Aktienwunder Bank of America: Was hinter der Kursverdopplung steckt
Aus einer Riesenbaustelle in der Finanzkrise ist eine der attraktivsten Turnaroundgeschichten der Wall Street geworden. Der Aufschwung am US-Immobilienmarkt hilft der zweitgrößten US-Bank.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Brian Moynihan hat sich nur einen bescheidenen Vorschuss gegönnt. Der Chef der Bank of America (BofA) verkaufte vor Weihnachten rund 19 000 seiner insgesamt 500 000 Aktien an der zweitgrößten US-Bank. Wert: rund 200 000 Dollar, genug Geld für Geschenke und ein paar schöne Tage mit der Familie. Ein bisschen Luxus darf es schon mal sein nach einem aufreibenden Jahr, das Moynihan als das erfolgreichste seiner Karriere bezeichnen dürfte. Das Papier des traditionsreichen Instituts stieg 2012 um über 100 Prozent — es war die beste Entwicklung unter allen 30 Papieren im amerikanischen Leitindex Dow Jones.
Der 53-jährige Banker hat einiges für die Turnaround-Story des Jahres getan. Rund 30 000 Jobs stehen seit Ende vergangenen Jahres zur Disposition, als Moynihan den größten Kehraus in der Unternehmensgeschichte ankündigte. Bei seinen Mitarbeitern hat sich der Mann aus dem Mittleren Westen damit kaum beliebt gemacht, eine Webzeitung widmete Moynihan unlängst den Aufmacher in einem Beitrag über die größten Jobkiller des Jahres.
Entlassungen und Kostensenkungen sind offenbar ein probates Mittel, um den einst stark wankenden Finanzriesen wieder fit zu machen. Die Altlasten des Instituts waren gewaltig, als Moynihan Anfang 2010 die Nachfolge von Kenneth Lewis antrat. Lewis, der mit einer Abfindung von über 80 Millionen Dollar in Rente geschickt wurde, hatte die BofA mit der Übernahme der angeschlagenen Investmentbank Merrill Lynch fast versenkt. Zuvor hatte das Institut in North Carolina mit dem Immobilienfinanzierer Countrywide Financial auch noch einen der größten Emittenten fauler Hypotheken geschluckt. Washington musste der Bank mit 45 Milliarden Dollar unter die Arme greifen, um eine Insolvenz zu verhindern.
Die Aufarbeitung der Beinahepleite läuft immer noch. Allein Vergleiche, Schadenersatzzahlungen und Prozesskosten aus der Finanzkrise haben das Kredithaus über 28 Milliarden Dollar gekostet. Um das Geld aufzutreiben, verschlankte Moynihan das Institut und verkaufte Firmenteile und Beteiligungen für rund 60 Milliarden Dollar. Im dritten Quartal musste die BofA noch mehr oder weniger ihren gesamten operativen Gewinn für die Altlastbeseitigung aufwenden. Noch ist nicht der gesamte Müll weggeräumt, doch der Berg wird zusehends kleiner.
Fit für den Bankenstresstest
Die Bank habe genügend Kapital gehortet, um auch den kommenden Stresstest der US-Notenbank Fed zu bestehen, betonte Moyhinan jüngst auf einer Investorenkonferenz in New York. Der Test ist anspruchsvoll: Die US-Banken müssen zeigen, dass sie neben einer Rezession in den USA auch einen globalen Abschwung überstehen könnten. Die Ergebnisse werden für kommenden März erwartet.
Börsianer spekulieren seit geraumer Zeit darauf, dass das Institut nach bestandener Prüfung möglicherweise Cash auszahlt, und setzen auf Aktienrückkäufe beziehungsweise höhere Dividendenzahlungen. Die Fantasie der Aktie speist sich auch aus der Erholung des US-Immobilienmarkts. Trotz der nur mäßigen Erholung der Gesamtwirtschaft scheint der einstige Herd der Finanzkrise auf einem nachhaltig guten Weg. Die Häuserpreise sind 2012 laut Case-Shiller-Index zum ersten Mal seit 2006 wieder gestiegen.
Die BofA gilt als einer der Hauptprofiteure eines anziehenden Häusermarkts. Der operative Gewinn überstieg zuletzt die Gewinnerwartungen der Analysten. Während für 2012 noch Umsatzschwund und Gewinnrückgang erwartet werden, sind die Aussichten für 2013 weitaus besser. Analysten rechnen hier im Schnitt mit einem Zuwachs beim Geschäftsvolumen von gut zwei, beim Gewinn von fast 70 Prozent. Auch Aktionär Moynihan dürfte darunter nicht leiden.
Investor-Info
Bank of America
Hohes Potenzial
Die Aktie ist auch nach dem starken Anstieg noch günstig bewertet, sie kostet nur halb so viel wie der aktuelle Buchwert. Analysten rechnen für 2013 mit einem Gewinnanstieg von fast 70 Prozent. Charttechnisch noch Potenzial bis etwa zwölf Euro.
ISIN: US0605051046
Kursziel: 12,00 Euro
Stopp: 6,70 Euro
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