflation kann Gold eine wichtige Ankerposition für den Werterhalt im Portfolio darstellen.

Fazit: Wir sind trotz historischer Höchstkurse weiter vorsichtig optimistisch für den Aktienmarkt und sehen das Potenzial weiter steigender Kurse. Die Corona Pandemie sollte so weit entschärft werden, dass sich die Wirtschaft deutlich erholen kann. Die Fiskalpolitik der Regierungen und die Geldpolitik der Notenbanken werden dazu beitragen, dass der wirtschaftliche Aufschwung in 2021/22 gelingen wird. Allerdings gibt es auch wesentliche Risikofaktoren wie die anziehende Inflation, so dass wir im kommenden Halbjahr mit volatileren Märkten und auch vereinzelt mit stärkeren Kursrücksetzern rechnen. Kurspotenzial sehen wir vor allem in den Regionen, in denen nach der Corona Pandemie zunehmend ein Übergang in die Normalität gelingt, vorrangig in Europa sowie in weiten Teilen der Entwicklungsländer und Asiens. Auch Goldinvestments können angesichts eines sich verfestigenden Inflationsumfelds interessant sein.

von Lars Murek, Chief investment officer, Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/?utm_source=finanzennet&utm_medium=ppc&utm_campaign=leuapress&utm_content=textlink

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