Analyst: Warren Buffetts Investmentstrategie steckt in der Krise
Milliardär Warren Buffett ist das große Vorbild vieler Anleger, die sich von einem Nachahmen seiner Strategie ähnlich kräftige Erfolge an der Börse erhoffen. Die ließen in den letzten Jahren aber auf sich warten.
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Warren Buffett gilt als der Star-Investor schlechthin. Mit seiner Holding Berkshire Hathaway findet er scheinbar immer die richtigen Unternehmen für ein Investment und fährt so Milliardengewinne ein. Doch in letzter Zeit lässt der Erfolg offenbar etwas nach: Im Geschäftsjahr 2016 verdiente Buffett mit 24,1 Milliarden Dollar trotz Trump-Rally etwas weniger als im Vorjahr und auch im ersten Quartal 2017 fiel der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27 Prozent auf rund 4,1 Milliarden Dollar zurück. Funktioniert Buffetts Value-Investment-Strategie, bei der nur in Unternehmen investiert wird, die ein einfaches und solides Geschäftsmodell haben aber an der Börse unterbewertet sind, also nicht mehr? Sie steckt zumindest in der tiefsten Krise seit der Großen Depression, sagt eine neue Studie der Investmentbank Goldman Sachs.
Liegt das Value-Investing im Sterben?
In seiner Analyse mit dem Titel "The death of value?" stellt Analyst Ben Snider der Strategie des Value Investings für die vergangenen Jahre kein gutes Zeugnis aus. Anleger, die es Warren Buffett gleichgetan, Aktien mit einer niedrigen Bewertung gekauft und überbewertete Titel wieder verkauft hätten, hätten in sechs der letzten zehn Jahre eine negative Rendite erzielt. Insgesamt betrage der Verlust in diesem Zeitraum 15 Prozent, zitiert "CNBC" den Experten von Goldman Sachs. Zum Vergleich: Der S&P 500 konnte in diesem Zeitraum seinen Punktestand ungefähr verdoppeln.
Zuvor, in den Jahren 1940 bis 2007, hätte die Strategie hingegen noch besser funktioniert: Damals sei eine durchschnittliche Rendite von fünf Prozent pro Jahr und in sieben von zehn Jahren sei ein Gewinn drin gewesen, heißt es in der Analyse weiter.
Ist Value Investing also am Ende? Immerhin fließt momentan immer mehr Geld in passive Anlageinstrumente wie ETFs, die nicht nur weniger Aufwand auf Seiten des Anlegers erfordern und bislang solide Renditen aufweisen konnten, sondern die auch dafür sorgen, dass es immer schwerer wird, unterbewertete Aktien zu finden. Immerhin kaufen ETFs einfach alle Papiere, die sich im abgebildeten Index befinden, egal ob sie teuer oder billig sind und treiben so die Bewertungen immer weiter nach oben. Die schwache Performance der Value-Investing-Strategie bringt der Goldman-Sachs-Experte dann auch direkt mit der steigenden Beliebtheit solcher passiven Anlagestrategien in Verbindung, die Warren Buffett und seinen Anhängern das Leben schwer machen.
Anleger müssen sich auf tiefere Erträge einstellen
Die Strategie von Warren Buffett ganz abschreiben sollten Anleger deshalb jedoch trotzdem nicht. "Wir glauben, dass die Value-Strategie eine gute Langfrist-Strategie bleibt, auch wenn zukünftige Erträge höchstwahrscheinlich geringer sein werden als der historische Durchschnitt", schreibt Analyst Snider. Der Erfolg eines Value Investors würde zudem immer davon abhängen, wie weit fortgeschritten der aktuelle Konjunkturzyklus sei. "Der fundamentale Hintergrund für Erträge aus Value-Strategien war in den letzten Jahren besonders unfreundlich, aber diese Bedingungen werden höchstwahrscheinlich nicht andauern (und schwächen sich bereits wieder ab)", so der Experte weiter. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich auch diese Strategie wieder besser schlägt - auch wenn Anleger voraussichtlich noch etwas Geduld mitbringen müssen.
Wer sich trotz der jüngst schwächeren Performance weiter auf den Spuren von Warren Buffett bewegen will, sollte dabei aber eine Sache beachten, die die Goldman-Analyse unterschlägt. Denn während in der Studie davon gesprochen wird, Aktien zu kaufen, die unterbewertet sind, und Aktien zu verkaufen, die überbewertet sind, entspricht zumindest der zweite Teil nicht Buffetts Investmentphilosophie. Der Starinvestor kauft zwar gerne gute Papiere günstig ein - davon sie wieder zu verkaufen, sobald ihre Bewertung zu hoch geworden ist, spricht er jedoch nicht.
Redaktion finanzen.net
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